Varta: Ist diese Aktie jetzt ein Schnäppchen?

Die Varta-Aktie (WKN: A0TGJ5) eilt von einem Tief zum nächsten. Gestern hat sie erneut -8% eingebüßt und ist bei 32,76 € aus dem Handel gegangen. Heute hält sie sich auf diesem Niveau. Mehr und mehr zeigt sich, wie sehr das Unternehmen lange Zeit vollkommen überschätzt und das Papier gepuscht worden ist. Wo und wann findet der Titel einen Boden? Können sich Schnäppchenjäger auf die Lauer legen?

Der Batteriehersteller Varta aus dem baden-württembergischen Ellwangen hat sich in den vergangenen 15 Jahren einen Marktführerstatus im Hörgerät-Segment erarbeitet und nutzt seine Erfahrung mit Mikrobatterien bei den derzeit beliebten kabellosen Kopfhörern. Zum Kundenkreis gehören auch die Tech-Giganten Apple und Samsung. An der Börse hat das Unternehmen derzeit einen Wert von 1,32 Milliarden €.

Krasser Abverkauf

Einen so krassen Absturz sieht man selten: Seitdem der Batteriehersteller seinen Ausblick für dieses Jahr komplett einkassiert hat, rauscht die Aktie ungebremst in die Tiefe und hat binnen fünf Handelstagen -44% an Wert verloren. Seit Jahresbeginn sind es -72%. Viele Anleger fragen sich, ob der finale Ausverkauf begonnen hat – oder sich etwa jetzt seinem Ende nähert.

Eine Talfahrt auf Raten

Die Talfahrt des Unternehmens vollzieht sich schleichend bereits seit mehr als einem Jahr. Nur wollten das offenbar viele nicht so recht wahrhaben. Wir haben immer wieder darauf hingewiesen, dass die Aktie alles andere als ein Schnäppchen ist, und zur Zurückhaltung gemahnt, zum Beispiel schon in diesem Artikel im März, als der Kurs noch bei 88 € stand.

Varta ist in meinen Augen ein besonders krasses Beispiel dafür, wie die Fantasie vieler Börsianer sie Luftschlösser bauen lässt. Das wird hier allzu deutlich anhand der E-Mobilitäts-Pläne. Bis zum heutigen Tag verlassen sich Anleger auf die vermeintlich bahnbrechende Innovation, die neu entwickelten und im April 2021 vorgestellten V4Drive-Zellen.

Die Lithium-Ionen-Rundzellen sind kleiner und effizienter als die Produkte von LG, Samsung und Panasonic und glänzen mit einer gut um die Hälfte verkürzten Ladezeit.

Porsche als Auftraggeber

Es wurde zwar tatsächlich eine Pilotanlage am Stammsitz in Ellwangen gebaut, und die kleinen Powerzellen werden auch produziert. Im Mai 2021 hat Varta Porsche als ersten Auftraggeber für die V4-Drive-Zellen benannt. Sie sollen im Taycan oder im 911 zum Einsatz kommen, offenbar als Beschleunigungs-Booster.

Aber: Wie sich nach und nach herausstellt, glaubt offenbar nicht mal Varta selber noch daran, zum Batterieproduzenten für komplette E-Autos aufsteigen zu können. Genau darauf basierte aber der Höhenflug des Aktienkurses! Bislang ist das Unternehmen konkrete Infos schuldig geblieben, es kursieren weiterhin nur Gerüchte darüber, mit welchem (großen) Autohersteller die Ellwanger eventuell zusammenarbeiten könnten.

Traditionsfirma mit gutem Ruf

Bevor hier ein falscher Eindruck entsteht: Varta ist beileibe kein schlechtes Unternehmen, ganz im Gegenteil. Die Firma hat eine mehr als 130-jährige Tradition, in der sie immer wieder ihre innovative Schubkraft bewiesen hat. Als einer der wichtigsten internationalen Hersteller von Gerätebatterien sowie als führender Hersteller von Haushaltsbatterien haben die Ellwanger sehr gute Geschäftsfelder aufgebaut und sich einen Top-Ruf erarbeitet.

Die Crux an der Sache war aber die extrem hohe Bewertung an der Börse bis zu 5 Milliarden € und darüber hinaus, die sich eben durch Umsätze und Gewinne in keiner Weise rechtfertigen ließ. Hier wurde die E-Mobilität-Fantasie eingepreist.

Selbst die aktuelle Marktkapitalisierung von 1,32 Milliarden € erscheint noch hoch, wenn man bedenkt, dass jüngst die Jahresprognose komplett gestrichen worden ist. Man tappt hier also einstweilen im Dunkeln, auf welchen Umsätzen/Gewinnen man eine Bewertung vornehmen soll.

Mittlerweile haben immer mehr Analysten ihre Kursziele drastisch zurückgefahren und ihre Einstufungen reduziert. Derzeit bewegen sich die Kursziele in einer Spanne von 39 € bis 53 €.

Aktie ist kein Schnäppchen!

Viele Anleger werden sich wahrscheinlich angesichts des drastischen Kursverfalls fragen, ob sie hier ein Schnäppchen machen können. Meine Meinung dazu: Finger weg, man kann sich nur dabei verbrennen!

Allenfalls für Zocker ist die Aktie aktuell geeignet. Und selbst die müssen scharf aufpassen, weil niemand weiß, welche Spielchen die seit langem massiv involvierten Shortseller spielen.

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