Northam Platinum: Nach dem Absturz einsteigen?
Der südafrikanische Platin- und Palladiumproduzent Northam Platinum (WKN: A3CS7L) hat vor wenigen Tagen seine Bücher geöffnet – und gemischte Gefühle bei Anlegern hinterlassen. Der Bergbaukonzern befindet sich weiterhin in der Profitzone, kämpft aber mit rasant steigenden Produktionskosten, technischen Problemen und Unruhen in seinen Minen. Die Aktie reagierte und verlor deutlich. Heute gibt sie erneut um -4% auf 9,20 € nach. Ist das eine Chance zum Einstieg?
Northam Platinum Holdings Limited ist ein unabhängiger und integrierter Produzent von Platingruppenmetallen (PGM) mit Hauptsitz in Johannesburg, Südafrika. Der Konzern betreibt drei Bergwerke im legendären Bushveld-Komplex: die Booysendal-Mine, die Zondereinde-Mine und die Eland-Mine.
Mit einer Marktkapitalisierung von 63 Milliarden Rand (etwa 3,7 Milliarden €) und einer theoretischen Produktionskapazität von 900.000 Unzen zählt Northam zu den fünf größten PGM-Produzenten der Welt. Die wichtigsten Wettbewerber sind Impala Platinum (A0KFSB), Anglo American Platinum (WKN: 856547), Sibanye Stillwater (WKN: A2PWVQ) und Norilsk Nickel (WKN: A140M9).
Platin und Palladium auf Achterbahnfahrt
Seit Anfang dieses Jahres gleicht der Kursverlauf von Platingruppenmetallen einer wilden Achterbahnfahrt. Der Ukraine-Krieg und das Ausscheiden russischer Produzenten ließen den Preis für beide Metalle kurzzeitig nach oben schnellen.
Für eine Unze Platin zahlte man Anfang März 1.083 €. Palladium knackte im selben Zeitraum die 3.000er-Marke und bescherte den Minern Rekordmargen. Passend dazu notierte Northam Platinum Anfang März auf einem Höchststand von 15,49 € je Aktie.
Doch der schnelle Zinsanstieg, die hohe Inflation und die Angst vor einer Rezession würgten den Aufwärtstrend für die seltenen Metalle und ihre Produzenten wenige Wochen später ab. Heute Morgen kostet ein Anteilsschein von Northam Platinum 9,20 €, nachdem sich der Kurs im Juli fast halbiert und bei 8,50 € notiert hatte.
Profit und Probleme
Beim jüngsten Jahresabschluss berichtete das Management unter der Führung von CEO Paul Dunne, dass die Gesamtproduktion um 3.7% gestiegen sei – ein Rekordergebnis. Northam Platinum produzierte zum ersten Mal in seiner Geschichte 716.488 Unzen Platin, Palladium und Rhodium. Im Vorjahr waren es noch 690.867 Unzen.
Gleichzeitig kämpfen die Südafrikaner mit rasant steigenden Produktionskosten. Höhere Preise für chemische Komponenten, Treibstoff, Stahl, Sprengstoff und Strom führten zu einer Kostenexplosion von über 18.9% der Gesamtausgaben.
Zusätzlich büßte die Booysendal-Mine im östlichen Teil des Bushveld-Komplexes bedeutende Produktionskapazitäten in Höhe von 20.000 bis 30.000 Unzen ein. Der Grund: Unruhen in den umliegenden Gemeinden und niedrigere Erzgehalte. Straßen wurden blockiert, Schaltanlagen besetzt und Kupferleitungen gestohlen. Letzteres geht auf das Konto der berüchtigten „zama zamas“, also kleinkriminelle Syndikate, die sich auf den Diebstahl von Kupfer spezialisiert haben.
Die Kombination dieser Faktoren trübten das diesjährige Geschäftsergebnis ein. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum sank der betriebliche Gewinn um 2.9% – eine Delle für ein ansonsten profitabel arbeitendes Unternehmen.
Keine Dividende, sondern Wachstum
Der Vorstand von Northam Platinum beschloss, auch in diesem Jahr keine Dividende an seine Aktionäre auszuschütten. Stattdessen betonte der Geschäftsführer Peter Dulle die Notwendigkeit, weitere Rücklagen zu bilden. Hintergrund dieser Entscheidung ist eine teure Bieterschlacht, die sich der Konzern mit seinem Konkurrenten Impala Platinum leistet.
Das Objekt der Begierde ist der mittelgroße Platinförderer Royal Bafokeng Platinum (WKN: A1C815). Das Management von Impala schielt bereits seit Jahren auf die hochergiebige Mine seines direkten Nachbars und erwarb systematisch Anteile. Gelänge die Einverleibung, würde Impala zum größten PGM-Produzenten der Welt aufsteigen.
Northam versucht dies zu verhindern und plant, seine eigenen Produktionskapazitäten auf eine Million Unzen auszuweiten.
Aktuell hält Impala 38% der Aktien an Royal Bafokeng, während sich Northam mit 35% leicht daruntergelegt hat. Finanziell gesehen belastet der Übernahmeversuch Northam sehr. Die Schulden haben sich seit letztem Jahr auf mehr als 16 Milliarden Rand (ca. 950 Millionen €) verdoppelt.
Einsteigen oder warten?
Die Aktie von Northam Platinum hat seit dem Erreichen beeindruckender Jahreshochs deutlich korrigiert. Bei einem KGV von 6,1 erscheint die Aktie sogar leicht unterbewertet. Sollte man jetzt einsteigen und von einem antizyklischen Investment profitieren?
Lang- und mittelfristig: ja, schon wegen der Wasserstoff-Fantasie. Kurzfristig: Nein. Die Seitenlinie ist zurzeit der bessere Ort. Die Aktie hat seit ihrem Mehrjahreshoch von 2021 den Abwärtstrend noch nicht auflösen können. Bei einer weltweiten Rezession und einer gleichbleibend hohen Inflation läuft der gesamte Sektor Gefahr, erneut zu korrigieren und auf alte Tiefs zurückzufallen.
Außerdem ist die Bieterschlacht mit Impala Platinum noch nicht ausgestanden. Sehr zum Ärger beider Konkurrenten hält sich der staatseigene Investmentfonds Public Investment Corporation (PIC) bedeckt, wem es seine Anteile verkaufen möchte. PIC hält 9% an Royal Bafokeng und ist das berühmte Zünglein an der Waage. Dies verzögert eine endgültige Entscheidung, bindet Kapital und hängt wie ein Damoklesschwert über dem Kurs beider Unternehmen.
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Interessenkonflikt: Der Autor hält zum Zeitpunkt der Veröffentlichung Aktien des besprochenen Unternehmens Impala Platinum und hat die Absicht, diese je nach Marktsituation – auch kurzfristig – zu veräußern und könnte dabei insbesondere von erhöhter Handelsliquidität profitieren. Somit besteht konkret und eindeutig ein Interessenkonflikt.