Valneva: Die Entscheidung steht unmittelbar bevor

08.06.22

Seit knapp drei Wochen pendelt die Aktie von Valneva (WKN: A0MVJZ) an der Pariser Euronext zwischen 10,50 und 11,50 €. Es ist die sprichwörtliche Ruhe vor dem Sturm, denn in den nächsten Tagen wird die Entscheidung erwartet, ob das Corona-Vakzin des Unternehmens eine EU-Zulassung erhält. Die Börsianer positionieren sich nun für den Showdown, doch das Schicksal der Franzosen hängt nicht allein an dem einen Wirkstoffkandidaten. Das beweist nicht zuletzt die Aufnahme der Aktie in den brandneuen Tech Leaders Index.

Valneva ist ein französisches Biotechunternehmen mit Hauptsitz in Saint-Herbain. Die Firma entwickelt und vermarktet Impfstoffe gegen Infektionskrankheiten. Mit seinem Totimpfstoff VLA2001 verfügt Valneva über ein Vakzin gegen das Coronavirus, das bislang jedoch nur in Großbritannien, im Königreich Bahrain und in den Vereinigten Arabischen Emiraten zugelassen ist. An der Börse hat das Unternehmen derzeit einen Wert von 1,25 Milliarden €.

Aufnahme in den Euronext Tech Leaders Index

Am Mittwochmorgen hat Valneva seine Aufnahme in den Euronext Tech Leaders Index bekanntgegeben, den der Börsenverbund neu eingeführt hat. Tech Leaders besteht aus über 100 europäischen Technologieunternehmen, die von Euronext entweder als führend in ihrem Bereich oder als besonders wachstumsstark eingestuft wurden. Ziel des Index ist es, den europäischen Tech-Sektor zu stärken und als Katalysator für die nächste Generation von führenden Unternehmen zu dienen.

Thomas Lingelbach, Chief Executive Officer von Valneva, sagte:

Wir möchten Euronext für unsere Aufnahme in diesen neuen Index danken, der unsere Sichtbarkeit als innovatives Impfstoffunternehmen erhöhen wird. Die engagierten Dienstleistungen, die uns im Rahmen dieser Initiative zur Verfügung gestellt werden, sind ein großer Gewinn für die Zukunft.

Die Tech-Leaders-Initiative von Euronext wird von einem Netzwerk von finanzkräftigen Partnern unterstützt, darunter globale Investmentbanken und die staatliche französische Investmentgesellschaft Groupe Caisse des Dépôts.

Milliardenpotenzial mit Chikungunya-Impfmonopol?

Wir glauben, dass sich Valneva mit der Entwicklung einer breiten Pipeline von Wirkstoffen zur Behandlung unterschiedlichster Infektionskrankheiten den Platz im neuen europäischen Technologie-Index redlich verdient hat. Während das Hin und Her beim Corona-Impfstoff des Unternehmens an der Börse hohe Wellen schlägt, werden die Erfolge bei der Entwicklung anderer Vakzine kaum beachtet – zu Unrecht, wie wir finden.

Vor zwei Wochen erst meldeten die Franzosen den erfolgreichen Abschluss der Phase-3-Studie für ihren Impfstoffkandidaten gegen Chikungunya – eine durch Mücken übertragene Viruserkrankung. So wies das Vakzin 180 Tage nach der Impfung konsistent eine Seroprotektionsrate von 96% auf.

Weil Valneva damit den ersten und einzigen Impfstoff zur Marktreife gebracht hat, kann das Unternehmen potenziell zunächst ein Monopol eröffnen. Da der weltweite Markt für Chikungunya-Vakzine bis 2032 auf jährlich über eine halbe Milliarde US$ geschätzt wird, wäre allein mit diesen Aussichten der aktuelle Börsenwert von 1,15 Milliarden € zu rechtfertigen.

Die noch benötigten Marktlizenzen können nun im Eiltempo ausgestellt werden. In Europa und den USA haben Gesundheitsbehörden dem Mittel bereits ein beschleunigtes Zulassungsverfahren ermöglicht.

Hinzu kommen außerdem zwei bereits kommerzialisierte Reiseimpfstoffe sowie der Borreliose-Wirkstoffkandidat VLA 15, der zusammen mit US-Partner Pfizer entwickelt wird und im dritten Quartal voraussichtlich in eine zulassungsrelevante Phase-3-Studie eintritt.

Die Spannung steigt

Der Covid-19-Impfstoff von Valneva ist für die Aussichten des Unternehmens daher aus unserer Sicht nur das Tüpfelchen auf dem i. Nachdem die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) Mitte Mai schließlich doch noch die Einreichung des Zulassungsantrags akzeptiert hat, wird es in den nächsten Tagen hochspannend.

Der Wirkstoffhersteller hat bis Mitte Juni Zeit, um Maßnahmen zur Nachbesserung des Corona-Impfstoffkandidaten namens VLA 2001 vorzuschlagen und die EU-Zulassung doch noch zu erhalten.

Sollte Valneva nach den Verzögerungen doch noch die vollumfängliche EU-Lizenz für sein Covid-19-Vakzin erhalten, dürfte eine Kursexplosion der Aktie wohl unausweichlich sein. Die endgültige Absage durch die EMA wird hingegen wohl einen Einbruch des Titels um -20 bis -30% nach sich ziehen. Wer auf das Urteil der Gesundheitsbehörde wetten will, hat jetzt noch die Chance dazu. Risikoaverse Anleger sollte die Entscheidung lieber von der Seitenlinie aus verfolgen.

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