Varta-Aktie im freien Fall – eine Einstiegschance?
Es ist gekommen, wie es kommen musste: Varta (WKN: A0TGJ5) muss eingestehen, dass es seine Finanzziele für das laufenden Quartal und das Gesamtjahr nicht erreichen kann. Die Prognose wird ersatzlos gestrichen. Die Aktie rauscht um -34% auf 38,70 € in die Tiefe. Ist der Titel nun günstig genug, um einzusteigen?
Der Batterie-Hersteller Varta aus dem baden-württembergischen Ellwangen hat sich in den vergangenen 15 Jahren einen Marktführerstatus im Hörgerät-Segment erarbeitet und nutzt seine Erfahrung mit Mikrobatterien bei den derzeit beliebten kabellosen Kopfhörern. Zum Kundenkreis gehören auch die Tech-Giganten Apple und Samsung. Die Ellwanger bereiten zudem ihren Einstieg ins E-Auto-Geschäft vor. An der Börse hat das Unternehmen derzeit einen Wert von 2 Milliarden €.
Prognose für 3.Quartal und Gesamtjahr zurückgezogen
Heute Morgen waren es noch Spekulationen, nun ist es amtlich: Varta kann seine Ende Juli bereits gesenkten Ziele nicht erreichen und kassiert seine Prognosen ersatzlos ein – sowohl für das laufenden Quartal als auch für das Gesamtjahr. Eine neue Guidance für 2022 wolle man erst wieder abgeben, sobald diese möglich sei, heißt es in der Mitteilung.
Als Grund für den drastischen Schritt nennt das Management gestiegene Energie- und Rohstoffkosten bei „limitierten bzw. verzögerten Weitergabe-Möglichkeiten an die Kunden“. Zusätzlich verzögerten sich zwei große Aufträge mit Autoherstellern, weshalb „signifikante Volumina“ in diesem Jahr nicht mehr ausgeliefert werden könnten, so das Unternehmen.
Kurseinbruch auf tiefsten Stand seit über drei Jahren
Die Varta-Aktie war am Freitagmorgen bereits vor dem offiziellen Statement des Batterieherstellers um knapp -10% abgestürzt, da Händler das Übel offenbar schon kommen sahen. Nach Bekanntwerden der Neuigkeit am Mittag rauschte der Titel mit einem Tagesminus von über 34% auf 38,70 € – der tiefste Stand seit Mitte 2019.
Bisher hatten die Ellwanger für das laufende Quartal ein bereinigtes EBITDA zwischen 40 und 50 Millionen € erwartet sowie einen Umsatz zwischen 210 und 230 Millionen €. Im Gesamtjahr sollte ein bereinigtes EBITDA zwischen 200 und 225 Millionen € erzielt werden sowie ein Umsatz zwischen 880 und 920 Millionen €.
Absturz mit Ansage
So bitter diese Pille für Varta-Aktionäre auch ist: Das Drama hat sich abgezeichnet. Wie einige Analysten habe ich den Optimismus, den Vorstandchef Herbert Schein für das zweite Halbjahr zuletzt versprüht hatte, mit großer Skepsis gesehen. In meinem jüngsten Varta-Update von Mittwoch habe ich auf die Probleme hingewiesen, mit denen die Kunden des Batterieherstellers aufgrund der Corona-Beschränkungen in zahlreichen chinesischen Metropolen konfrontiert sind. Mein Fazit lautete:
Am 15. November plant das Varta-Management, seine Q3-Ergebnisse zu veröffentlichen. Spätestens dann sollten wir wissen, ob CEO Schein seine Jahresprognose abermals einkassieren muss. Angesichts der jüngsten Hiobsbotschaften aus China würde ich derzeit sicher nicht dagegen wetten.
Dass die schlechten Neuigkeiten schon so bald ins Haus stehen, hätte ich auch nicht erwartet. An dieser Stelle darf man den Varta-Chef auch mal loben. Der Unternehmenslenker hat offenbar aus seinen Fehlern gelernt, was den Umgang mit Gewinnwarnungen angeht, nachdem er die letzte gesenkte Prognose an einem Samstag verkündet hatte.
Shortseller reiben sich die Hände
Die vielen Leerverkäufer des Batterie-Spezialisten dürften sich nach dem Eingeständnis des Managements bestätigt fühlen. Zuletzt hatten Marktbeobachter wiederholt davor gewarnt, dass Hedgefonds derzeit ihre Short-Positionen bei den Ellwangern wieder ausbauen.
Demnach sollen die Shortseller insbesondere auf das Scheitern von Vartas E-Mobilitäts-Plänen wetten. Die Wahrscheinlichkeit für dieses Szenario steigt jedenfalls mit jedem weiteren verstrichenen Monat, ohne dass der MDAX-Konzern ein Update zu seinen neu entwickelten V4Drive-Zellen liefert.
Wer nach dem heutigen Rücksetzer ein Schnäppchen riecht, sollte sich aber in Acht nehmen: Trotz des hohen Preisabschlags ist die Varta-Aktie mit einer Gewinnbewertung (KGV 22e) von knapp 30 alles andere als günstig – Wachstumswert hin oder her.
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