Kinghero: 2.000 Prozent oder Mega-Betrug?

Marc Rendenbach
31.10.13

kinghero_logoDas Szenario ist für die deutsche Börsenlandschaft längst nicht mehr neu: Ein chinesisches Unternehmen mit scheinbar hohen Wachstumsraten und beeindruckenden Gewinnmargen gerät in den Verdacht, seine Zahlen geschönt zu haben und in Wirklichkeit weit weniger gut dazustehen als es die Bilanzen ausdrücken. Der Modekonzern Kinghero (WKN: A0XFMW) wurde nach seinem Börsengang 2010 von reihenweise renommierten Analysten gefeiert. Noch vor weniger als einem Jahr gaben die Experten von GBC eine Kaufempfehlung mit Kursziel 30 Euro für das Kinghero-Papier in den Markt; nach dem heutigen 70%-Kurssturz ist die Aktie von dieser Marke mehr als 2.000% entfernt! Auslöser für den aktuellen Mega-Abverkauf war eine Meldung, wonach der Vorstandsvorsitzende Zhang Yu mit sofortiger Wirkung abberufen wurde und dem Unternehmen ein Versagungsvermerk bei der schon lange überfälligen Jahresabschlussprüfung droht.

Die zuständigen Prüfer von Grant Thornton warten bis heute auf belastbare Zahlen aus den operativen Kinghero-Töchtern in China. Man habe Bedenken an den ausgewiesenen Umsatzerlösen und Wareneinsätzen; gleiches gelte für die liquiden Mittel und weitere Vermögensposten. Aufsichtsrat und der erst seit Mai im Amt befindliche Finanzchef Dr. Harald Zender wollen nun Licht ins Dunkel bringen und dem Kapitalmarkt zeitnah Bericht erstatten. Laut letzten offiziellen Angaben erwirtschaftete Kinghero in den ersten neun Monaten des zurückliegenden Jahres rund 90 Millionen Euro Umsatz bei einem Nettogewinn von über 15 Millionen Euro. Sollten diese Zahlen auch nur ansatzweise stimmen, besitzt der Konzern ausgehend von seiner aktuellen Marktkapitalisierung in Höhe von nur noch rund 10 Millionen Euro tatsächlich ein signifikantes Vervielfachungspotenzial. Sollte sich hingegen herausstellen, dass der extrem abgestrafte Aktienkurs gerechtfertigt ist, hätten wir es wohl ohne Frage mit einem weiteren Börsenbetrug größeren Ausmaßes zu tun. Zumindest der Fall Fast Casualwear macht Hoffnung: Der Aktienkurs des zeitweise auch sehr skeptisch beäugten China-Herstellers von Freizeitmode erholte sich von seinem Tief zeitweise wieder um über 300%! Mutige Anleger spekulieren daher auf einen Rebound.

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