Commerzbank-Aktie: Darum geht's nicht voran
Die Aktie der Commerzbank (WKN: CBK100) taucht im Sog des allgemein trüben Marktumfelds ab und reißt heute Morgen die psychologisch wichtige Marke von 7 €. Binnen einer Woche hat sie -15% verloren. Sind die weiteren Aussichten eher düster oder können Anleger beim Titel des Frankfurter Kreditinstituts auf einen Ausbruch hoffen?
Die Commerzbank AG ist basierend auf der Bilanzsumme von zuletzt 507 Milliarden € die viertgrößte Bank Deutschlands. Seit einem Jahr befindet sich das Kreditinstitut in einer tiefgreifenden Restrukturierung, der fast 10.000 Stellen und rund die Hälfte aller Filialen zum Opfer fallen sollen. 2024 soll die Transformation abgeschlossen sein. Der Börsenwert des Unternehmens beläuft sich aktuell auf rund 8,65 Milliarden €. Der größte Anteilseigner ist mit etwa 15% der deutsche Staat.
Die Leitzinsen steigen
Die Europäische Zentralbank schickt sich an, dem Vorbild ihres US-Pendants zu folgen und die Leitzinsen im Euro-Raum zu erhöhen. Normalerweise sollte man annehmen, dass diese Entwicklung den hiesigen Banken in die Karten spielt.
Die Aktie der Commerzbank steht zwar seit Jahresbeginn mit einem Plus von 1% erheblich besser da als viele andere Papiere, die teils massiv an Wert verloren haben. Aber so richtig vom Fleck kommt sie auch nicht. Woran liegt das?
Zunächst einmal ist natürlich der seit Februar andauernde Ukraine-Krieg auch für die Commerzbank nicht förderlich. Sie musste eine höhere Risikovorsorge treffen und hat von Mitte Februar bis Ende April ihr Netto-Exposure gegenüber Russland um 36% auf unter 1,2 Milliarden € reduziert. Das Neugeschäft in Russland wurde mit Kriegsbeginn eingestellt.
Höhere Kreditausfälle drohen
Die Auswirkungen des Putin-Feldzugs auf die heimische Wirtschaft belasten das Geldinstitut ebenfalls kräftig, wird es doch von höheren Kreditausfallraten bedroht. Die gestiegenen Preise insbesondere für Energie – Stichwort Inflation – machen vielen Verbrauchern so schwer zu schaffen, dass sie schon jetzt kaum noch ihre Kredite bedienen können.
Im ersten Quartal hat das Geldhaus noch durch ein starkes Kundengeschäft seine Umsätze und seine Gewinne gesteigert. Außerdem wurden die Jahresziele bestätigt. Da waren die Ängste vor einer Rezession allerdings noch nicht so hoch wie aktuell.
Wenn sich die Wirtschaftsaktivität tatsächlich weiter verlangsamt und die Arbeitslosigkeit steigt, könnte auch die Commerzbank wieder in die roten Zahlen rutschen.
Übernahmegerüchte verflogen
Die zwischenzeitlichen Übernahmegerüchte, die den Wert beflügelt hatten, sind im Übrigen mittlerweile wieder verstummt.
Was bleibt unterm Strich? Zumindest die meisten Analysten sind positiv gestimmt, zum Verkauf rät aktuell keiner. Erst am Montag hat die US-Investmentbank Goldman Sachs ihr Kursziel für die Commerzbank von 9,70 auf 12 € angehoben und die Einstufung auf „Neutral“ belassen.
Zur Begründung wird die Erwartung angeführt, dass die Leitzinsen im Euro-Raum deutlicher und schneller angehoben werden, als bislang angenommen. Das ist meiner Meinung nach eine realistische Einschätzung, denn die Diskrepanz zwischen der deutlich schärfer agierenden US-Notenbank (FED) und der Europäischen Zentralbank (EZB) ist einfach zu groß.
Was eher am Rande für die Aktie spricht, ist die geplante Dividende für dieses Jahr. Der MDAX-Konzern ist zur Ausschüttung wieder in der Lage und laut Vorstandschef Manfred Knof dazu auch „fest entschlossen“. Allerdings dürfte die Dividende eher mickrig ausfallen.
Weit hinten auf der Watchlist
Ich sage es ganz deutlich: Mich begeistert das Papier nicht. Bei mir steht es zwar auf der Watchlist, aber ziemlich weit hinten. Bei Kursen unter 6 € würde ich eventuell über einen Kauf nachdenken.
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