BASF-Aktie: Wenn Putins zynischer Countdown abläuft...
Trotz der Gaskrise und einem herausfordernden Wirtschaftsumfeld investiert BASF (WKN: BASF11) weiter fleißig in sein großes Nachhaltigkeitsziel: Der deutsche Chemieriese sichert sich in den USA mit Abnahmeverträgen 250 Megawatt an Grünstrom-Kapazitäten. Die Geschäfte liefen zuletzt außerdem so gut, dass der Vorstand seine Jahresziele angehoben hat. Aber Vorsicht: Sollte der unberechenbare Despot im Kreml ein weiteres Mal am Gashahn drehen, dürften auch für die BASF-Aktie die Lichter ausgehen.
Die BASF SE mit Sitz in Ludwigshafen ist gemessen am Umsatz (2021: 79 Milliarden €) der größte Chemiekonzern der Welt. Das Unternehmen beschäftigt weltweit rund 111.000 Mitarbeiter an knapp 400 Produktionsstandorten in mehr als 80 Ländern. An der Börse hat der DAX-Titel derzeit einen Wert von knapp 40 Milliarden €.
250 MW an neuen Grünstrom-Kapazitäten
Bei seinem anvisierten Umstieg auf erneuerbare Energien erreicht BASF ein wichtiges Etappenziel: Am Mittwoch hat der Chemieriese virtuelle Stromabnahmeverträge (VPPAs) mit zwei US-Stromanbietern abgeschlossen und sich damit 250 Megawatt (MW) an Grünstorm-Kapazitäten aus Wind- und Solarenergie gesichert.
Sie gleichen an mehr als 20 Produktionsstandorten des Chemiekonzerns in verschiedenen US-Bundesstaaten die fossil erzeugte elektrische Energie im dortigen Netz aus, wie der DAX-Konzern mitteilte.
Die Vereinbarungen werden den Angaben nach zum Kauf von mehr als 660.000 Megawattstunden (MWh) Strom pro Jahr führen, was dem Stromverbrauch von mehr als 90.000 durchschnittlichen US-Haushalten entspricht.
Nach Schätzungen der US-Umweltschutzbehörde EPA werden durch die VPPAs jährlich mehr als 472.500 Tonnen CO2-Emissionen ausgeglichen. Mit dem Deal steigt der Anteil erneuerbarer Energien am gesamten nordamerikanischen Stromverbrauch der BASF auf mehr als ein Viertel.
Tobias Dratt, Präsident der BASF Nordamerika, sagte:
Diese Vereinbarungen helfen uns, unsere Ziele für saubere Energie in Gegenden zu erreichen, in denen das örtliche Stromversorgungsunternehmen nicht genügend Strom aus erneuerbaren Energien liefert. Gleichzeitig ermöglicht unser finanzielles Engagement die Realisierung von großen Solar- und Windkraftprojekten und bringt saubere Energie ins Netz.
„Make and Buy“-Ansatz bei der Stromversorgung
Die BASF hat sich zum Ziel gesetzt, ihre Treibhausgasemissionen bis 2030 um 25% gegenüber 2018 zu senken und bis 2050 Netto-Null-Emissionen zu erreichen. Ein wichtiger Hebel dabei ist offensichtlich der Ersatz von fossil erzeugtem Strom durch fossilfreien Strom.
Die Ludwigshafener streben an, die benötigten Mengen an erneuerbarem Strom durch einen "Make and Buy"-Ansatz zu sichern, also durch einen Mix aus eigener Erzeugung und dem Zukauf von Kapazitäten. So setzt der Chemieriese in Europa auch auf eigene Windparks, um die erforderlichen Strommengen zu beschaffen.
Vorstand korrigiert Jahresziele nach oben
Ungeachtet der Gas-Krise in Europa und der schwierigen Wirtschaftslage investiert BASF nicht nur unbeirrt weiter in seinen Wandel zum CO2-freien Unternehmen, sondern liefert auf weiterhin starke Ergebnisse ab.
Wie der Chemieriese vergangene Woche bekanntgab, liefen die Geschäfte im zweiten Quartal so gut, dass der Vorstand seine Jahresprognose angehoben hat. Der Konzernumsatz für 2022 soll demnach nun im Bereich zwischen 86 und 89 Milliarden € landen – und das Vorjahresniveau von 78,6 Milliarden € damit deutlich übertreffen. Zuvor waren die Ludwigshafener aufgrund der stark gestiegenen Rohstoff- und Energiepreise noch wesentlich vorsichtiger und setzten eine Prognosespanne von 74 bis 77 Milliarden €.
Auch beim operativen Ergebnis (EBIT) korrigierte BASF zuletzt seine Schätzungen nach oben: das untere Ende des Zielbereichs setzten die Ludwigshafener hoch von 6,6 auf 6,8 Milliarden €, die Oberschwelle bestätigte man bei 7,2 Milliarden €. Zur Einordnung: Im vergangenen Jahr hatte der DAX-Konzern ein EBIT von knapp 7,8 Milliarden € erzielt.
Wenn der Countdown abläuft…
Neben dem klimabewussten Konzernumbau und dem prosperierenden Geschäft sprechen noch weitere Faktoren für den Kauf der BASF-Aktie: die derzeit günstige Bewertung (KGV: <8), ein großzügiges Aktienrückkaufprogramm und eine der höchsten Dividendenrenditen im DAX (ca. 8%). Im Fall einer Beendigung der militärischen Auseinandersetzungen in der Ukraine und des Gaslieferstreits besteht für den Industrie-Titel zudem ein erhebliches Aufwärtspotenzial.
Leider ist das Friedensszenario derzeit noch nicht sehr realistisch – und mit jedem Tag der Eskalation entfernen wir uns immer weiter von der Aussicht auf eine Normalisierung der Beziehungen zwischen Russland und der EU.
Der russische Staatskonzern Gazprom hat seine Gaslieferungen nach Deutschland über die Pipeline Nord Stream 1 zuletzt nach und nach gedrosselt: von 60 über 40 auf nunmehr 20%. Sollte der Kreml seinen zynischen Countdown bald auf Null runterzählen, wird es für die BASF ernst. Im schlimmsten Fall droht die komplette Schließung des Ludwigshafener Stammwerks.
Bei einer längeren Durststrecke dürfte der DAX-Konzern dann nicht mehr in der Lage sein, profitabel zu arbeiten. Ein weiterer gravierender Einbruch der Aktie wäre wohl unvermeidbar.
Angesichts dieser dramatischen politischen Risiken rate ich interessierten Anlegern, die bei niedrigen Kursen eine Einstiegsmöglichkeit wittern, sich von dem Dividenden-Titel derzeit fernzuhalten. Wer bereits an Bord ist, sollte es meiner Ansicht nach in Erwägung ziehen, seine Position bei dem Chemieriesen zu reduzieren.
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