Steinhoff: Kläger fordern diese Milliardensumme
Zwei Monate nachdem bei Steinhoff (WKN: A14XB9) der Vergleich mit den Bilanzbetrugs-Geschädigten in Kraft getreten ist, ist nun die Summe der geforderten Ansprüche bekannt. Es ist zwar eine weitere schwere Belastung für die in Finanznot geratene Möbel-Holding; einige Beteiligungen machen jedoch auch Hoffnung auf eine bilanzielle Entlastung des gebeutelten Mutterkonzerns.
Die Steinhoff International Holding ist ein weltweit tätiger Einzelhandelskonzern mit Sitz in Amsterdam und operativer Zentrale in der südafrikanischen Metropole Johannesburg. Das 1964 vom deutschen Unternehmer Bruno Steinhoff gegründete Unternehmen beschäftigt rund 100.000 Mitarbeiter und war gemessen am Umsatz zeitweise der zweitgrößte Möbelhändler Europas. Der Börsenwert des Unternehmens ist derzeit auf 650 Millionen € taxiert.
Entschädigungsauszahlungen frühestens 2023
Zwei Monate Zeit hatten Gläubiger und Investoren von Steinhoff, die aufgrund des Bilanzbetrugs im Jahr 2017 Geld verloren haben, um ihre Ansprüche gegen den Möbelkonzern einzureichen. Am vergangenen Sonntag ist diese Frist abgelaufen. Nun steht fest: Mehr als 43.000 Ansprüche sind eingegangen mit einem Gesamtwert von etwa 3,2 Milliarden €. Das teilte am Freitagmorgen die Steinhoff Recovery Foundation (SRF) mit – eine niederländische Stiftung, die für die Verteilung der Gelder an die Geschädigten eingerichtet wurde.
Bei den angemeldeten Forderungen muss nun geprüft werden, ob die Schäden innerhalb der Zeiträume entstanden sind, die zur Entschädigung berechtigen, und ob die Schadenshöhe korrekt hergeleitet und belegt ist. Erst dann wird eine finale Gesamtschadenssumme festgelegt, sodass die Verteilung der Entschädigungsbeträge erfolgen kann. Frühestens Anfang 2023 könne die Ausschüttung daher erst beginnen, sagte der SRF-Vorsitzende Marcel Windt.
Gut vier Jahre nach dem Finanzskandal des Unternehmens hatte im Januar ein südafrikanisches Gericht schließlich einem Vergleich mit den Klägergruppen zugestimmt, der am 15. Februar in Kraft trat.
Mattress-Firm-IPO auf Eis?
Die milliardenschweren Ausgleichszahlungen sind für Steinhoff ohne Frage eine starke Belastung. Der Möbelhändler hat bereits alle Hände voll zu tun, um seine immense Verschuldung und Zinslast zu senken. Die Kapitalkosten für die Altlasten der Südafrikaner liegen bei jährlich rund einer Milliarde €.
Für eine bilanzielle Entlastung sollte in diesem Jahr eigentlich der Börsengang des Bettwarenhändlers Mattress Firm sorgen, an dem Steinhoff zu etwa 50% beteiligt ist. Aufgrund des aktuell schwachen Börsenumfelds dürften die IPO-Pläne jedoch noch eine Weile ruhen.
Billigladen-Tochter Pepco wächst kräftig
Die positiven Entwicklungen bei der 78%-Beteiligung Pepco scheinen derzeit ebenfalls noch wenig Wirkung auf die Bilanz der südafrikanischen Möbel-Holding zu haben. Die Niedrigpreis-Kette mit Schwerpunkt in Osteuropa hatte für das vergangene Jahr ein starkes Wachstum und eine Beschleunigung des aggressiven Expansionskurses ausgewiesen.
So hat Pepco zuletzt die Zahl der geplanten Neueröffnungen in den kommenden 10 Jahren von 11.200 auf 20.000 hochgeschraubt. Außerdem soll das bereinigte EBITDA der Steinhoff-Tochter „in absehbarer Zeit“ von zuletzt rund 650 Millionen € auf über eine Milliarde € anwachsen.
Ein Riesen-Schuldenberg
Die Fortschritte bei der Abwicklung der Vergleichszahlungen und die positive Geschäftsentwicklung bei einigen Steinhoff-Beteiligungen lassen darauf hoffen, dass der einstige europäische Marktführer zu altem Glanz wiederfinden könnte.
Solange sich jedoch keine nennenswerten Erfolge beim Abbau des 10 Milliarden €-Schuldenbergs einstellen, rate ich in Hinblick auf ein ernstes Investment von der Steinhoff-Aktie ab. Als Vehikel für ungehemmte Zockereien taugt das Papier jedoch weiterhin allemal.
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