Auto1 Group: Anleger zwischen Hoffen und Bangen
Mehr Autos gekauft und verkauft als im Vorjahr, aber weniger als im ersten Quartal: Die Auto1 Group (WKN: A2LQ88) vermeldet vorläufige Zahlen für die Monate April bis Juni, die nach einem Absacker gestern heute für ein kleines Kursplus von 1,8% auf 7,22 € sorgen. Allerdings sind Anleger hier übel gebeutelt, hat das Papier doch seit Jahresbeginn -65% verloren. Kommt jetzt der Turnaround?
Die Auto1 Group ist ein 2012 gegründetes Unternehmen mit juristischem Sitz in München und Verwaltungssitz in Berlin. Sie betreibt nach eigenen Angaben „Europas führende digitale Automobilplattform“ für den Online-Kauf und -Verkauf von Gebrauchtwagen.
Roherlös von 980 € je Fahrzeug
Die Gebrauchtwagenplattform, die wohl jeder, der ein Auto sucht oder loswerden will, aus der Werbung als Betreiber von wirkaufendeinauto.de und Autohero kennt, hat im zweiten Quartal insgesamt 166.100 Fahrzeuge verkauft. Das ist ein Plus von 16,4% gegenüber dem Vorjahr. Allerdings waren es weniger als in den ersten drei Monaten mit 169.610 verkauften Fahrzeugen.
Beim Ankauf hat der Online-Händler ebenfalls zugelegt. So wurden im zweiten Quartal 161.400 Fahrzeuge erworben, +11,7% mehr als im Vorjahr.
Interessant ist, was die Auto 1 Group eigentlich an jedem Fahrzeug verdient: Sie erwartet für das zweite Quartal ein Rohergebnis (GPU), also Verkaufserlös minus Ankaufpreis, von mehr als 980 € je Fahrzeug im Privatkunden-Segment Autohero. Im Händler-Segment sind es mehr als 720 €.
Offenbar rätseln viele Investoren noch, wie diese vorläufigen Zahlen zu interpretieren sind, denn die Aktie sackte gestern zunächst auf 6,90 € ab. Heute legt sie wieder zu. Endgültige Ergebnisse seitens des Unternehmens soll es am 3. August geben, den Finanzbericht zum ersten Halbjahr am 13. September.
Ein Desaster seit dem Börsengang 2021
Fakt ist: Wer beim Börsengang am 4. Februar 2021 zugeschlagen hat, als die Aktien in der Spitze sogar bis zu 55 € gehandelt wurden, der dürfte sich seitdem heftig über das anschließende Desaster ärgern.
Das Kernproblem des Online-Händlers bleibt weiterhin ungelöst, und hier ist auch der Grund für die heftigen Kursschwankungen des Titels zu suchen: Auto1 wirtschaftet schlicht nicht profitabel.
Unterm Strich erwartet das Unternehmen auch in diesem Jahr rote Zahlen. So wird eine bereinigte EBITDA-Marge zwischen -2,0% und -3,0% prognostiziert.
Zwar hat das Management um CEO Christian Bertermann bislang insofern seine Versprechungen erfüllt, als tatsächlich erhebliche Umsatzsteigerungen mit starken Verbesserungen des Rohergebnisses erzielt worden sind. Bislang hat das aber noch nicht zu Gewinnen geführt. Anscheinend wird noch zu viel Geld investiert oder fürs Marketing ausgegeben.
Extrem sportliche Bewertung
Mittlerweile beläuft sich der Börsenwert des Unternehmens nur noch auf rund 1,57 Milliarden €. Das ist allerdings weiterhin extrem sportlich angesichts der geschäftlichen Entwicklung und der Verluste.
Aus meiner Sicht dürfte sich das Konsumklima in nächster Zeit eher eintrüben angesichts steigender Preise überall (Stichwort Inflation) – ob private Verbraucher hier verstärkte Neigungen zum Kauf eines Fahrzeugs verspüren, wage ich zu bezweifeln. Das Unternehmen selbst hat für dieses Jahr zuletzt nur einen verhalten optimistischen Ausblick gegeben.
Alles in allem bleibe hat sich an meiner Einschätzung seit dem letzten Artikel nichts geändert: Ich bleibe bei dieser Aktie weiter an der Seitenlinie.
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