Adler Group: Niedergang noch zu stoppen?
Für die Adler Group (WKN: A14U78) wird die Lage immer prekärer. Am Montagabend hat das Unternehmen in seinem Halbjahresbericht mitgeteilt, dass der Verschuldungsgrad gestiegen und der operative Ertrag bis Ende Juni gesunken ist. Zudem sucht man händeringend für 2022 einen Wirtschaftsprüfer, der auch den Jahresabschluss 2021 testiert. Was heißt das alles für Anleger?
Die Adler Group ist ein luxemburgisches Immobilienunternehmen. Mit der Fusion der ADO Properties, Adler Real Estate und Consus Real Estate im Jahr 2020 entstand zunächst ein Konzern mit einem Portfolio im Wert von 11,4 Milliarden €. Im Zuge der Fusion firmierte das Unternehmen in Adler Group um. Mittlerweile sind etliche Wohneinheiten verkauft worden.
In rasantem Tempo bergab
Kontinuierlich bergab, und das in rasantem Tempo: Anteilseigner der Adler Group stehen vor einem Scherbenhaufen, sofern sie nicht bereits das Handtuch geworfen haben. Seit Jahresbeginn hat die Aktie -74% an Wert eingebüßt und notiert nur noch bei 3 €. Man kann sich kaum noch vorstellen, dass Ende August 2021 für ein Papier 22,50 € bezahlt worden sind.
Die Gründe für den rasanten Niedergang sind hinlänglich bekannt: Das angeschlagene Immobilienunternehmen veräußert seit geraumer Zeit zum Abbau von Schulden Wohnungen. Es will sich strategisch auf Immobilien in den Top-7-Städten Deutschlands fokussieren. Mittlerweile verfügen die Luxemburger nach eigenen Angaben nur noch über 26.243 Wohnungen.
Im Visier eines berüchtigten Leerverkäufers
Im Oktober 2021 wurde die Adler Group vom berüchtigten Leerverkäufer Fraser Perring und dessen Gesellschaft Viceroy Research in die Mangel genommen. Der Vorwurf: Die Bewertung von Immobilien sei mangelhaft und künstlich erhöht worden.
Man sah sich genötigt zu einer forensischen Sonderuntersuchung durch KPMG Luxemburg. Im April kam das Ergebnis: KPMG habe „keine Beweise dafür gefunden, dass es systematisch betrügerische oder die Gesellschaft ausplündernde Transaktionen mit angeblich nahestehenden Personen gegeben hat“.
Ruhe verschaffte das der Adler Group jedoch keineswegs. Wenige Tage später musste man zähneknirschend einräumen, dass Wirtschaftsprüfer KPMG für den Jahresabschluss 2021 das Testat verweigert. Was das bedeutet, beschreibt Verwaltungsratschef Stefan Kirsten so: Die Adler Group sei damit von den Bank- und Kapitalmärkten abgeschnitten.
„Angemessene Liquidität“
Die Auswirkungen der strategischen Neuaufstellung und auch die ganzen Schwierigkeiten zeigen sich jetzt bei den Halbjahreszahlen. Die Gesellschaft selbst spricht von einer „robusten operativen Performance“ und einer „angemessenen Liquidität“.
Die Nettomieterträge sind jedoch um -24,8% auf 130,8 Millionen € gesunken – logischerweise nach dem Verkauf von Vermögenswerten. Der operative Ertrag (FFO 1) schrumpfte im ersten Halbjahr auf rund 49,9 Million € (Vorjahr: 67,8 Millionen €).
Weiter Immobilien verkauft
Die Adler Group erzielte in den ersten sechs Monaten Erlöse aus der Veräußerung von Anlageimmobilien von 1,06 Milliarden €. Das Geld soll zur Rückzahlung von Anleihen und langfristigen Darlehen in Höhe von insgesamt 900 Millionen € verwendet wurden. Im Vergleich zum Jahresende 2021 stiegen die Barmittel der Gruppe um 215 auf 771 Millionen €.
CEO Thierry Beaudemoulin kommentiert:
Für die zweite Jahreshälfte erwarten wir, dass die Erlöse aus den Verkäufen ausreichen, um den Liquiditätsbedarf für Finanzierungs- und Betriebszwecke zu decken.
Das Unternehmen ernennt zum 1. September Thomas Echelmeyer (61) zum Finanzchef (CFO). Der gelernte Wirtschaftsprüfer und Steuerberater hatte diese Position in der Geschäftsleitung der Adler Group bereits seit dem 1. Juni 2022 interimsweise inne.
Der Verwaltungsratsvorsitzende Prof. Dr. A. Stefan Kirsten sagt dazu:
Die Ernennung stärkt die Corporate Governance des Unternehmens und unser Ziel, die Adler Group wieder zu Stabilität zurückzuführen.
Diese Aktie kaufen nur Zocker
Das Unternehmen selbst zeigt sich also optimistisch. Ehrlich gesagt bin ich das nicht. Guten Gewissens kann man die Aktie angesichts der weiter offenen und teils drängenden Probleme nicht zum Kauf empfehlen. Zumal das Unternehmen an der Börse immer noch mit 352 Millionen €bewertet wird – und das bei einem Milliarden-Schuldenberg.
Diese Aktie kaufen meiner Meinung nach nur Zocker.
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