BYD-Aktie: Jetzt auch Südamerika im Visier
Die Aktie von BYD (WKN: A0M4W9) legt seit Wochen eine beachtliche Erholungs-Rallye aufs Parkett: Seit Mitte März ist der Titel um zwei Drittel auf 277 HK$ geklettert. Doch die guten Nachrichten reißen nicht ab: Medienberichten zufolge plant der Autobauer, noch in diesem Jahr einen riesigen Absatzmarkt in Südamerika zu erobern.
BYD ist ein agiler chinesischer Mischkonzern, der sich in drei Hauptgeschäftsfelder aufteilt: Automobile, das Batterie- und Solarsegment und die eigenständige Holding BYD Electronics. Fahrzeug-Komponenten wie Halbleiter und Akkus erhalten die Chinesen damit aus erster Hand – in Zeiten knapper Rohstoffe und Vorprodukte ein großer Wettbewerbsvorteil. Der Börsenwert des Unternehmens liegt derzeit über 120 Milliarden US$.
Expansion nach Brasilien
Bislang waren BYD-Fahrzeuge in Südamerika nur vereinzelt zu kaufen, nun plant der Autobauer jedoch offenbar einen Großangriff auf den brasilianischen Markt. Bis Ende des Jahres will der Mischkonzern seine Elektroautos in 45 Städten in dem Land verkaufen. Das berichtete am Freitag das Medium CnEVPost unter Berufung auf das Protokoll der jüngsten Investorenversammlung des Unternehmens.
Das Ziel will BYD durch eine Vielzahl von Partnerschaften mit lokalen Händlern erreichen, heißt es in dem Bericht. Bis Ende 2023 plant der Autobauer den Angaben nach, bereits über 100 Kooperationen in Brasilien geschlossen zu haben.
Absatzwachstum trotz Corona-Lockdowns
Nicht nur in Südamerika expandiert BYD derzeit rasant. Die Modelle des Mischkonzerns sind seit nicht allzu langer Zeit in Norwegen, Österreich und den Niederlanden erhältlich. Wie viele Konkurrenten aus China bemüht sich BYD nun verstärkt, in Europa Fuß zu fassen – auch weil Peking derzeit seine Kaufprämien für E-Autos schrittweise kürzt.
Zudem haben neue Corona-Lockdowns auf dem Heimatmarkt für viele Autobauer die Absätze einbrechen lassen. Nio, XPeng und Co. verkauften im April nur halb so viele Fahrzeuge wie im Vorjahr.
BYDs Geschäfte zeigen sich derzeit hingegen krisenresistent: Trotz der Erschwernisse meldete der Mischkonzern zuletzt wieder starke Absatzzuwächse. So lieferten die Chinesen im April über 106.000 E-Autos aus. Damit verkaufte das Unternehmen nicht nur viermal so viele Fahrzeuge wie im Vorjahr: Die Zahlen stiegen auch zum zweiten Mal in Folge wieder im Vergleich zum Vormonat.
Um die steigende Nachfrage zu bedienen, hat der Mischkonzern am 15. April im BYD-Industriepark in Fuzhou – dem fünften Standort in China – offiziell die Massenproduktion aufgenommen. In diesem Jahr will das Unternehmen noch drei weitere Fabriken errichten, um seine Kapazitäten zu erweitern.
Aktie nicht mehr ganz so günstig
Angesichts der jüngsten Flut positiver Nachrichten aus dem Hause BYD kennt die Aktie seit etwa zehn Wochen nur eine Richtung: nach Norden. So kletterte der Titel in dem Zeitraum an der Hongkonger Börse um knapp zwei Drittel von 165 auf 277 HK$. Das Ende der Erholungsrallye ist noch nicht in Sicht: Etwa +20% weiteres Kurspotenzial attestiert derzeit der Analystenkonsens.
Die Marktexperten schätzen außerdem, dass der Autobauer die Nettoüberschüsse für das laufende Jahr auf 6,6 Milliarden Yuan mehr als verdoppeln wird. Auf dieser Basis ergibt sich für den Titel ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von 39 – kein Schnäppchen, aber im Branchenvergleich allemal moderat bewertet.
Die Trümpfe und Risiken der BYD-Aktie
Langfristig sind die Perspektiven beim chinesischen Autobauer aussichtsreich: Trotz Erschwernissen laufen die operativen Geschäfte im Heimatmarkt sehr gut; zudem winken in Südamerika und Europa neue Absatzmärkte. Hinzu kommt: Anleger können weiterhin auf den Börsengang der Chip-Sparte hoffen und auf lukrative Zuliefergeschäfte mit Batterien.
Obwohl BYD derzeit allen Widrigkeiten zu trotzen scheint, ist bei einem Investment in China weiterhin Vorsicht geboten. Corona- und Politikschlagzeilen können ein positives Marktsentiment in dem Land schnell drehen. Für risikoerprobte Anleger bietet sich beim Elektro-Wachstumsmotor BYD jedoch ein Einstieg an.
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