TeamViewer: Konzernumbau trägt erste Früchte

04.05.22

TeamViewer (WKN: A2YN90) wächst im Auftaktquartal zweistellig und verdient operativ mehr als erwartet. Anleger reagieren erleichtert: Die Aktie klettert am Vormittag gut +7% auf 12,55 €. Dank des Konzernumbaus findet das MDAX-Unternehmen offenbar zurück in die Erfolgsspur.

TeamViewer mit Sitz in Göppingen avancierte 2020 mit Software für Videokonferenzen und Fernwartung zu einem Gewinner der Corona-Krise. Im Folgejahr verlor der MDAX-Titel jedoch nach enttäuschenden Geschäftszahlen und einer spät gekippten Prognose drei Viertel seines Werts. Derzeit hat das Unternehmen eine Marktkapitalisierung von 2,2 Milliarden €.

Ergebnis übertrifft Analystenschätzung, Prognose bestätigt

Im Auftaktquartal ist TeamViewer, getrieben durch das starke Geschäft mit großen Unternehmen, zweistellig gewachsen und hat operativ mehr verdient als erwartet. Damit arbeitet sich die Software-Schmiede weiter aus der Krise des vergangenen Jahres heraus.

So kletterten die Umsatzerlöse auf Konzernebene zwischen Januar und März gegenüber dem Vorjahreszeitraum um +14% auf 134,5 Millionen €. Bei den Billings (abgerechnete Umsätze) wies der Konzern ein Wachstum von +11% auf 163,5 Millionen € aus.

Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) ging im Vergleich zum Vorjahresquartal aufgrund hoher Sportsponsoring-Zahlungen zwar um -8% auf 83,2 Millionen € zurück; Analysten hatten jedoch mit einem stärkeren Rückgang auf 76 Millionen € gerechnet. Bei den Umsätzen (137 Millionen €) und Billings (165 Millionen €) hatten die Marktexperten hingegen etwas mehr auf dem Zettel.

Die EBITDA-Marge fiel damit im Vorjahresvergleich um 10 Prozentpunkte auf 51%, gegenüber dem Schlussquartal 2021 stieg sie jedoch um 7 Prozentpunkte.

Den Ausblick für das laufenden Jahr hat TeamViewer bestätigt. So stellt der Software-Entwickler für 2022 weiterhin ein Billings-Wachstum „im hohen Zehnerbereich“ auf 630 bis 650 Millionen € in Aussicht.  Der Umsatz soll „im mittleren Zehnerbereich“ auf 565 bis 580 Millionen € steigen. Bei der EBITDA-Marge plant das Management wie gehabt in einer Spanne zwischen 45 und 47%.

Aktienrückkäufe und ein belastetes Anlegervertrauen

Die Tatsache, dass TeamViewer wieder profitabler wirtschaftete als im vierten Quartal 2021, hat Anleger sichtlich erleichtert: Die Aktie kletterte nach Handelsbeginn um gut +7% auf 12,55 €.

Erfahrungsgemäß reagiert der Markt bei dem Software-Unternehmen empfindlich auf Veränderungen dieser Kennzahl. Im vergangenen Jahr hatte der MDAX-Konzern spät seine Prognose gekippt und die Aktionäre damit vergrätzt. Die EBITDA-Marge landete schließlich bei 47% – gegenüber dem Vorjahr ein Minus von 10 Prozentpunkten.

Für das laufenden Jahr soll die Profitabilität bestenfalls gleichbleiben. Nach der Erfahrung aus dem vergangenen Jahr werden Anleger die Prognose dennoch mit Argwohn sehen.

Um den Investoren die schlechten Nachrichten aus dem vergangenen Jahr ein wenig zu versüßen, nutzt das Unternehmen die derzeitige Kursschwäche für Aktienrückkäufe. Das im Februar angekündigte Programm läuft laut Börsenmeldung nach Plan: Bis Ende April hat TeamViewer demnach Aktien im Wert von 185 Millionen € zurückgekauft, was 62% des 300 Millionen € umfassenden Rückkaufprogramms entspricht. Die überwiegende Mehrheit der erworbenen Anteile will der Software-Konzern wie bereits angekündigt einziehen.

Mit Restrukturierungen zurück in die Erfolgsspur

Insgesamt traue ich dem Unternehmen zu, wieder in die Erfolgsspur zurückzukehren. Ein Grund ist das Programm zur Wachstumsbeschleunigung und Kostenstabilisierung, das das Management im Herbst 2021 gestartet hat. Seitdem hat der Software-Entwickler seinen Mitarbeiterstamm wieder stärker auf Wachstumsbereiche wie das Firmenkundengeschäft gelenkt und Prozesse optimiert. Als Ergebnis werden nicht-strategische Produkte nicht mehr weiterentwickelt, das digitale Marketing neu ausgerichtet und die Manager in ihrer Verantwortlichkeit gestärkt.

Hinzu kommt, dass CEO Oliver Steil Ende 2021 selbst bereits über 2,3 Millionen TeamViewer-Aktien verfügte. Er sitzt damit mit den Aktionären in einem Boot und dürfte an baldigen Kurssteigerungen entsprechend stark interessiert sein.

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