Shell oder BP: Goldman Sachs und Warren Buffett sind die Öl-Bullen

Öl ist „am Boden, aber nicht am Ende“, so die jüngste Devise der Analysten von Goldman Sachs. Zuletzt kam der Spotpreis für Rohöl der Sorte Brent durch anhaltende Rezessionssorgen unter Druck und bewegte sich nahe eines Mehrmonatstiefs. Die Aktien von Ölproduzenten wie Royal Dutch Shell (WKN: A3C99G) und BP (WKN: 850517) legten ebenfalls eine Verschnaufpause ein – jedoch nur eine kurze. Auch Warren Buffett´s Berkshire Hathaway scheint in Bezug auf Öl Goldmans Bruder im Geiste zu sein, nachdem die Holding der Börsenlegende zuletzt ihren Anteil an der amerikanischen Occidental Petroleum (WKN: 851921) auf über 20% erhöhte.

Warren Buffett zeigt in diesem Jahr besondere Kauflaune im Ölsektor. Zuletzt schnappte sich seine Investmentgesellschaft Berkshire Hathaway wieder knapp 6,7 Millionen Aktien von Occidental Petroleum. Damit steht inzwischen eine gesamte Positionsgröße von rund 188,4 Millionen Aktien zu Buche, beziehungsweise 20,2% der ausstehenden Aktien im Wert von 11,3 Milliarden US$.

Goldman Sachs erwartet höhere Ölpreise

Obwohl Risiken wie Rezessionssorgen und die Freigabe der strategischen US-Erdölreserve über dem Ölpreis schweben, gehen Goldman Sachs die positiven Argumente für höhere Ölpreise nicht aus. Die Analysten halten fest, dass die derzeitigen Angebotsdefizite zu groß sind, um eine Zerstörung der Nachfrage herbeizuführen.

Die Analysten von Goldman Sachs schreiben in einer von Bloomberg veröffentlichten Notiz:

Wir glauben, dass die Argumente für höhere Ölpreise stark bleiben, selbst wenn all diese negativen Schocks eintreten, wobei der Markt ein größeres Defizit aufweist, als wir in den letzten Monaten erwartet haben.

Zwar senkte Goldman seine Ölpreisprognose sowohl für das dritte und vierte Quartal von 140 US$ und 130 US$ pro Barrel auf 110 US$ sowie 125 US$, bleibt jedoch stark optimistisch. Für das Jahr 2023 prognostiziert Goldman weiterhin einen Ölpreis von 125 US$.

In der Notiz von Goldman heißt es außerdem:

Wir gehen nach wie vor davon aus, dass die Brent-Preise deutlich über den Terminkursen liegen müssen.

Das bietet Anlegern wieder starke Aussichten für den Ölpreis.

Für Gesprächsstoff sorgt zudem ein von JPMorgan vor mehreren Wochen beschriebenes Szenario, das durch den Boykott von russischem Öl zu einer Angebotslücke führen und den Ölpreis auf 380 US$ pro Barrel katapultieren könnte.

Aktuell scheint ein derart kometenhafter Anstieg kaum vorstellbar und ich orientiere mich in meiner Erwartung eher an den realistischeren Prognosen von Goldman Sachs, aber ganz vom Tisch ist das Risiko mittelfristig gleichwohl noch nicht.

Deutschland will zurück vom Erdgas zum Rohöl

Mit ihrem sechsten Sanktionspaket hat die EU ein weitreichendes Ölembargo gegen Russland auf den Weg gebracht, das bis Ende des Jahres einen Großteil der Ölimporte stoppen soll. Doch deutsche Konzerne beginnen derweil im Schatten der Gasknappheit, ihre Energieversorgung teilweise auf Öl umzustellen.

Hier ein paar Beispiele:

Die hohen Gaspreise erhöhen den Anreiz, den Gasverbrauch zu senken und stattdessen auf Ölprodukte umzusteigen.

Hans-Ulrich Engel, CFO von BASF, sagte bei der Quartalspräsentation:

Bei den derzeitigen Preisen kann es tatsächlich billiger sein, beispielsweise Heizöl zur Dampferzeugung zu verwenden als das sehr teure Erdgas.

Setzt sich dieser Trend fort, Gas durch Öl zu substituieren, könnte im kommenden Winter eine stark steigende Ölnachfrage die Folge sein.

Ölaktien präsentieren Rekord-Quartalsergebnisse

Angesichts des Ölausblicks von Goldman Sachs, den Ereignissen in Europa und der vergleichsweise günstigen Bewertung einiger Ölkonzerne sind Ölaktien definitiv noch immer einen Blick wert.

Die Ölgiganten BP und Shell lieferten beide starke Quartalsergebnisse ab.

BP konnte im zweiten Quartal einen bereinigten Gewinn von 8,4 Milliarden US$ erzielen, während es im ersten Quartal noch 6,2 Milliarden US$ waren. Dazu sank die Nettoverschuldung weiter auf ~23 Milliarden US$, womit die Verschuldung innerhalb des letzten Jahres um weitere knapp 10 Milliarden US$ reduziert wurde.

Shell konnte ebenfalls stark abschneiden und präsentierte einen Gewinn von 11,5 Milliarden US$ – mehr als doppelt so viel wie im Vorjahresquartal. Auch Shell hat seine Verschuldung massiv auf 46,4 Milliarden US$ reduziert. Vor einem Jahr waren es noch 65,7 Milliarden US$.

Ölmulti BP kündigte für das laufende Quartal außerdem ein Aktienrückkaufprogramm in Höhe von 6 Milliarden US$ an.

Ölmultis bleiben starke Vermögensaufbau-Aktien

Im nächsten Jahr wird sowohl für BP als auch für Shell im Schnitt ein KGV von knapp über 5 erwartet.

Die Schweizer Großbank UBS gab den beiden Konzernen jüngst ein „Buy-Rating“ mit Kurszielen von 490 Pence oder +14% Kurspotenzial für BP und 2.650 Pence bei +20% Kurspotenzial für Shell.

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