7days music - «Entwickeln uns besser als die Branche»
Der deutsche Musikproduzent und Künstlervermarkter 7days music (WKN: A1EWXW) befand sich an der Börse in den letzten Jahren nahezu kontinuierlich auf Talfahrt. Einigen vielleicht noch als Jack White Productions bekannt, deckt das Unternehmen aus der bayerischen Medienhochburg Unterföhring die wichtigsten Genres der Branche ab: Pop, Schlager, Hip-Hop, Comedy und Hörbücher gehören zum Repertoire. Im Interview mit unseren Kollegen von Privat-Anleger.info weckt 7days-Vorstandschef Klaus Munzert Hoffnungen auf eine äußerst interessante Turnaround-Story und liefert gute Gründe für einen Kauf der aktuell knapp über 40 Cent teuren Aktie.
Die GBC AG vergibt in ihrer Researchstudie ein Kursziel von 1,10 Euro basierend auf der Annahme, dass im laufenden Jahr der Break-even geschafft und das Künstlerrepertoire erweitert wird. Wie stehen wir nun, Ende des Jahres, in Bezug auf diese beiden Annahmen?
Klaus Munzert: Für das Gesamtjahr 2012 erwarten wir eine leichte Umsatzverbesserung gegenüber dem Vorjahr. Aus heutiger Sicht liegt der Zuwachs bei etwa 5-8%. Das EBITDA bewegt sich voraussichtlich auf Höhe der Nulllinie, das EBIT dürfte noch leicht negativ sein. Durch die Kooperation mit Shop24Direct haben wir große Fortschritte im Kataloggeschäft gemacht: Wir werten die hochkarätigen Titel unseres Bestands nun selbst aus, unser Partner Sony vermarktet die Titel und zusätzlich verkauft Shop24Direct verschiedene Kopplungen über diverse Absatzkanäle: Sendefenster auf TV-Sendern, Kataloge, Mailings, Zeitschriftenwerbung sowie das Internet. Die entsprechenden Umsatz- und Ergebniszuwächse kommen allerdings erst in den nächsten Jahren.
Auch im Bereich Musikproduktionen hatten wir 2012 eine Reihe von Erfolgen: Beispielsweise die Chartplatzierungen unserer Rapper Farid Bang (#3) und Eko Fresh (#3). Hansi Hinterseer erreichte mit seinem 2012er Album Platz 2 in Österreich und Rang 8 in Deutschland. Mit unserem ausgewogenen Künstlerportfolio haben wir uns in wachstumsstarken Bereichen der Musikindustrie positioniert und entwickelten uns besser als die Branche. Allerdings gab es auch Verschiebungen: So wird das ursprünglich für dieses Jahr geplante Album von Laith Al Deen erst 2013 veröffentlicht.
Intern haben wir die Kostenstrukturen deutlich optimiert und konnten in der Folge unser Ergebnis verbessern. In den ersten drei Quartalen 2012 wiesen wir bei nahezu stabilem Umsatz ein EBIT von -366 TEuro aus nach ‑428 TEuro im gleichen Zeitraum 2011 und -1.046 TEuro in den ersten neun Monaten 2010. Damit können wir unsere ursprüngliche Prognose für 2012 zwar nicht in vollem Ausmaß erreichen, aber die Richtung stimmt.
Welche weiteren strategischen Ziele werden – neben der Intensivierung des Kataloggeschäfts in Kooperation mit dem DRTV-Marktführer Shop24Direct – verfolgt?
Klaus Munzert:
- Weiterer Ausbau des Kerngeschäfts Musikproduktionen durch permanente Erweiterung des Künstlerstamms. Zum einen wollen wir weitere etablierte Künstler unter Vertrag nehmen. In den letzten Jahren sind z.B. Laith Al Deen, Fools Garden, Eko Fresh, Nino de Angelo und Maite Kelly neu zur 7days music entertainment AG gekommen. Zum anderen bauen wir parallel dazu junge Talente und Newcomer wie z.B. Django 3000, Summer Cem, Sondaschule oder Farid Bang auf. Dadurch verfügen wir über ein ausgewogenes Repertoire, das viele unterschiedliche Genres abdeckt – von Schlager und volkstümlicher Musik über Hip-Hop und Rap, Rock/Pop und Comedy bis hin zu Hörbüchern. Auf lange Sicht stabilisiert diese breite Aufstellung unsere Geschäftsentwicklung und damit auch die Ertragslage des Unternehmens.
