Nvidia: Ausblick enttäuscht – trotzdem zuschlagen?
Wie gewonnen, so zerronnen: Wohl in Vorfreude auf die neuen Geschäftszahlen hat die Aktie von Nvidia (WKN: 918422) gestern erst um +5% zugelegt. Die Ergebnisse kamen dann nachbörslich – und mit ihnen der Kater. Der Umsatzausblick schmeckte den Anlegern nicht, das Papier sackte nachbörslich um fast -7% auf 158,12 US$ ab.
Nvidia mit Hauptsitz im kalifornischen Santa Clara ist der wohl weltgrößte Entwickler von Grafikprozessoren und Chipsätzen für Computer, Server sowie Spielekonsolen. Das Unternehmen ist jedoch kein Chip-Produzent, sondern ein reiner Chip-Entwickler. Es verfügt also über keinerlei eigene Fertigungsstätten und arbeitet konsequent nach dem sogenannten Fabless-Prinzip.
Tech-Sektor im Abwärtsstrudel
Anteilseigner von US-Tech-Werten haben es seit geraumer Zeit nicht leicht. Manchem dürfte der Angstschweiß ausbrechen, wenn die Vorlage von Quartalszahlen ansteht. Denn in diesen hypernervösen Börsenzeiten werden auch nur minimal verfehlte Prognosen gnadenlos abgestraft. Ganz abgesehen davon, dass sich der Tech-Sektor ohnehin in einem Abwärtsstrudel befindet.
Gestern war also nach US-Börsenschluss Nvidia dran mit seinen Finanzergebnissen für das erste Quartal. Die sehen auf den ersten Blick hervorragend aus, denn der Chip-Gigant zeigt einen ungebrochen starken Wachstumstrend auf. So haben die Umsätze um +46% auf 8,29 Milliarden US$ zugelegt, das ist wieder ein Rekord für ein Quartal.
Rekordeinnahmen wurden in den Bereichen Rechenzentrum (+83%) und Spiele (+31%) erzielt.
Unterm Strich weniger verdient
Was dem Mark nicht passt, ist etwas anderes: Der US-Chipriese hat nämlich einerseits trotz der gestiegenen Erlöse unterm Strich weniger verdient als im Jahr zuvor, und zwar 1,6 Milliarden US$. Das sind 0,64 US$ verwässerter Gewinn je Aktie. Das wiederum sind -16% weniger als im Vorjahr und sogar -46% gegenüber dem vorherigen Quartal.
Jensen Huang, Gründer und CEO von Nvidia, kommentiert:
Wir haben vor dem Hintergrund eines herausfordernden Makroumfelds Rekordergebnisse in den Bereichen Rechenzentrum und Spiele erzielt.
Von Russland und China ausgebremst
Den Börsianern schmeckt allerdings neben dem verringerten Gewinn im ersten Quartal noch etwas anderes nicht: der Ausblick. So hat Nvidia verraten, dass der Konzern im laufenden Quartal nur mit Umsätzen von 8,1 Milliarden US$ rechnet, das wären 500 Millionen US$ weniger. Auch die Kalifornier werden also von den Folgen des Ukraine-Krieges und der Covid-Lockdowns in China ausgebremst.
Was sollen Investoren nun von diesen Geschäftszahlen und der prognostizierten Entwicklung halten? Der Aktienkurs hat immerhin allein seit Jahresbeginn mehr als -50% verloren. Aus meiner Sicht lässt vor allem diese Aussage von CEO Jensen Huang aufhorchen:
Wir bereiten uns auf die größte Welle neuer Produkte in unserer Geschichte vor, mit neuen GPU-, CPU-, DPU- und Roboterprozessoren, die in der zweiten Hälfte hochgefahren werden. Unsere neuen Chips und Systeme werden KI, Grafik, Omniverse, selbstfahrende Autos und Robotik sowie die vielen Branchen, auf die sich diese Technologien auswirken, erheblich voranbringen.
Die größte Welle neuer Produkte also – das hört sich in meinen Ohren hervorragend an, zumal der Chip-Riese ohnehin seit Jahren mit einem stürmischen Wachstum gefällt. Die Folgen der China-Lockdowns dürften mittelfristig keinen großen Einfluss mehr auf Umsätze und Gewinne haben.
Aktienrückkauf wird ausgeweitet
Außerdem vorteilhaft für Aktionäre: Das Unternehmen hat im ersten Quartal 2,1 Milliarden US$ für Aktienrückkäufe ausgegeben und weitet das Programm noch einmal aus. Bis Dezember 2023 sollen zusätzliche Stammaktien im Wert von bis zu 15 Milliarden US$ zurückgekauft werden.
Charttechnisch sieht es zwar aktuell nicht rosig aus für den Chip-Riesen. Bei einem mittlerweile erheblich reduzierten Börsenwert von aktuell noch 423 Milliarden US$ sollte aber allmählich das Ende der Fahnenstange erreicht sein. Allein aufgrund der großen Geschäftschancen im Bereich Künstliche Intelligenz gehört Nvidia meiner Meinung nach als Tech-Wert ins Depot, sofern man nicht gänzlich von diesem gebeutelten Sektor Abstand halten will.
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