flatexDEGIRO: Nach neuer Guidance zuschlagen?
flatexDEGIRO schockt Anleger mit der Aussicht auf eine rückläufige Kundenaktivität, die Aktie sackt bis zum Mittag um -8% auf 9,39 € ab. In der angepassten Guidance für 2022 stellt der Online-Broker dennoch stabile Umsätze in Aussicht sowie spürbar höhere Gewinne, womit der SDAX-Titel so günstig bewertet wäre wie lange nicht. Unter welchen Voraussetzungen lohnt sich für Anleger der Einstieg?
Die flatexDERIGO AG ist ein Online-Broker mit Sitz in Frankfurt am Main. Der Finanzdienstleister betreibt eine eigene Wertpapierhandelsplattform und bietet seine Dienstleitungen für Privatkunden in 18 europäischen Ländern an. Darüber hinaus bietet das Unternehmen Brokerage und Administration für Firmen- und institutionelle Kunden an. Die Marktkapitalisierung des Brokers liegt derzeit bei knapp über 1 Milliarde €.
Weniger Transaktionen und Neukunden erwartet
Die Aussicht auf eine rückläufige Kundenaktivität in diesem Jahr hat der flatex-Aktie stark zugesetzt: Am Dienstag fiel der Titel im Tagesverlauf erstmals seit zwei Jahren unter die 10 €-Marke, ging letztlich aber mit 10,20 € und einem Minus von 1,45% aus dem Handel. Am Mittwochvormittag rutschte der Kurs dann deutlich ab: um -8% auf 9,39 €.
Tags zuvor hatte zunächst eine skeptische Analyse der US-Investmentbank Goldman Sachs die flatex-Notiz unter Druck gesetzt. Der Goldman-Analyst hatte überraschend sein Kursziel für den Online-Broker von 32 auf 20 € eingestampft – mit der Begründung, das Unternehmen spüre derzeit eine Schwäche im Kleinanleger-Geschäft.
Kurz darauf bestätigte flatex den eingetrübten Ausblick mit einer zusammengestrichenen Guidance für das laufende Jahr. Demnach erwartet das Management nach 91 Millionen Transaktionen im Vorjahr für 2022 nur noch ein Niveau im Bereich von 75 bis 85 Millionen. Bislang hatte das Team um Vorstandschef Frank Niehage 95 bis 115 Millionen Transaktionen prognostiziert.
Auch die Zahl der Kunden soll mit 600.000 bis 700.000 nicht mehr so stark wachsen wie bisher gedacht. Ursprünglich hatte der SDAX-Konzern für das laufende Jahr 640.000 bis 840.000 Neukunden in Aussicht gestellt.
Dennoch stabile Umsätze und höhere Gewinne geplant
Allerdings rechnen die Frankfurter gegenüber dem Vorjahr mit einem starken Anstieg des Umsatzes je Transaktion von 4,59 € auf „deutlich über 5,00 €“. Dank der höheren Durchschnittserlöse soll der Umsatz mit 400 bis 440 Millionen € trotzdem in etwa das Niveau aus dem Rekordjahr 2021 erreichen.
Außerdem kündigte flatex-CFO Muhamad Charour an, dass sein Unternehmen in diesem Jahr auf spürbar höhere Gewinne zusteuert. So werde der Vorjahresüberschuss von 51,6 Millionen € voraussichtlich schon im ersten Halbjahr erreicht, zu dem der Online-Brocker Ende August Zahlen präsentieren wird.
Börsen-Hype verflogen
flatexDERIGO galt während der Corona-Krise als ein Gewinner der anziehenden Handelsvolumina, was auch am Aktienkurs des Frankfurter Unternehmens abzulesen war. Seit dem Rekordhoch im Sommer 2021 bei knapp 30 € ging es für die Papiere des Finanzdienstleisters jedoch rapide abwärts. Zwei Drittel Kursverlust in einem Jahr sind für ein profitables Unternehmen ein herber Rückschlag. Flatex-CEO Niehage sagt zu den Gründen für die Talfahrt:
Die geopolitische und makroökonomische Gesamtlage haben dazu geführt, dass sich das Handelsverhalten von Privatanlegern wieder auf ein Niveau normalisiert hat, dass wir aus Vor-Covid-Zeiten kennen.
Nun, wo der Börsen-Hype offenbar komplett verflogen ist, nähert sich die Marktkapitalisierung von flatex allmählich der psychologisch wichtigen Schwelle von 1 Milliarde € an – trotz zuletzt vieler Insiderkäufe durch den Vorstand.
Weitere Eisen im Feuer
Im Branchenvergleich schlägt sich flatex mit seiner breiten europäischen Aufstellung jedoch vergleichsweise gut. Es wäre beachtlich, wenn der Online-Broker seine Umsätze je Transaktion so stark ausbauen könnte wie vorhergesagt. Das Unternehmen hat zudem einen weiteren Trumpf in petto: Zusammen mit dem Vermögensverwalter Whitebox werden die Frankfurter bald Robo-Advisory-Produkte anbieten – Algorithmen-basierte Systeme, die automatische Empfehlungen zur Vermögensanlage geben.
Darüber hinaus plant flatex eine Kooperation mit der Stuttgarter Börse über deren Kryptoplattform BISON. Da Bitcoin und Co. derzeit einen regelrechten Kollaps erleben, bleibt jedoch abzuwarten, wie sich das Projekt entwickeln wird.
Aktie günstig wie lange nicht
Auf Basis des heiteren Gewinnausblicks dürfte die flatex-Aktie problemlos ein einstelliges KGV erreichen. Damit ist der Titel derzeit günstig wie lange nicht. Trotz der deutlichen Abstufung des Kursziels hat Goldman Sachs daher auch die Einstufung auf „Kaufen“ belassen und bescheinigt weiterhin über 100% Kurspotenzial.
Volatilität an den Börsen ist bis zu einem gewissen Grad gut für das flatex-Geschäft. Zuletzt waren die Turbulenzen jedoch so heftig, dass Privatanleger wieder Vertrauen in die Kapitalmärkte verloren haben. Für Neueinsteiger, die auf eine Stabilisierung der Kurse hoffen, bietet der gedrückte Preis der flatex-Aktie eine Einstiegschance. Wer das Papier bereits im Depot hat, sollte meiner Meinung nach weiter engagiert bleiben.
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