Amazon-Aktie: Folgt jetzt der Rallye-Effekt?
Nach einem starken Jahresabschluss liefert Amazon (WKN: 906866) überraschend schwache Quartalszahlen. Ein dürftiges Umsatzwachstum und ein Ergebniseinbruch lassen die Aktie vorbörslich um -9% auf 2.631 US$ abstürzen. Ein historisch robuster Effekt könnte für den Tech-Titel jedoch in Kürze eine Rallye einleiten. Einstiegschance?
Beim weltgrößten Online-Händler laufen die Geschäfte überraschend schlecht. Das belegen die Quartalszahlen, die der US-Konzern am späten Donnerstagabend vorgelegt hat. So brach der Betriebsgewinn gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 58% auf 3,7 Milliarden US$ ein. Der Umsatz legte zwar um 7% auf 116 Milliarden US$ zu; damit verzeichnetet das Unternehmen jedoch das schwächste Wachstum seit 20 Jahren.
Anleger reagierten geschockt und ließen die Amazon-Aktie nachbörslich um -9% auf 2.631 US€ absacken. Wenn der reguläre Handel am Nachmittag beginnt, dürfte der Titel damit auf den tiefsten Stand seit Mitte 2020 zusteuern.
Kostentreiber Kraftstoffe, Logistik und Personal
Die Pandemie und der Ukraine-Krieg hätten zu „ungewöhnlichen Herausforderungen“ geführt, sagte Amazon-Vorstandschef Andy Jassy. So stiegen die Kosten für Logistik und den Betrieb der Lager. Obwohl Amazon neue Mitarbeiter mit höheren Löhnen gelockt hat, konnte der Konzern nicht alle Stellen in den Warenzentren besetzen.
Der Online-Riese kämpft den Angaben nach zudem mit höheren Kraftstoffpreisen, die das verfügbare Einkommen der Verbraucher schmälern und Lieferungen für das Unternehmen teurer machen. Mit Preisanhebungen seines Prime-Services in den USA und höheren Händlergebühren hat sich Amazon im Auftaktquartal gegen den Inflationsdruck gestemmt. Letztlich steigen die Ausgaben jedoch schneller als die Erlöse.
Cloud-Geschäft boomt, hohe Verluste aus Rivian-Beteiligung
Der einzige Lichtblick im vergangenen Quartal war wieder einmal das florierende Cloud-Geschäft des US-Konzerns, das die Erlöse um 37% auf 18,4 Milliarden US$ steigerte. Der Betriebsgewinn der margenstarken AWS-Plattform wuchs ebenfalls kräftig: um rund 55% auf 6,5 Milliarden US$. Damit festigte das Segment seinen Status als wichtigster Profitbringer des Internet-Giganten.
Unter dem Strich erlitt Amazon zwischen Januar und März einen Verlust von 3,8 Milliarden US$. Verantwortlich dafür ist jedoch in erster Linie die 7,6 Milliarden US$ schwere Wertkorrektur der Beteiligung des Konzerns am Elektroautobauer Rivian. So waren die Aktien des Tesla-Rivalen im ersten Vierteljahr um rund die Hälfte abgestürzt. Das hat dem Online-Versandhändler den ersten Nettoquartalsverlust seit 2015 eingebrockt. In Q1 2021 hatte der pandemiebedingte E-Commerce-Boom Amazon noch einen Überschuss von 8,1 Milliarden € beschert.
Zu allem Überfluss fiel auch die Geschäftsprognose für das laufenden Quartal enttäuschend aus. So stellte das Management Umsätze zwischen 116 und 121 Milliarden US$ in Aussicht, was einem Zuwachs von nur 3 bis 7% entspricht. Beim Betriebsergebnis sind sogar rote Zahlen möglich: So plant Amazon in einer Spanne zwischen -1 und +3 Milliarden US$.
Analysten: 40% Kurspotenzial
Schon die Jahreszahlen für 2021 haben bei genauerem Hinsehen gezeigt, dass bei Amazon längst nicht mehr alles wie geschmiert läuft. Zwar hatte der Tech-Riese im Februar ein deutlich besser als erwartetes Ergebnis vorgelegt und die Anleger damit verzückt. Die starken Zuwächse hatte der US-Konzern jedoch wieder nur dem Cloud-Geschäft und einem Sonderertrag an der Rivian-Beteiligung zu verdanken.
Analysten sind jedoch der Meinung, dass die Schwächen im Kern- und Streaming-Geschäft vorübergehender Natur sind. Von den 51 von Marketscreener erfassten Experten raten alle bis auf einer zum Kaufen (36) oder Aufstocken (14). Das durchschnittliche Kursziel liegt 40% über dem aktuellen Niveau.
Beginnt bald die Aktiensplit-Rallye?
Für Auftrieb dürfte bald Amazons erster Aktiensplit seit 23 Jahren sorgen, den der Konzern am 6. Juni im Verhältnis 20:1 plant. Die Aufspaltung würde den Preis des Titels auf gut 130 US$ senken und die Anteilsscheine damit einem deutlich breiteren Anleger-Spektrum zugänglich machen.
So sind Splits historisch gesehen bullisch: Sämtliche Studien kommen zu dem Fazit, dass gesplittete Werte kurzfristig besser laufen als der Markt. Auch Google-Mutter Alphabet und E-Autopionier Tesla wollen diesen Hebel daher noch in diesem Jahr betätigen.
Die florierende Cloud-Sparte unterstützt den Aktienkurs zudem nicht nur mit starkem Wachstum, sondern auch mit Fantasien hinsichtlich eines eigenen Börsengangs. Sollte dieser Motor jedoch ins Stottern geraten, droht Ungemach. Wie sich zudem gezeigt hat, ist Amazon mit der Rivian-Beteiligung eine riskante Wette eingegangen: Schlechte Performance der E-Auto-Aktie kann nun ebenfalls Druck auf den Online-Riesen erzeugen.
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