Alibaba: Deshalb ist die Aktie jetzt spottbillig
Seit Anfang des Monats marschiert die Alibaba-Aktie (WKN: A117ME) wieder allmählich aufwärts: Seit Juni ist der China-Titel um rund +12% auf 105,15 US$ geklettert. Die Regulierungswut Pekings klingt ab, die Phase des Gewinnrückgangs scheint beendet und selbst der Ant-Börsengang ist nun wieder ein Thema geworden. Doch selbst ohne den enormen Shareholder-Value, den ein IPO der Fintech-Tochter freisetzen würde, ist das E-Commerce-Papier trotz der jüngsten Kursgewinne ein Schnäppchen.
Alibaba ist der führende chinesische Online-Marktplataz. Neben seinem Kerngeschäft im E-Commerce baut der Konzern nach dem Vorbild von US-Konkurrent Amazon weitere Standbeine auf, insbesondere im Bereich Cloud Computing. Seit 2020 haben die staatlichen Regulierer in China dem Tech-Riesen jedoch die Daumenschrauben angelegt: Das Unternehmen musste hohe Strafen zahlen, der Börsengang der Fintech-Tochter Ant wurde auf unbestimmte Zeit auf Eis gelegt.
Das Ende der Regulierungswut gegen Alibaba?
Aufgrund von Gerüchten über eine Wiederbelebung des Ant-IPOs ist die Alibaba-Aktie zuletzt stark angestiegen. Zwischen Anfang und Mitte Juni kletterte der Titel an der Nasdaq in der Spitze um rund +30% auf 120 US$. Die Rallye war jedoch nur von kurzer Dauer, da die chinesischen Regulierungsbehörden dementierten, einen Börsengang der Ant Group zu prüfen.
Nach der kalten Dusche und einem Kurseinbruch zurück unter 100 € arbeitet sich der Titel jedoch wieder schrittweise nach oben. So tauchten vergangene Woche weitere Berichte auf, wonach das harte Durchgreifen Pekings gegen Tech-Konzerne und insbesondere gegen Alibaba bald enden könnte.
Ant, an dem der E-Commerce-Riese ein Drittel besitzt, wird noch in diesem Monat in China die Umwandlung in eine Finanz-Holding beantragen, berichtete Bloomberg News vergangene Woche. Die People's Bank of China habe den Antrag demnach akzeptiert und einen Prüfungsprozess eingeleitet, der einige Monate dauern könnte.
Das Fintech stehe den Angaben nach kurz vor dem Abschluss seines Geschäftsumbaus, den die staatlichen Regulierer dem Unternehmen vorgeschrieben haben. Alibaba und seine Tochtergesellschaft werden ihre Geschäfte damit weniger verflechten und unabhängig voneinander nach neuen Geschäftsfeldern suchen, meldete Reuters kurz darauf unter Berufung auf „vier mit der Angelegenheit vertraute Quellen“.
Peking will seine Tech-Giganten nicht ruinieren
Auch wenn der Ant-Börsengang zunächst weiterhin ausgesetzt bleibt, legen die aktuellen Entwicklungen rund um die Alibaba-Tochter nahe, dass ein Ende des regulatorischen Vorgehens gegen den chinesischen E-Commerce-Riesen bevorsteht. Damit könnte auch ein Ant-IPO jederzeit wieder grünes Licht bekommen.
Das Veto in der Causa diente Peking dazu, seine Macht zu demonstrieren und zu zeigen, dass es schlecht ausgeht, wenn man sich mit der Kommunistischen Partei anlegt. Jack Ma, der Gründer und langjährige Chef von Alibaba, hatte kurz vor dem geplanten Aktiendebut der Ant Group das chinesische Wirtschaftssystem ungewöhnlich scharf kritisiert.
Die Parteiführung um Staatschef Xi Jinping hat jedoch kein Interesse daran, die größten Unternehmen des Landes zu ruinieren – vor allem nicht die Ant Group. Schließlich nutzen 9 von 10 Chinesen den Bezahldienst des Fintechs Alipay. Das feindselige Vorgehen gegenüber Alibaba und seiner Tochtergesellschaft ist daher wahrscheinlich nur ein vorübergehendes Phänomen, das möglicherweise bald schon vorbei sein wird.
Periode des Gewinnrückgangs wird wohl abrupt beendet
Nicht nur in Hinblick auf die Fintech-Tochter Ant steuert Alibaba offensichtlich wieder auf bessere Zeiten zu. Das deuten die Zahlen für das Schlussquartal des Geschäftsjahrs 2021/22 (per Ende März) an, die der E-Commerce-Riese Ende Mai vorgelegt hat.
So erwirtschaftete der Konzern in den drei Monaten einen Gewinn je Aktie (EPS) von 1,18 US$ und übertraf damit den Analystenkonsens um rund 10%. Auch der Quartalsumsatz lang mit 30,28 Milliarden US$ deutlich über den Schätzungen der Wall Street.
Für das laufende Geschäftsjahr gehen die Marktexperten derzeit im Schnitt von einem EPS bei 7,35 US$ aus, was gegenüber dem Vorjahr (8,17 US$) zwar einem Minus von etwa einem Zehntel entspricht. Die Überperformance des ersten Vierteljahres legt jedoch nach, dass die Analysten derzeit etwas zu pessimistisch sind und Alibaba auch in den kommenden Quartalen die Marktprognosen übertreffen wird.
Für das nächste Geschäftsjahr (2023/24) haben die Wall-Street-Banken durchschnittlich ein EPS von 10,15 US$ auf dem Zettel – im Vorjahresvergleich ein Sprung von +20 bis +30%. Und selbst diese Schätzung könnte angesichts der vorsichtigen Analystenhaltung gegenüber dem chinesischen Online-Händler noch konservativ sein.
Auf Basis dieser Prognose ist die Alibaba-Aktie mit weniger als dem zehnfachen Gewinn bewertet – ein wahres Schnäppchen für ein marktführendes Wachstumsunternehmen, dass massiv von der möglichen Wiederbelebung des Ant-Börsengangs profitieren würde.
Die Talsohle scheint durchschritten
Alles in allem hat sich das Blatt für Alibaba offensichtlich gewendet. Die Periode des Gewinnrückgangs scheint zu einem abrupten Ende zu kommen und auch der regulatorische Würgegriff Pekings lockert sich allmählich. Damit erhöhen sich die Chancen auf einen baldigen IPO der Fintech-Tochter, der bis zu 100 Milliarden US$ wert sein könnte.
Trotz der Aussicht auf die Freisetzung einer enormen Menge an Shareholder-Value ist die Alibaba-Aktie mit einem Vorwärts-KGV unter 10 weiterhin spottbillig. Ein Investment in China ist zwar grundsätzlich risikobehaftet; die potenziellen Erträge für Anleger dürften das jedoch mehr als aufwiegen.
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