Nel ASA +14%: Das bedeutet der Rekordauftrag
Diese Meldung versetzt die Anleger von Nel ASA (WKN: A0B733) in Ekstase: Die Aktie des Elekrolyseur-Herstellers schießt um +14% auf 15,10 NOK, nachdem bekannt wurde, dass das Unternehmen einen neuen Rekordauftrag an Land gezogen hat. Die Norweger investieren massiv, um die steigende Nachfrage bedienen zu können. Die operativen Mittelfristziele sind dennoch in Gefahr.
Nel ASA ist ein global operierender Wasserstoff-Spezialist mit Sitz im norwegischen Oslo. Das Unternehmen ist unabhängig von speziellen Anwendungsbereichen des Gases und deckt die gesamte Wertschöpfungskette ab – von der Produktion über den Vertrieb bis zu Tankstellen. An der Börse hat der Konzern aktuell einen Wert von umgerechnet 2 Milliarden €.
200 MW-Rekordauftrag
Das verbesserte Investitionsumfeld in der Branche macht sich bei Nels Auftragsbestand immer deutlicher bemerkbar. Die Tochtergesellschaft des Konzerns, Nel Hydrogen Electrolyser AS, hat nun von einem ungenannten US-Kunden den bisher größten Auftrag für die industrielle Anwendung erhalten: Laut einer Unternehmensmeldung von Montagmorgen wurde eine Lieferung von 200 Megawatt (MW) an alkalischen Elektrolyseuren vereinbart.
Es handelt sich den Angaben zufolge um einen Festvertrag mit einem Wert von 45 Millionen €. Die Produktion und Lieferung der Elektrolyseur-Stacks ist von Februar 2023 bis Mitte 2024 vorgesehen.
Håkon Volldal, Nels neuer CEO, kommentierte:
Dieses Projekt wird die Liefer- und Ausführungskapazitäten von Nel in großem Maßstab unter Beweis stellen und eine wertvolle Referenz für künftige Großaufträge sein. Es wird einen erheblichen positiven Einfluss auf die Finanzen von Nel, die Produkt- und Produktionskosten des Elektrolyseurs, die Technologieentwicklung und die Scale-up-Pläne haben.
Tom Skoczylas, Regional Sales Manager von Nel Hydrogen US, ergänzte:
Dieses Projekt stellt für Nel eine hervorragende Gelegenheit dar, seine Wasserstofftechnologie und Skalierungsfähigkeiten zu demonstrieren, die entscheidend sind, um die schnell wachsende Nachfrage nach grünem Wasserstoff zu befriedigen.
Der Kunde wird das Projekt den Angaben nach bereits über mehrere Jahre hinweg entwickeln und aufgrund seiner Umwelt-Vorteile erhebliche staatliche und kommunale Anreize erhalten. Zudem wurde bekannt gegeben, dass das Projekt vollständig durch private Investoren finanziert wird.
Seine bisherigen Bemühungen haben außerdem bereits zu einer 20-jährigen Abnahmeverpflichtung von lokalen Partnern geführt sowie zu einem ebenfalls 20 Jahre laufenden Stromabnahmevertrag, heißt es weiter.
Abhängig von einer laufenden technischen Studie des Kunden könnte Nel laut der Unternehmensmeldung auch die Möglichkeit erhalten, zusätzliche Ausrüstungen für das Projekt zu liefern.
EU investiert Milliarden in „wichtige Wasserstoffkorridore“
Anfang Juli hat Nel wie geplant einen Wechsel bei der Unternehmensleitung vollzogen: Der neue Vorstandsvorsitzende Volldal hat die Nachfolge von Jon Løkke angetreten, der in den Verwaltungsrat des Unternehmens gewechselt ist. Volldal übernimmt das Kommando beim norwegischen Wasserstoff-Spezialisten in einer spannenden Phase, da die Europäische Kommission in der Branche derzeit die Weichen für einen Superzyklus stellt.
Mitte Mai hatte Brüssel seinen REPowerEU-Plan zur Umgestaltung des Energiesystems vorgestellt. Für dieses Vorhaben plant der Staatenbund, bis zu 300 Milliarden € zu mobilisieren. Mit der Geld sollen unter anderem „wichtige Wasserstoffkorridore“ im Mittelmeer und in der Nordsee entwickelt werden. Ihre Ziele für die H2-Produktion hat die EU zuvor bereits auf 10 Millionen Tonnen im Jahr verdoppelt, weitere 10 Millionen Tonnen sollen nun jährlich importiert werden.
Entsprechend beginnen bei Nel nun die Rekorde zu purzeln – sowohl beim Volumen einzelner Aufträge als auch beim Auftragsbestand. Zum Ende des Märzquartals hatte der Elektrolyseur-Hersteller einen Backlog von 130 Millionen €, der mit der neunen 200MW-Bestellung aus den USA ein weiteres Mal signifikant ansteigt.
10 GW Output geplant bis 2025
Nel steckt derzeit viel Geld in den Ausbau seiner Kapazitäten, um die immer weiter steigenden Nachfrage bedienen zu können. Im April eröffnete der Konzern auf der norwegischen Halbinsel Herøya eine 500-MW-Fabrik, die auf bis zu 2 Gigawatt (GW) erweiterbar ist. Mit weiteren noch zu bauenden Anlagen planen die Norweger ihren jährlichen Gesamt-Output bis 2025 auf über 10 GW zu erhöhen.
Ex-CEO Løkke hat ein weiteres Ziel formuliert, das das Unternehmen bis Mitte des Jahrzehnts erreichen will: die Kostenparität seines grünen Wasserstoffs mit fossilen Brennstoffen. Die Hälfte der dafür notwendigen Einsparungen könnten laut Løkke allein durch Skaleneffekte und Effizienzsteigerungen erzielt werden.
Der Wasserstoffzyklus ist noch ganz am Anfang
Insgesamt müsste der Elektrolyseur-Produzent für die Parität mit Kohle oder Erdgas seine Gesamtkosten auf ein Viertel des derzeitigen Niveaus bringen. Steigende Betriebs- und Rohstoffausgaben aufgrund des aktuellen Inflationsdrucks dürften diesen Plan meiner Ansicht nach jedoch zum Scheitern verurteilen.
Die Cash-Reserven der Norweger reichen damit bestenfalls für zwei weitere Jahre. Da bedeutet, dass Nel wieder auf dem Kapitalmarkt aktiv werden muss, was das Eigentum von Altaktionären erneut verwässern wird.
In Anbetracht dieses Dilemmas ist es aus meiner Sicht noch zu früh für ein Einzelinvestment bei einem Wasserstoff-Player – egal, ob Nel, Plug Power, Ballard Power oder ein anders Unternehmen. Ich rate Anlegern daher Zurückhaltung, bis der Treibstoff der Zukunft wirklich konkurrenzfähig ist.
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