Amazon: Der Billionen-Crash!
Die Amazon-Aktie (WKN: 906866) reagiert auf den Q3-Bericht nachbörslich zunächst mit einem -20%-Kursrutsch; die Verluste haben sich inzwischen auf -12,5% reduziert mit Pre-Market-Kursen um 97 US$. Damit liegt der Börsenwert des Online-Giganten erstmals seit dem Corona-Crash im März 2020 unter einer Billionen US$. Insbesondere der Ausblick für das Weihnachtsquartal hat Anleger entsetzt, aber auch die Zahlen für das abgelaufenen Vierteljahr enttäuschen. Während der Markt vor den Kopf gestoßen ist, hat die SD-Redaktion den Abverkauf kommen sehen. Unsere weitere Prognose für den E-Commerce-Titel dürfte für viele Investoren ebenfalls überraschend sein.
Amazon.com mit Hauptsitz in Seattle im US-Bundesstaat Washington ist ein global agierender Online-Versandhändler mit einer breit gefächerten Produktpalette. 1997 für den Buchversand gegründet, ist Amazon inzwischen weltweit Marktführer des Handels im Internet.
Aktie bricht nach schwachen Prognosen ein
Als erste Reaktion auf einen enttäuschenden Quartalsbericht ist die Amazon-Aktie am Donnerstag nachbörslich um mehr als -20% eingebrochen. Bis zum Freitagvormittag haben sich die Verluste auf rund -12,5% reduziert, bei Pre-Market-Kursen von unter 97 US$.
Vor allem mit einer überraschend schwachen Umsatzprognose für das Schlussquartal hat der E-Commerce-Gigant Anleger vor den Kopf gestoßen. So erwartet der Konzern zwischen Oktober und Dezember Erlöse in einer Bandbreite von 140 bis 148 Milliarden US$ – gegenüber dem Vorjahresquartal für Amazon-Verhältnisse ein sehr maues Wachstum von +2 bis +8%. Analysten hatte im Schnitt mit deutlich mehr gerechnet (155,3 Milliarden US$).
Auch die Gewinnprognose sorgte für Enttäuschung: Für die drei Monate bis Ende Dezember stellte der Online-Krösus ein Ergebnis in einer sehr breiten Spanne zwischen 0,0 und 4,0 Milliarden US$ in Aussicht. Im Vergleich zum Vorjahreswert (3,5 Milliarden US$) ist daher von einem Ergebniseinbruch auszugehen.
Q3-Zahlen enttäuschen ebenfalls
Die Geschäftsentwicklung im abgelaufenen Quartal konnte ebenfalls nicht überzeugen: Obwohl Amazon die Beiträge für die Prime-Mitgliedschaft und andere Gebühren angehoben und eine zweite Sonder-Verkaufsaktionen angesetzt hatte, bliebt der Umsatz mit 127,1 Milliarden US$ knapp hinter den Konsenserwartungen (127,5) zurück.
Das Cloud-Geschäft wuchs zwar um +28%, enttäuschte mit Erlösen von 20,5 Milliarden US$ aber ebenfalls. Lediglich der Gewinn im Vorzeige-Segment lag mit 2,9 Milliarden US$ über den Prognosen.
Sparzwänge wegen Inflationsdruck und Währungseffekten
Obwohl Amazon angesichts des Inflationsdrucks bei Benzin, Energie und Transport nach eigenen Angaben auf strikte Kostenkontrolle setzt, steigen die Ausgaben stärker als die Einnahmen. Im vergangenen Quartal kletterten die Betriebsausgaben um 18% auf 125 Milliarden US$.
Das Unternehmen verwies außerdem auf einen ungünstigen Einfluss der Wechselkurse. Wie viele international aufgestellte US-Konzerne leide man unter dem starken Dollar, der Auslandserlöse nach Umrechnung in heimische Währung verringert.
Amazons Finanzchef Brian Olsavsky kündigte nach Vorlage der Quartalszahlen an, die Kosten weiter zu senken. In einigen Geschäftsbereichen soll es Einstellungspausen geben, zudem will das Unternehmen bestimmte Produkte und Services einstellen und Investitionen überdenken.
SD-Redaktion hatte wieder den richtigen Riecher
Lange hat sich bei vielen Analysten und Anlegern die Vorstellung festgesetzt, dass das Geschäft von Amazon einigermaßen rezessionssicher sei. Mit der gestrigen Zahlenvorlage ist diese Illusion nun schlagartig erschüttert worden.
Anfang der Woche haben wir in diesem Artikel auf die überzogenen Erwartungen für den Zwischenbericht aufmerksam gemacht und vor einem „starken Ausverkauf“ gewarnt. Akkurat haben wir den zweiten Prime Day und den Kostendruck als Gefahrensignal gedeutet und Investierten geraten, ihr Engagement „vor den Q3-Ergebnissen zu reduzieren“.
Verschnaufen für die große Erholungsrallye?
Wie ich schon in meiner Amazon-Analyse im Juli ausgeführt habe, bin ich nach wie vor der Meinung, dass Amazon den gesamtwirtschaftlichen Herausforderungen langfristig gewachsen ist. Solange nicht auch der Motor im Cloud-Segment ins Stottern gerät, besteht aus meiner Sicht kein ernsthafter Anlass zur Sorge.
Ich gehe davon aus, dass die neuen Sparmaßnahmen das schwächelnde Wachstum von Amazon weiter bremsen werden. Der Markt wird seine übertriebenen kurzfristigen Erwartungen entsprechend zurückschrauben, weitere Korrekturen werden voraussichtlich folgen. Anleger müssten dabei bedenken, dass der E-Commerce-Riese im Vergleich zu Konkurrenten wie Walmart weiterhin äußerst sportlich bewertet ist.
Wenn die konjunkturelle Verschnaufpause jedoch vorüber ist, sehe ich den US-Konzern für eine Erholungsrallye stark aufgestellt. Die Jagd auf die Analystenkursziele zwischen 150 und 200 US$ dürfte dann von vorne losgehen.
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