Alibaba: Startet Mega-Rallye wie bei Amazon?
Da Anleger derzeit an ein Ende von Pekings Regulierungswut glauben, kennt die Aktie der Alibaba Group (WKN: A117ME) im Moment nur eine Richtung: nach oben. Der Titel kletterte in den vergangenen zwei Wochen um über +45% auf knapp 120 US$. Allein am Mittwoch ging es wieder fast +15% aufwärts, weil der Markt ein weiteres Signal für den Ausklang des Tech-Crackdowns erkannt haben will. Mehrere Modelle legen nun nahe, dass die Alibaba-Aktie längst noch nicht bei ihrem fairen Preis angelangt ist.
Alibaba ist der führende chinesische Online-Marktplatz. Neben seinem Kerngeschäft im E-Commerce baut der Konzern nach dem Vorbild von US-Konkurrent Amazon weitere Standbeine auf, insbesondere im Bereich Cloud Computing. Derzeit hat Chinas größter Internethändler eine Marktkapitalisierung von 320 Milliarden US$.
Chinas Tech-Crackdown beendet?
In den vergangenen zwei Wochen hat die Alibaba-Aktie an der US-Tech-Börse Nasdaq eine irre Erholungsrallye hingelegt: Der Titel kletterte in dem Zeitraum um über +45% auf knapp 120 US$. Der Grund für die Kurssprünge: Für die Anleger deutete zuletzt einiges darauf, dass die chinesische Regierung ihre regulatorischen Maßnahmen gegen die Tech-Brache vorerst beenden wird.
Allein am Mittwoch legte das Alibaba-Papier um fast +15% zu, nachdem Peking bekanntgab, die Vermarktung von 60 neuen Videospielen im Land zu erlauben. Auch dieser Schritt wurde als Zeichen gewertet, dass das Regime dem Tech-Sektor einschließlich Alibaba wieder unter die Arme greifen will.
Schlecht kommunizierte Regulierungspolitik
Die Regulierungswut der vergangenen 18 Monate hat der chinesischen Tech-Branche stark zugesetzt, die Null-Covid-Politik gab den Unternehmen den Rest. Die Aktienkurse von Alibaba, Tencent und Co. sind in diesem Zeitraum reihenweise um rund drei Viertel eingebrochen.
Das Problem sind dabei noch nicht einmal die Maßnahmen selbst, die vergleichbar sind mit dem, was auch westliche Länder anstreben: etwa die Bekämpfung monopolistischer Praktiken im Onlinehandel, Regeln zur Verwendung von Nutzerdaten oder strengere Jugendschutzbestimmungen bei Onlinespielen.
Die regulatorischen Maßnahmen sind also langfristig durchaus sinnvoll, doch hat Peking sie vollkommen unangekündigt und abrupt eingeführt. Der eigentliche Grund für die Börsentumulte ist daher insbesondere die desolate Kommunikation der staatlichen Stellen.
Beteiligungen stehen wieder vor einer Marktwerterhöhung
Alibaba hat sich geschäftlich in dieser schweren Zeit jedoch besser geschlagen, als viele denken. Obwohl die Gewinne zuletzt rückläufig waren, wächst der Umsatz immer noch – wenn auch langsamer als in der Vergangenheit. Die Nettomarge im vergangenen Jahr sank auf 7,2%, was jedoch auch der schwachen Performance von Alibabas Aktienportfolio geschuldet ist. Die Kennzahl dürfte nun wieder steigen, da sich chinesische Aktien in diesem Quartal im Aufwärtstrend befinden.
Außerdem arbeitet der Online-Händler an neuen Projekten in den Bereichen Chips und Cloud Computing. Diese Geschäftsbereiche sind derzeit die großen Wachstumstreiber bei den US-Konkurrenten Apple und Amazon, sodass es hinsichtlich Alibabas Zukunft Grund für Optimismus gibt.
Aktie stark unterbewertet
Einer der attraktivsten Aspekte der Alibaba-Aktie ist jedoch ihr Preis. Auf Basis der 2021er Zahlen ist der China-Titel im Verhältnis zu seinen zugrunde liegenden Umsätzen (EV/Sales: 1,8), Erträgen (EV/EBITDA: 11,3) und Cashflows (Preis/OCF: 11,7) sehr günstig und wird noch günstiger aussehen, wenn das Ertragswachstum im Laufe dieses Jahres wieder einsetzt.
Diese Multiples sind deutlich niedriger als bei US-Tech-Werten vergleichbarer Größe. Auch eine Discounted-Cashflow-Analyse (DCF) setzt den fairen Wert der Alibaba-Aktie auf über 250 US$ – selbst wenn man in den kommenden Jahren von einem eher langsamen Wachstum von 10% ausgeht.
Weiterhin reale Risiken
Auch wenn die Alibaba-Aktie auf Basis dieser Daten eindeutig unterbewertet ist: Anleger müssen beachten, dass die Risiken für das Unternehmen fortbestehen. Im Moment lockert Peking zwar seinen Würgegriff im Tech-Sektor, was der Grund für die Erholung chinesischer Aktien ist. Man kann jedoch nicht gänzlich ausschließen, dass die Regierung ihren Tech-Crackdown zu einem späteren Zeitpunkt fortsetzt.
Corona-Ausbrüche stellen ebenfalls weiterhin eine Gefahr dar. Die aktuellen Lockdowns werden aktuell zwar schrittweise aufgehoben; das Land verfolgt jedoch weiterhin eine Null-Covid-Politik, was bedeutet, dass es bereits bei geringen Fallzahlen wieder zu strengen Sperren kommen wird. Durch die Seuchenbekämpfungsmaßnahmen Pekings sind die Einzelhandelsausgaben zuletzt um -11% gesunken. Sollte es zu neuen Sperrungen kommen, könnte das das Wachstum von Alibaba erheblich verlangsamen.
Immer noch ein gewaltiges Kurspotenzial
Letztlich erscheint mir die Aktie jedoch günstig genug, um die fortbestehenden Risiken in Kauf zu nehmen. So liegt das Aufwärtspotenzial nach DCF-Verfahren selbst bei konservativen Annahmen weiterhin bei über +100%. Sollte sich das Wachstum hingegen beschleunigen, könnten wir eine Jahrzehnte andauernde Rallye im Amazon-Stil erleben, die zu schwindelerregenden Höchstständen führt.
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