BioNTech: Das bedeutet der US-Milliardenauftrag

30.06.22

Drei Tage nach der Veröffentlichung positiver Studienergebnisse erhalten BioNTech (WKN: A2PSR2) und sein Partner Pfizer für die nächste Impfkampagne der US-Regierung einen Milliardenauftrag. Die Spekulationen über die Finanzierungssicherheit des US-Impfprogramms sind damit vom Tisch. Profitieren dürfte das Mainzer Unternehmen außerdem von generellen Weichenstellungen bei der Impf-Strategie, die die FDA unter der Woche vorgenommen hat.

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Das Mainzer Pharma-Unternehmen BioNTech ist weltweit bekannt geworden durch seinen hochwirksamen Covid-19-Impfstoff auf Basis der mRNA-Technologie. Spätestens seit dem Aufkommen der Omikron-Variante ist der Vakzin-Hersteller jedoch unter Druck und legt seine Hoffnung nun in einen speziell auf die neue Mutation zugeschnittenen Impfstoffkandidaten. Der Wirkstoff-Hersteller forscht zudem an Immuntherapien zur Behandlung von Krebs und anderen schweren Krankheiten. An der Börse hat das Unternehmen derzeit einen Wert von 33 Milliarden US$.

Neuer Milliardenvertrag mit US-Regierung

Für eine geplante Booster-Kampagne im Herbst hat die US-Regierung im großen Stil weiteren Corona-Impfstoff von BioNTech und Pfizer bestellt. Am Mittwoch haben die Partner-Unternehmen einen neuen Liefervertrag im Wert von 3,2 Milliarden US$ bekannt gegeben. Zunächst sollen 105 Millionen Dosen geliefert werden. Der Deal umfasst jedoch eine Kaufoption für weitere bis zu 195 Millionen Dosen, wodurch der Gesamtumfang auf 300 Millionen Dosen ansteigen könnte.

Die Lieferungen sollen bereits im Spätsommer beginnen und Dosen sowohl für Erwachsene als auch für Kinder enthalten. Vorbehaltlich einer Genehmigung der US-Arzneimittelbehörde FDA wird der Vertrag auch Omikron-spezifische Impfstoffe von BioNTech enthalten.

Die Nachricht beendet die Spekulationen der letzten Monate darüber, dass die Finanzierung des staatlichen Impfprogramms in den USA nicht sicher sei. So hatte Moderna-Chef Stéphane Bancel Anfang April bekannt gegeben, dass sich sein Unternehmen in den USA auf den Impfstoffvertrieb am privaten Markt einstellen würde. BioNTech-Anleger hatten daraufhin um die dominante Marktposition des Unternehmens gebangt.

FDA mit Fokus auf angepasste Booster-Impfungen

Die Großbestellung folgt auf eine maßgebende Covid-19-Tagung der FDA am Dienstag, bei der die einzigen in den USA zugelassenen mRNA-Präparate von BioNTech und Pfizer sowie Moderna im Mittelpunkt standen. Bei dem Meeting wurde darüber diskutiert, ob und wie Virusstämme in den Impfstoffen angepasst werden sollen.

Laut den Marktexperten der Berenberg Bank soll sich das Gremium darauf geeinigt haben, Modifizierungen bei Auffrischungsvakzinen, jedoch nicht bei Primärimpfstoffen zu unterstützen. Das sind gute Neuigkeiten für BioNTech und andere Hersteller von mRNA-Impfstoffen, die überwiegend als Booster verwendet werden.

Dass die für das Spike-Protein des Virus kodierten Vakzine anfällig für Mutationen sind, haben die jüngsten Studiendaten der Mainzer gezeigt. So waren die Omikron-spezifischen Wirkstoffkandidaten des Unternehmens etwa dreimal weniger wirksam gegen die zunehmend dominierenden BA.4- und BA.5-Subvarianten als gegen den vormals etablierten Virusstamm BA.1, auf den die Wirkstoffe zugeschnitten wurden.

BioNTech-Chef dringt auf Eilverfahren für angepasste mRNA-Vakzine

Die Tendenz der FDA könnte nun auch Schwung in die Diskussion über die Zulassungspraxis modifizierter Corona-Vakzine bringen. Die Entwickler dringen darauf, die Verfahren zu verkürzen, damit die Präparate der Evolution des Corona-Virus nicht zu weit hinterherhinken.

So sprach sich BioNTech-Chef Ugur Sahin kürzlich in der Financial Times für ein wesentlich schnelleres Verfahren aus, das keine zusätzlichen klinischen Studien erfordert – ähnlich wie beim jährlich angepassten Grippe-Impfstoff. Das könne dem Unternehmenslenker nach bis zu vier Monate Zeit sparen.

Klaus Cichutek, Präsident des in Deutschland für Impfstoffe zuständigen Paul-Ehrlich-Instituts, sprach sich bislang gegen ein beschleunigtes Verfahren aus. „Wenn wir uns in Ruhe vorbereiten auf die Herbstwelle, gibt es überhaupt keinen Grund, auf die entsprechenden klinischen Daten beim Menschen zu verzichten“, sagte er der Welt am Sonntag. Zwar könne man die Zulassungspraxis in einer Notlage anpassen, so Cichutek; die läge aber momentan nicht vor.

Marktlizenzen für die Omikron-spezifischen Präparate sind aktuell frühestens im September zu erwarten – auch weil die Hersteller nachweisen müssen, dass das maßgeschneiderte Vakzin einen echten Vorteil bringt.

FDA gibt die Richtung vor

Nach den positiven Studiendaten von BioNTech/Pfizer zu Wochenbeginn und der Fokussierung der FDA auf angepasste Booster-Impfstoffe folgt nun die US-Großbestellung für die herbstliche Impfkampagne.

Die dadurch gesicherten Milliardeneinnahmen dürften noch in diesem Jahr umsatzwirksam werden und damit die Chancen erhöhen, dass BioNTech nach 2021 erneut seine Jahresprognose übertrifft. Der Wirkstoffentwickler geht für das laufende Jahr aktuell von einem Umsatz von 14 bis 17 Milliarden € aus.

Hinzu kommt, dass die FDA in gewisser Weise mit der Notenbank Fed vergleichbar ist: Viele Entscheidungen der US-Behörde sind maßgebend für das jeweilige europäische Pendant. Wenn die FDA Varianten-spezifische Impfstoffe unterstützt und womöglich als nächstes die Zulassungsverfahren für die angepassten Präparate verkürzt, hat das Signalwirkung für die Europäische Arzneimittel-Agentur.

Erleichterung bei BioNTech-Anlegern

In der Gesamtschau deutet plötzlich vieles darauf hin, dass bei den nächsten Impfkampagnen im Herbst und Winter die großen mRNA-Spezialisten das Rennen machen. Für Nachzügler wie Valneva, Novavax und CureVac sind das hingegen schlechte Nachrichten.

Das machte sich zuletzt schon im Kursverlauf der BioNTech-Aktie bemerkbar: Für den Titel ging es seit Mitte vergangener Woche von unter 120 US$ hoch auf 142 US$. Nachbörslich kletterte der Titel um +1,73% weiter auf 144,44 US$.

Nach Handelsbeginn an der New Yorker Börse ist für den Titel der nächste Aufwärtsschub zu erwarten, da die Nachricht zur US-Großbestellung bei vielen BioNTech-Anlegern für Erleichterung sorgen dürfte.

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