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1&1: Ist die Aktie jetzt noch interessant?

Die Aktie des Telekommunikationsanbieters 1&1 (WKN: 554550) bewegt sich mit aktuell 16,10 € weiterhin auf einem hohen Niveau. Seit August/September hat sie um +62% zugelegt. Damit ist ein guter Teil des Kursverlustes seit Anfang 2022 wieder eliminiert. Anleger fragen sich jetzt: Ist dieser Anstieg nachhaltig?

1&1 AG

ℹ️ 1&1 vorgestellt

Die 1&1 AG ist ein deutscher Telekommunikationsanbieter mit Sitz in Montabaur. Das Unternehmen bietet sowohl Mobilfunk- als auch Festnetzdienstleistungen an. Beim Mobilfunk greift 1&1 auf die Netzinfrastruktur von Vodafone zurück. Das Unternehmen gehört seit 2017 mehrheitlich zur United Internet AG. 1&1 ist im SDAX gelistet und momentan an der Börse mit ca. 2,85 Milliarden € bewertet.

Eigenes Funknetz freigeschaltet

Endlich ist die Freischaltung des eigenen Funknetzes erfolgt. Allerdings ist es noch sehr gering, gerade 60 Antennenstandorte umfasst es bisher. Dennoch ist es der Anfang, ein weiterer Ausbau ist vorgesehen. Bis 2030 will das Unternehmen 5 Milliarden € in den weiteren Ausbau stecken.

Als das rheinland-pfälzische Unternehmen 2019 eigene Frequenzen für 1,1 Milliarden € ersteigerte, war ein schnellerer Ausbau vorgesehen. Die Vorgabe seitens der staatlichen Regulierungsstelle ist, dass bis 2025 mindestens 25% der deutschen Haushalte über das Netz Zugriff haben. In den ersten Jahren kam der Ausbau des eigenen Netzes nur sehr schleppend voran und 1&1 wurde hierfür immer wieder kritisiert.

Damit die 12 Millionen Mobil-Vertragskunden dennoch den 5G-Standard nutzen können, wurde das Netz von O2 genutzt. Dieses Unternehmen verfügt über 28.000 Antennenstandorte. Die Nutzung dieses Fremdnetzes wird auch noch eine Weile andauern.

Zukünftig werden deutlich leistungsfähigere Netze benötigt. Mit dem Netzunternehmen Rakuten wurde ein solches geschaffen. Es basiert auf einer offenen Struktur (Open RAN) und benötigt keine speziellen Ausrüster, beispielsweise Huawei.

Insgesamt beginnt für den Konzern aus Montabaur damit ein neues Kapitel.

Ralph Dommermuth, CEO 1&1 AG, kommentierte den Netzaufbau so:

Von Anfang an haben wir die Entwicklung der neuartigen Open RAN-Technologie eng verfolgt. Als Rakuten dann vor drei Jahren das erste vollständig virtualisierte Mobilfunknetz in Tokyo, Nagoya und Osaka launchte, waren wir uns sicher: Das ist die Zukunft.

Ertragslage weiterhin unbefriedigend

Aus dem am 10. November veröffentlichten Quartalsbericht wird ersichtlich, dass das operative EBITDA der ersten neun Monate mit 511 Millionen € gegenüber dem Vorjahreszeitraum um rund 7% gesunken ist. Hierbei gibt es zwei unterschiedliche Entwicklungen. Im Segment Mobilfunk führten die Kosten für den Netzausbau zu einem operativen Verlustanstieg auf 74 Millionen € – ein Jahr zuvor lag der Verlust bei 27 Millionen €. Im Hauptsegment Access verbesserte sich das operative Ergebnis von 576 auf 585 Millionen €.

Beim Umsatz trat eine Steigerung des Gesamtumsatzes von 2,8% auf 3,03 Milliarden € ein. Das Hauptsegment Service wuchs leicht um 1,3% auf 2,4 Milliarden €.

An der Jahresprognose hält das Unternehmen fest. So soll die Kundenzahl um 500.000 wachsen. Die Serviceumsätze sollen um 2% auf 3,23 Milliarden € steigen. Und beim operativen EBITDA wird mit einem Wert von 655 Millionen € gerechnet.

Was ist beim weiteren Kursverlauf zu erwarten?

In dem starken Kursanstieg sind die positiven Ereignisse, insbesondere die Netzfreischaltung, eingepreist. Jetzt kommt es auf den weiteren Ausbau sowie die Geschäftsentwicklung an. Beim operativen Ertrag dürften vorerst keine großen Steigerungen zu erwarten sein. Hohe Ausbaukosten im Mobilfunkbereich belasten weiterhin die Ertragslage.

Da die Börsenteilnehmer die Zukunft bewerten, besteht meines Erachtens noch ein geringes Potenzial, daher liegt mein Kursziel bei 17,50 €. Die Analysten der Citibank mit 18 € teilen diese Einschätzung. HSBC sieht derzeit mit einem Zielkurs von 16,50 € kein weiteres Kurspotenzial. Goldman Sachs sowie weitere Experten halten Kurse von 20 € für realistisch. Die Einschätzung der Berenberg Bank mit 30 € dürfte vorerst unrealistisch sein.

Mein Fazit: Aufgrund der eingetretenen Kurserholung ist die Aktie momentan uninteressant geworden. Erst bei einer deutlichen Korrektur bieten sich wieder gute Chancen.

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