Lufthansa-Aktie: Jetzt beherzt zugreifen?
Umsatz verdoppelt, Verlust halbiert, Liquidität verbessert: Die Lufthansa (WKN: 823212) fliegt der Corona-Krise, deren Auswirkungen zu Beginn des ersten Quartals noch stark zu spüren waren, allmählich davon. Sie erwartet einen „Rekordsommer bei Urlaubsreisen“. Der Kurs legt heute bei Xetra kräftig um über 3% auf rund 7,30 € zu. Können Anleger hier also beherzt zugreifen?
Unter dem Dach des großen deutschen Airline-Verbunds Lufthansa AG befinden sich die Marken Air Swiss, Austrian Airlines und Eurowings. Zum Kranich-Imperium gehören zudem die Fracht-Fluggesellschaft Lufthansa Cargo sowie der Wartungsanbieter Lufthansa Technik. Durch die Corona-Pandemie stürzte der Konzern in eine schwere Krise und musste durch Staatsgelder gerettet werden.
Nach düsteren Jahren Licht am Ende des Tunnels
Die Lufthansa sieht nach düsteren Jahren wieder Licht am Ende des Tunnels. In den ersten Monaten des Jahres habe man sich von den Auswirkungen der Ausbreitung der Omikron-Variante erholt, heißt es heute bei der Vorlage der Quartalszahlen. Im März habe die Kundennachfrage spürbar angezogen. Das betreffe nicht nur die touristische Seite, sondern auch das Segment der Geschäftsreisen.
Der Konzern hat seinen Umsatz im ersten Quartal im Jahresvergleich auf 5,4 Milliarden € mehr als verdoppelt (Vorjahr: 2,4 Milliarden €). Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis (adjusted EBIT) belief sich auf -591 Millionen €. Trotz der Belastungen durch die Corona-Pandemie hat der Kranich hier den Verlust fast halbiert, im Vorjahreszeitraum stand -1 Milliarde € zu Buche. Der Nettoverlust sank auf -584 Millionen € (Vorjahr: -1 Milliarde €).
Konzernchef Carsten Spohr kommentiert die Ergebnisse so:
Die Beschränkungen des Luftverkehrs sind weitestgehend überwunden. Wir haken die Krise jetzt mental ab und gehen wieder in die Offensive – fokussierter, effizienter und nachhaltiger als vor der Pandemie.
Gerade die vergangenen Wochen hätten gezeigt, wie groß das Bedürfnis der Menschen sei, wieder zu reisen. Die Neubuchungen stiegen von Woche zu Woche. Es seien so viele Flugtickets gebucht worden wie noch nie seit Beginn der Pandemie.
Passagierzahl verdreifacht sich im Vergleich zum Vorjahr
In der Tat hat sich die Zahl der Passagiere insgesamt im Vergleich zum Vorjahresquartal mehr als verdreifacht. Insgesamt begrüßten die Airlines der Lufthansa Group zwischen Januar und März 13 Millionen Fluggäste an Bord (Vorjahr: 3 Millionen).
Eine besonders starke Rolle spielt im Konzern die Tochter Lufthansa Cargo. Sie hat erneut ein Rekordergebnis erwirtschaftet. Grund: Durch die weltweit gestörten Logistikketten bleibt die Nachfrage nach Frachtkapazitäten hoch. In den Zahlen spiegelt sich das so wider: Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis (adjusted EBIT) kletterte um 57% auf 495 Millionen €. Vor einem Jahr hatten 315 Millionen € zu Buche gestanden.
Liquidität steigt auf 9,9 Milliarden €
Der Kranich-Konzern hat insgesamt durch die hohen Buchungseingänge einen positiven bereinigten freien Cashflow von 780 Millionen € erzielt und will nun die in der Schweiz in Anspruch genommene Stabilisierungshilfe beenden. Die Nettoverschuldung sank zum 31. März auf 8,3 Milliarden € (Ende Dezember 2021: 9 Milliarden €). Ende März 2022 standen dem Unternehmen liquide Mittel in Höhe von insgesamt 9,9 Milliarden € zur Verfügung.
Beim Ausblick, für Börsianer immer das wichtigste, zeigt sich die Lufthansa ebenfalls optimistisch. Trotz der Unsicherheiten bei der Entwicklung der Treibstoffkosten infolge des Krieges in der Ukraine und der Unwägbarkeit, wie sich die deutlich gestiegene Inflation auf das Konsumentenverhalten auswirken wird, bestätigt sie ihre Finanzziele. Für das Gesamtjahr wird unverändert eine Verbesserung des bereinigten Ergebnisses gegenüber dem Vorjahr prognostiziert. „Steigende Kosten müssen wir an unsere Kunden weitergeben“, macht Finanzvorstand Remco Steenbergen klar.
Um die Sachlage korrekt einzuschätzen, hilft dieser Satz: „Das Unternehmen plant, im zweiten Quartal 2022 rund 75 Prozent der Vorkrisenkapazität anzubieten.“ Die positiven Trends in den Geschäftsfeldern Logistik und Technik werden sich nach Einschätzung des Managements fortsetzen.
Alles in allem bleibt festzuhalten, dass die Lufthansa sich immer mehr von den Belastungen der Corona-Pandemie befreit. Das Frachtgeschäft läuft weiter stark, die Reiselust nimmt zu. Aber: Hohe Kerosinkosten sind nicht gerade geschäftsfördernd, der Schuldenstand bleibt hoch, unterm Strich stehen immer noch rote Zahlen.
Anleger müssen einen langen Atem haben
Bereits investierte Anleger müssen mithin Geduld mitbringen. Für einen Einstieg bietet sich die Aktie bei einer Marktkapitalisierung von immer noch 8,7 Milliarden € meiner Meinung nach derzeit nicht an. Es sei denn, man will auf einen möglichen Börsengang der Service-Tochter spekulieren, deren Wert von Experten auf bis zu 6 Milliarden € geschätzt wird.
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