Valneva: Warum ignoriert die EU diesen Corona-Impfstoff?
„Sichere Corona-Impfstoffe für die Menschen in Europa“: Auf dieser Seite im Internet feiert die EU-Kommission ihre Bemühungen im Kampf gegen die Pandemie. Die derzeit zugelassenen Impfstoffe sind aufgelistet. Alle? Nein, wie sharedeals.de exklusiv herausgefunden hat, der von Valneva (WKN: A0MVJZ) nicht! Hier heißt es noch „in der Entwicklung“, obwohl das Vakzin seit dem 24. Juni als einziges eine Standardzulassung bekommen hat. Was hat das zu bedeuten?
Valneva ist ein französisches Biotechunternehmen mit Hauptsitz in Saint-Herbain. Die Firma entwickelt und vermarktet Impfstoffe gegen Infektionskrankheiten und betreibt Produktionsstätten in Österreich, Schottland und Schweden sowie Niederlassungen in Frankreich, Kanada und den USA. Mit seinem Totimpfstoff VLA 2001 verfügt Valneva über ein Vakzin gegen das Coronavirus, das aktuell eine Standardzulassung in der EU, eine bedingte Zulassung in Großbritannien sowie Notfallzulassungen im Königreich Bahrain und in den Vereinigten Arabischen Emiraten hat. An der Börse hat das Unternehmen einen Wert von rund 1,2 Milliarden €.
Nur eine Randnotiz wert
Wer wissen will, welchen Stellenwert der Impfstoffhersteller Valneva offenbar bei den Brüsseler Bürokraten genießt, der erlebt eine große Überraschung: Nur eine Randnotiz ist das französische Unternehmen der EU-Kommission aktuell wert.
Im Internet steht unter der Rubrik „Im Fokus“ keinesfalls der jüngste zugelassene Impfstoff VLA 2001 von Valneva, sondern: US-Hersteller Novavax. Dann wird erklärt, in der EU sei der fünfte Covid-19-Impfstoff zugelassen worden. Am 20. Dezember habe die EU-Kommission die bedingte Zulassung erteilt. Kein Wort vom einzigen Totimpfstoff von Valneva.
Im EU-Impfstoff-Portfolio werden die verschiedenen Hersteller und die jeweilige Zahl der gesicherten Dosen, insgesamt bis zu 4,2 Milliarden, aufgelistet. An letzter Stelle: Valneva. Nur dort ist nicht angegeben, wie viele Dosen pro Person erforderlich sind. Und, wie gesagt, das Vakzin sei angeblich noch in der Entwicklung.
Brüsseler Bürokraten nur schlafmützig?
Die große Frage lautet: Sind die Brüsseler Bürokraten nur schlafmützig und haben die Aktualisierung verpennt – oder steckt mehr dahinter? Fakt ist, dass Valneva am 10. Juni mitgeteilt hat, die EU-Kommission habe die Absicht, den Vorabkaufvertrag über 60 Millionen Dosen zu kündigen. CEO Thomas Lingelbach machte in dieser Mitteilung aus seiner Enttäuschung keinen Hehl.
Ich sage es ganz deutlich: Auf mich wirkt das Ganze so, als werde Valneva bewusst von den Brüsseler Bürokraten abgestraft. Wobei sich mir absolut nicht erschließt, warum das so sein sollte. Die Studienergebnisse von VLA 2001 waren gut, die Zulassung für das Vakzin wurde erteilt.
Was läuft da hinten den Kulissen? Wir haben bereits in diesem Artikel aufgezeigt, dass Valneva-CEO Thomas Lingelbach offenbar in Brüssel darum betteln muss, dass der Impfstoff seines Unternehmens entsprechend gewürdigt wird.
Corona-Fallzahlen steigen
Angesichts steigender Corona-Fallzahlen verwundert die offensichtliche Ignoranz des Valneva-Vakzins seitens der EU umso mehr.
Zwar hat die französische Firma eine bemerkenswerte Pipeline über den Corona-Impfstoff hinaus. Doch bei diesem geht es um kurzfristig zu erzielende und vor allem hohe Umsätze. So sind in der aktuell noch gültigen Finanzprognose für dieses Jahr Erlöse von 430 bis 590 Millionen € geplant, wovon 350 bis 500 Millionen € aus Verkäufen des Covid-Vakzins kommen sollen.
Es könnte eine Überraschung geben
Heute legt die Aktie um +3% auf 10,76 € zu. Das Chance-Risiko-Profil des Papiers ist halt beim derzeitigen Börsenwert von 1,2 Milliarden € gut. Und möglicherweise gelingt es dem Valneva-Management am Ende doch noch, die sperrigen EU-Bürokraten zu überzeugen.
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