Evotec-Aktie im Sinkflug: Wo der Hase im Pfeffer liegt

Seit Anfang August fällt die Aktie von Evotec (WKN: 566480) immer tiefer. Allein in den vergangenen fünf Handelstagen hat sie -15% eingebüßt und notiert nur noch bei 22,74 €. Was sind die Gründe für den Sinkflug und wie sollten Anleger jetzt reagieren?

Das traditionsreiche Hamburger Biotech-Unternehmen Evotec erforscht in vielen Forschungs- und Entwicklungspartnerschaften verschiedene Therapieansätze. Der Pharma-Hersteller hat eigene Wirkstoffkandidaten in der klinischen sowie in der präklinischen Entwicklung. Seit November ist das Unternehmen an der US-Tech-Börse Nasdaq notiert und kommt aktuell auf einen Börsenwert von 4 Milliarden €.

Wenn es keine aktuellen Nachrichten eines Unternehmens gibt, dann fabrizieren Analysten welche. Und bestimmen damit die Kurse. Musterbeispiel in diesen Tagen ist Evotec.

Experten interpretieren Halbjahreszahlen

Eigentlich ist hier nichts Neues passiert, die letzte Mitteilung der Hamburger datiert vom 17. August und beinhaltet eine Entwicklungsvereinbarung. Aber zum Entsetzen der Anleger interpretieren die Experten munter die Halbjahresergebnisse von Evotec, die am 11. August vorgelegt worden sind.

Schauen wir zunächst auf diese Zahlen: Der Konzernumsatz stieg im ersten Halbjahr um 24% auf 336,9 Millionen € (Vorjahr: 271,3 Millionen €), laut Unternehmen „angetrieben durch eine starke Nachfrage nach dem Basisgeschäft“.

Beim Umsatz erhöhen die Hamburger sogar ihre Prognose fürs Gesamtjahr. Er soll jetzt in einer Bandbreite von 715 bis 735 Millionen € liegen, zuvor waren 700 bis 720 Millionen € erwartet worden. Zu konstanten Wechselkursen Euro/Dollar kalkuliert Evotec allerdings weiterhin mit 690 bis 710 Millionen Euro.

Einbußen beim bereinigten operativen Ergebnis

Wo der Hase im Pfeffer liegt: Das bereinigte operative Ergebnis (EBITDA) lag im ersten Halbjahr bei 33,6 Millionen € – und damit unter dem Wert der Vorjahres (36,2 Millionen €). Unterm Strich stand sogar ein Minus von 101 Millionen €, bedingt durch eine hohe Abschreibung von knapp 90 Millionen € bei der britischen Beteiligung Exscientia.

Wie den meisten Unternehmen in diesen Zeiten machen auch dem Wirkstoffforscher gestiegene Kosten zu schaffen, unter anderem für Energie und speziell durch eine 2021 in den USA eröffnete Produktionsanlage für Biologika.

Zweifel an der Profitabilität

Es ist letztlich genau die Frage nach der Profitabilität, besser gesagt sind es die Zweifel daran, die Analysten beschäftigen und zur Talfahrt der Aktie führen. Besonders skeptisch zeigt sich die US-Investmentbank Morgan Stanley. Sie hat Evotec gleich um zwei Stufen auf  „Untergewichten“ abgestuft und ihr Kursziel von 42 auf 32 € gesenkt.

Am Dienstag hat die kanadische Bank RBC ihr Kursziel ebenfalls reduziert von 43 auf 35 €.

Anleger müssen weiter geduldig bleiben

Charttechnisch sieht es bei dem Papier aktuell eher düster aus, nachdem es deutlich unter die 50-Tages-Linie gerutscht ist. Das 52-Wochen-Tief, das bei 20,25 € liegt, kommt in Sicht. Möglicherweise findet die Aktie hier einen Boden.

Fundamental betrachtet ist das Unternehmen bei einem Börsenwert von 4 Milliarden € extrem sportlich bewertet. Unter diesem Gesichtspunkt drängt sich ein Kauf nicht auf. Langfristig sind die Hamburger allerdings mit ihrer breit gefächerten Pipeline gut aufgestellt.

Wer hier bereits investiert ist, muss also zwingend Geduld beweisen – und mit weiteren möglichen Rückschlägen im Jahresverlauf rechnen.

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