Varta-Aktie: Dunkle Wolken ziehen auf

Redaktion
02.11.22

Das vorläufige Q3-Update von Varta (WKN: A0TGJ5) ist hinter den bereits pessimistischen Konsensschätzungen zurückgeblieben und der Markt wartet weiterhin auf eine neue Jahresprognose. Aus unserer Sicht spricht einiges dafür, dass die Aktie des Batterieherstellers (aktueller Kurs: 28,56 €) weitere erhebliche Verluste erleiden könnte.

Der Batteriehersteller Varta aus dem baden-württembergischen Ellwangen hat sich in den vergangenen 15 Jahren einen Marktführerstatus im Hörgerät-Segment erarbeitet und nutzt seine Erfahrung mit Mikrobatterien bei den derzeit beliebten kabellosen Kopfhörern. Zum Kundenkreis gehören auch die Tech-Giganten Apple und Samsung. An der Börse hat das Unternehmen derzeit einen Wert von 1,11 Milliarden €.

Die Leidenszeit setzt sich fort

Vor kurzem hat Varta ein schlechtes vorläufiges Ergebnis für das dritte Quartal vorgelegt, das die Bedenken hinsichtlich der Tragfähigkeit seines Gewinnwachstums neu entfacht hat. Während das Management zuvor die Prognosen ausgesetzt hatte, weil es der Ansicht war, dass die derzeitige operative Schwäche des Unternehmens auf zyklische Faktoren wie Inflation und Gegenwind in der Lieferkette zurückzuführen sei, deutet das Ausmaß des Fehlbetrags im dritten Quartal auf eine anhaltende Verlangsamung des Umsatz- und Gewinnwachstums in der Zukunft hin.

Hinzu kommt, dass das inflationäre Umfeld in Europa kaum Anzeichen einer Entspannung zeigt, was die langfristige Wettbewerbsfähigkeit von Varta im Vergleich zu seinen asiatischen Konkurrenten in einer kritischen Phase seines Wachstumskurses stark beeinträchtigen wird. In einem Basisszenario mit höherer Inflation und schwachem Konsum wird Varta Mühe haben, seine Kapitalkosten zu übertreffen. Daher drängt sich der Kauf der Aktie bei einem aktuellen Kurs-Buchwert-Verhältnis von ~3 nicht gerade auf.

Ein enttäuschendes vorläufiges Q3-Update

Nach der Entscheidung, die Prognose für das Gesamtjahr zurückzunehmen, blieben die vorläufigen Q3-Ergebnisse von Varta erneut hinter den bereits pessimistischen Erwartungen zurück. Zunächst sank der Q3-Umsatz im Jahresvergleich um ~14% auf 194 Millionen €, während sich das bereinigte EBITDA ins Negative drehte.Diees

Diese Zahlen spiegeln sich auch in der Gewinnwarnung vom September wider, wobei Varta erhöhte Inputkosten (d.h. Rohstoffe und Energie) sowie Verzögerungen im Kundengeschäft anführte. Beunruhigenderweise wurde in der Pressemitteilung darauf hingewiesen, dass sich ein Großteil des letztgenannten Gegenwinds auf das margenstärkere Segment Mikrobatterien konzentrierte, da die sich verschlechternde Wirtschaftslage zu einer Verzögerung von Kundenprojekten führte. Während der Umsatz im Segment Consumer Batteries im Jahresvergleich stieg, führte die ungünstige Mixverschiebung im dritten Quartal zu einem Rückgang der Margen und der Gesamtrentabilität.

Das Haupthindernis bleibt die industrielle Präsenz von Varta, die sich fast ausschließlich auf Deutschland konzentriert, wo die Energiekosten erheblich gestiegen sind. Dies hat sich nicht nur erneut auf die Margen ausgewirkt, sondern auch die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens im Vergleich zu seinen asiatischen Konkurrenten verringert, was sich in den gegensätzlichen Quartalsergebnissen für diesen Zeitraum widerspiegelt.

Die Divergenz der Umsätze bedeutet, dass Varta bei seinen wichtigsten Kunden im Segment der True Wireless Stereo Headsets (TWS) Anteile verloren hat. Angesichts der Kunden- und Produktüberschneidungen mit seinen asiatischen Konkurrenten (z. B. mit den AirPods von Apple) könnte die anhaltende Unfähigkeit von Varta, Batterien zu einer attraktiven Kostenbasis zu produzieren, auch seine mittel- bis langfristige Positionierung beeinträchtigen.