- Darüber hinaus wollen wir unsere Vertriebsaktivitäten weiter stärken und planen zusätzliche Kooperationen im Kataloggeschäft. Durch die Zusammenarbeit mit Shop24Direct haben wir hier bereits eine sehr gute Basis, denn wir arbeiten nicht nur mit zwei sehr potenten Partnern (Shop24Direct und Sony Music) zusammen, sondern können auch eigene Kopplungen machen. Aber es gibt einige Bereiche, die wir noch nicht abdecken, wie z.B. das stark wachsende Genre Dance und Kinder-/Familiy-Produktionen. Deshalb führen wir derzeit Gespräche mit entsprechend ausgerichteten Labels.
- Wir setzen verstärkt auf den wachstumsstarken Online-Bereich, der dafür gesorgt hat, dass die Rückgänge in der Musikindustrie stark nachgelassen haben. Im Gesamtjahr 2011 gab es erstmals seit 15 Jahren keine Umsatzeinbußen aus dem Verkauf von Musik und Leistungsschutzrechten, sondern eine leichte Steigerung um 0,1 %. Im ersten Halbjahr 2012 setzte sich dieser positive Trend fort: Gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres lag das Umsatzplus bei etwa 0,2 %. Verantwortlich für den Turnaround waren hauptsächlich die Zuwächse im digitalen Bereich, denn das Download-Geschäft gewinnt kräftig an Bedeutung: Inzwischen wird etwa jeder fünfte Euro aus Musikverkäufen in Deutschland digital erwirtschaftet – Tendenz steigend. Das wirkt sich auch auf die Marge aus, denn im digitalen Bereich sparen wir bei den Herstellungs- und den Vertriebskosten. Experten rechnen damit, dass der digitale Musikvertrieb im Jahr 2015 die Rückgänge des physischen Tonträgermarktes kompensiert.
Derzeit übernimmt für uns den Online-Vertrieb im deutschsprachigen Raum (Deutschland, Österreich, Schweiz) die Sony Music GmbH, die auch unsere physischen Tonträger vermarktet. Außerhalb dieser Region kooperieren wir im Bereich Online-Handel mit der Zebralution GmbH, einem der führenden Spezialisten für den weltweiten Digitalvertrieb.
Zu Zeiten der Jack White Productions AG konnten jährliche Umsatzerlöse von mehr als 20 Millionen Euro erwirtschaftet werden. Wo sehen Sie das Marktvolumen für Ihre Dienstleistungen. Welche Umsatzgrößen können durch die 7days music entertainment AG erreicht werden?
Klaus Munzert: Mit organischem bzw. anorganischem Wachstum durch Zukäufe von Rechten (Kataloge; Mehrheitsbeteiligungen etc) und mit einer ausreichenden Kapitalisierung für deren strategische Umsetzung sind langfristig Umsatzerlöse in den historischen Dimensionen durchaus zu erzielen. Der Tonträgermarkt insgesamt würde dies hergeben können. Es gibt keinen ersichtlichen Grund, warum ehemals erzielte Umsatzerlöse nicht wiederholbar sind. Zumal der Gesetzgeber auf dem richtigen Weg ist den rechtlichen Rahmen dafür zu schaffen, dass in der heutigen Zeit (Niemals wurde mehr Musik konsumiert als heute / vor allem durch Downloads, Streaming, YouTube, Handy, etc.) für Musik in etwaiger Form ein fairer Preis gezahlt wird.
Nennen Sie uns doch abschließend noch drei gute Gründe, warum man sich für die Aktien der 7days music entertainment AG interessieren sollte.
Klaus Munzert:
- Mit unserem ausgewogenen Künstlerportfolio haben wir uns in wachstumsstarken Bereichen der Musikindustrie positioniert und entwickeln uns besser als die Branche.
- Auch intern haben wir unsere Hausaufgaben gemacht: Mit der Neustrukturierung konnten wir den Bereich Katalogauswertung ausbauen und stehen jetzt wieder auf zwei stabilen Beinen: den Neuproduktionen und dem Kataloggeschäft. "On top" kommt das Verlagsgeschäft, also die Vermarktung unserer Urheberrechte.
- Zusätzlich haben wir die Kostenstrukturen deutlich verbessert.
Mit diesen Voraussetzungen können wir die Chancen, die uns der Markt bietet, nutzen und langfristig ertragsorientiert wachsen. Bereits im Geschäftsjahr 2013 rechnen wir mit einem Umsatzwachstum um rund 20% und einem leicht positiven Ergebnis.
Lesen Sie das komplette Interview und weitere Fakten zur Aktie der 7days music AG hier!