Lufthansa-Aktie im Sinkflug: Das müssen Anleger wissen
Fassungslos blicken Anleger darauf, was in jüngster Zeit bei der Lufthansa (WKN: 823212) passiert. Erst mussten wegen Personalmangel Hunderte von Flügen ausgerechnet im Ferienmonat Juli gestrichen werden. Tausende Urlauber waren verärgert. Jetzt sorgt ein Pilotenstreik für Verdruss. Kein Wunder also, dass sich die Aktie im Sinkflug befindet und auch heute fast -3% auf 5,76 € verliert. Geht es weiter runter oder besteht Aussicht auf Besserung?
Unter dem Dach des großen deutschen Airline-Verbunds Lufthansa AG befinden sich die Marken Air Swiss, Austrian Airlines und Eurowings. Zum Kranich-Imperium gehören zudem die Fracht-Fluggesellschaft Lufthansa Cargo sowie der Wartungsanbieter Lufthansa Technik. Durch die Corona-Pandemie stürzte der Konzern in eine schwere Krise und musste durch Staatsgelder gerettet werden.
Anleger ärgern sich schwarz
Wer die Lufthansa-Aktie in seinem Depot hält, dürfte sich schwarz ärgern. Und das nicht erst seit gestern. Okay, gegen die Corona-Krise und deren üble Folgen war kein Kraut gewachsen. Aber dass die Lufthansa nach den qualvollen Jahren für Anleger selber zum Niedergang des Aktienkurses beiträgt, müsste nun wirklich nicht sein. Fakt ist: Seit Jahresbeginn stehen -15% zu Buche. Und seit Mitte August geht es wieder richtig bergab.
Piloten wollen mehr Geld
Die Sommerferien sind fast vorbei – die damit verbundenen Negativschlagzeilen leider nicht. Jetzt gibt es nämlich ein neues Ärgernis: Die Piloten wollen mehr Geld. Und weil sich das Unternehmen mit den Gewerkschaften über Gehaltssteigerungen streitet, wollen nach dem Bodenpersonal Ende Juli an diesem Freitag 5000 Flugkapitäne und Erste Offiziere streiken.
Es sind nicht nur die unmittelbaren Folgen durch die ausfallenden Flüge und die damit wegbrechenden Umsätze, die den Aktienkurs zurzeit massiv belasten. Sondern es ist vor allem die Furcht vor den langfristigen finanziellen Folgen.
Letzter Pilotenstreik kostete 500 Millionen €
So hat Michael Niggemann, Personalvorstand des Unternehmens, heute Morgen aufgezeigt, würden die Forderungen der Piloten umgesetzt, bedeute dies 40% Mehrkosten oder rund 900 Millionen € über die nächsten zwei Jahre. Börsianer erinnern sich zudem daran, dass der letzte Pilotenstreik, der 2017 beendet wurde, die Lufthansa unterm Strich eine halbe Milliarde € gekostet hat.
Die Streikankündigung kommt für das Unternehmen zur denkbar ungünstigsten Zeit. Gerade erst hat man mitgeteilt, dass im zweiten Quartal erstmals wieder schwarze Zahlen erzielt wurden. Der operative Gewinn lag bei 393 Millionen €, im Vorjahreszeitraum war er mit -827 Millionen € noch deutlich negativ gewesen.
Gleiches Bild beim Umsatz: 8,5 Milliarden € standen zu Buhe, fast dreimal so viel wie im zweiten Quartal 2021.
Hoch verschuldet – und die Zinsen steigen
Der Konzern hat seine Liquidität deutlich verbessert und auch die Nettoverschuldung deutlich gesenkt. Aber: Diese betrug Ende Juni immer noch 6,4 Milliarden €. Berücksichtigt man, dass die Europäische Zentralbank (EZB) über massive Zinserhöhungen nachdenkt und wohl auch vollziehen wird, bedeutet das, dass sich die Lufthansa in Zukunft teurer refinanzieren muss.
Gleichzeitig steigen die Kosten. Einerseits fürs Personal, denn die Piloten scheinen ihre Gehaltsvorstellungen unter allen Umständen durchsetzen zu wollen. Andererseits wird auch das Kerosin nicht billiger werden, im Gegenteil.
Aktie immer noch kein Kauf
Was bedeutet das alles in allem für die Aktie? Meiner Meinung nach ist das Unternehmen gerade dabei, das zarte Pflänzchen des wirtschaftlichen Aufschwungs zu zertrampeln. Das Papier war schon zuletzt für mich kein Kauf, wie ich Mitte Juni in diesem Artikel dargelegt hatte.
Auch nach dem neuerlichen Kursrutscher würde ich bei einem aktuellen Börsenwert des Unternehmens von 6,9 Milliarden € eher abraten. Zunächst einmal müssen endgültige Zahlen auf dem Tisch liegen, was die Gehälter der Piloten anbelangt, und welche finanziellen Auswirkungen das für die Lufthansa hat. Zudem gibt es wesentliche günstiger bewertete Papiere.
Wer als Aktionär bereits an Bord gegangen ist, muss wohl oder übel Durchhaltevermögen beweisen.
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