Weitere Verzögerung der neuen Guidance ist besorgniserregend

Neben den enttäuschenden Q2-Ergebnissen, die einen Umsatzrückgang von -1% gegenüber dem Vorjahr und einen Rückgang des bereinigten EBITDA um mehr als -40% verzeichneten, hatte der Vorstand zuvor seine Prognose für das Gesamtjahr und das dritte Quartal zurückgezogen. Die damalige Begründung lautete, dass das Unternehmen nicht in der Lage sei, angesichts geringerer Kundenabrufe im Bereich Mikrobatterien und des Gegenwinds bei den Rohstoff- und Energiekosten eine verlässliche Prognose für 2022 abzugeben.

So bald wie sollte jedoch eine neue Prognose abgegeben werden. Doch dazu ist Varta offenbar nach wie vor nicht in der Lage. Die Zurückhaltung bei der Aktualisierung der Prognosen gibt Anlass zu Bedenken hinsichtlich des Ausmaßes und der Nachhaltigkeit der Probleme sowie der allgemeinen Geschäftsaussichten.

Auch im Vergleich zu anderen Automobilzulieferern wie Valeo, Continental und Faurecia fällt die schwache finanzielle Performance auf. Im Wesentlichen bedeutet die mangelnde Preissetzungsmacht von Varta, dass das Unternehmen nicht in der Lage ist, die Rohstoffkosten vollständig an die Kunden weiterzugeben. Ein Hauptgrund dafür ist, dass sich die industrielle Präsenz des Unternehmens auf Deutschland konzentriert, wo die Energiekosteninflation besonders akut war.

Der Vergleich wird noch schlimmer, wenn wir asiatische Hersteller (mit denen Varta hauptsächlich konkurriert) als Maßstab heranziehen. Da die Energieinflation dort weniger ein Problem war, hat ihre preisliche Wettbewerbsfähigkeit die von Varta in den letzten Monaten weit übertroffen. Generell dürfte die Nachfrage nach Unterhaltungselektronik angesichts der sinkenden verfügbaren Einkommen auf dem Weg in eine weltweite Rezession eine Herausforderung darstellen. In Anbetracht der Tatsache, dass Varta überdurchschnittlich stark in Konsumgütern wie TWS-Headsets engagiert ist, vermute ich, dass die Schwäche in Q3 noch einige Zeit anhalten könnte.

Eine weitere Ergebnisenttäuschung trübt die Aussichten

Das langfristige Wachstumspotenzial von Varta ist angesichts seiner wettbewerbsfähigen Positionierung in einem schnell wachsenden Markt für Lithium-Ionen-Batterien attraktiv. Dennoch sind die kurzfristigen Gegenwinde für das Kerngeschäft zu groß, um sie zu ignorieren.

Insbesondere die hohe Inflation der deutschen Energiepreise hat dazu geführt, dass das Unternehmen einen dauerhaften Wettbewerbsnachteil bei der Preisgestaltung im Vergleich zu asiatischen Wettbewerbern hat, die von deutlich niedrigeren Energiekosten profitieren. Darüber hinaus beginnt das Unternehmen einen mehrjährigen Investitionszyklus, um die Produktion der E-Auto-Zellen V4Drive hochzufahren, obwohl im laufenden Geschäftsjahr voraussichtlich einen Verlust erleidet und seine Kapitalkosten nicht decken kann.

Nach einem enttäuschenden vorläufigen Q3-Bericht ist unsere größte Sorge die Aussicht, dass die aktuellen Probleme von Varta länger als erwartet andauern und die Margen und die Wettbewerbsposition des Unternehmens belasten könnten. In Verbindung mit der Wahrscheinlichkeit weiterer Nachfrageprobleme im Bereich der Unterhaltungselektronik könnte das derzeitige Kurs-Buch-Verhältnis  von ~3 meiner Meinung nach weiter gedrückt werden. Aufwärtskatalysatoren, die diese Aussichten ändern könnten, sind neue Kundenaufträge im Zusammenhang mit V4Drive sowie der Erfolg der neuen Produkteinführungen des Hauptkunden Apple.

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