Evotec: Bei diesem Deal sind Milliarden drin

30.05.22

Evotec (WKN: 566480) baut sein Kooperations-Netzwerk zügig aus. Heute hat die Biotech-Schmiede die Übernahme von Rigenerand bekannt gegeben, einem italienischen Zelltherapie-Spezialisten. Der Markt reagiert bislang verhalten: Die Aktie klettert am Vormittag um +0,62% auf 26,11 €. Bei einem weiteren kürzlich geschlossenen Deal mit einem US-Pharmakonzern könnten insgesamt Milliarden rausspringen.

Das traditionsreiche Hamburger Biotech-Unternehmen Evotec erforscht in vielen Forschungs- und Entwicklungspartnerschaften verschiedene Therapieansätze. Der Pharma-Hersteller hat eigene Wirkstoffkandidaten in der klinischen sowie in der präklinischen Entwicklung. Seit November ist das Unternehmen an der US-Tech-Börse Nasdaq notiert und kommt aktuell auf einen Börsenwert von 4,6 Milliarden €.

Übernahme von italienischem Zelltherapie-Spezialisten

Am Montagmorgen gab Evotec die Übernahme von Rigenerand Srl bekannt, einem Zelltechnologie-Unternehmen mit Sitz in Medolla nahe Modena, Italien. Rigenerand ist 2009 als Spin-off der Universitäten von Modena und Reggio Emilia gegründet worden und spezialisiert auf die Entwicklung von Zelltherapien.

Evotec zahlt den Angaben nach für die Akquisition der italienischen Biotech-Schmiede 23 Millionen €. Damit erwerben die Hamburger am Standort Medolla Labore für die Forschung, Entwicklung und Qualitätssicherung mit einer Gesamtfläche von 1.200 Quadratmetern. Integriert ist eine Produktionsanlage, die aus mehreren vollausgestatteten Reinräumen für die Herstellung komplexer zellbasierter Therapien besteht.

Zu Beginn werde der Umsatzbeitrag der neuen Anlage zwar nicht erheblich sein, heißt es in der Mitteilung. Durch die Kombination der neuen Produktionskapazitäten mit den bereits vorhandenen Forschungs- und Entwicklungskompetenzen verspricht sich Evotec jedoch mittelfristig neue Aufträge im innovativen Bereich Zelltherapie.

Prof. Massimo Dominici, Gründer und Chief Scientific Officer von Rigenerand, kommentierte:

EVOcells-Plattform von Evotec und Rigenerands Technologien und Fähigkeiten, Zellen in Therapeutika umzuwandeln, sind eine einzigartige Kombination mit technologischen und logistischen Synergien. Mit einem hochmodernen cGMP-Technologiezentrum für die Herstellung von Zelltherapien wird der Zusammenschluss einen signifikanten Einfluss auf den Bereich der Zelltherapie auf europäischer Ebene haben.

Potenzieller Milliarden-Deal mit US-Pharmakonzern

Die Rigenerand-Übernahme reiht sich ein in die zahlreichen aussichtsreichen Deals, die Evotec in der Vergangenheit geschlossen hat – wie etwa die Partnerschaften mit dem Pharma-Riesen Bayer, dem US-Konzern Eli Lilly oder dem Bundesforschungsministerium. Vor drei Wochen erst gaben die Hamburger eine weitere Kooperation bekannt, bei der in den kommenden Jahren Milliardenzahlungen winken.

So hat das Unternehmen seine 2018 geschlossene Kooperation mit dem New Yorker Pharma-Konzern Bristol Myers Squibb (BMS) um acht Jahre verlängert und erweitert. Die ursprüngliche Zusammenarbeit hatte sich den Angaben nach als „äußerst produktiv“ erwiesen und eine „vielversprechende“ Pipeline für Molecular Glue Degraders hervorgebracht.

Mit dem Deal erhalten die Hamburger zunächst eine Abschlagszahlung in Höhe von 200 Millionen US$. Der Wirkstoffentwickler erwartet zudem in naher Zukunft weitere erfolgsabhängige und programmbasierte Meilensteinzahlungen, was zu einem möglichen Gesamtvolumen von 5 Milliarden US$ führen kann. Darüber hinaus erhält das Unternehmen mehrstufige Umsatzbeteiligungen basierend auf dem Verkauf von Produkten.

Investitionen bremsen die Margenentwicklung

Mit den zahlreichen Kooperationen befindet sich Evotec auf einem soliden Wachstumspfad, auch wenn das Unternehmen in letzter Zeit Rückschläge bei der Margenentwicklung erlitten hat.

So lag Evotec mit einer EBIT-Marge von 6,6% im vergangenen Jahr deutlich unter dem mittelfristigen Zielbereich von 8 bis 10%. Das Ergebniswachstum wird allerdings durch kluge Investitionen gebremst – etwa in Forschung und Entwicklung, den Ausbau der Kapazitäten und den Aufbau des Geschäfts der in Seattle ansässigen Biotherapeutika-Tochter Just – Evotec Biologics.

Im vergangenen Sommer hatte Evotec unter der Ägide seiner US-Tochter in Redmond eine Produktionsanlage für biologisch hergestellte Substanzen in Betrieb genommen, auf die das Unternehmen wegen hoher Preisvorteile für die Industrie große Hoffnungen setzt. Eine weitere solche Anlage wird derzeit im französischen Toulouse vorbereitet.

Aktie bleibt vorerst volatil

Langfristig scheint Evotec auf einem sehr guten Weg, doch die Aktie ist derzeit selbst für die Biotech-Branche noch recht sportlich bewertet. Ich rechne bei dem volatilen Titel in den nächsten 12 bis 24 Monaten mit Korrekturen von bis zu -30%. Dann heißt es aus meiner Sicht für Anleger: Ruhe bewahren, die Verluste aussitzen und gegebenenfalls sogar zum attraktiveren Preis nachkaufen.

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