Uniper-Aktie: Das könnte ganz bitter enden

01.12.22

Die Uniper-Aktie (WKN: UNSE01) ist in den vergangenen Wochen zu einem Vehikel für Börsenzocker verkommen, kaum ein Tag vergeht ohne eine zweistellige Kursbewegung. Nach Börsenschluss am Mittwoch notiert das Papier bei 4,36 €. Zuvor hatte der Energieversorger bekanntgegeben, den russischen Staatskonzern Gazprom auf Schadensersatz verklagen zu wollen. Harte Auflagen der EU-Kommission für das Stabilisierungspaket könnten das Unternehmen derweil noch tiefer in den Schlamassel reiten.

Uniper erzeugt Strom aus Kohle und Gas und zählt zu den drei größten Gashändlern in Deutschland. Der Düsseldorfer Konzern ist 2016 durch Abspaltung aus dem Essener Energiekonzern E.ON entstanden. Seit März 2020 gehört das Unternehmen mehrheitlich dem finnischen Energiekonzern Fortum, doch der Bund übernimmt diese Anteile und wird dann 99% von Uniper halten.

Gazprom auf Schadensersatz verklagt

Wie am Mittwochnachmittag bekannt wurde, will Uniper Gazprom wegen der ausbleibenden Gaslieferungen in die Verantwortung nehmen. So hat der Versorger in der schwedischen Hauptstadt Stockholm ein Schiedsverfahren gegen den russischen Staatskonzern beantragt, um Schadensersatzansprüche geltend zu machen.

Uniper musste sich für die seit Juni nicht gelieferten Gasmengen zu deutlich höheren Kosten Ersatz beschaffen, um die eigenen Lieferpflichten gegenüber seinen Kunden zu erfüllen. Diese Gasersatzkosten belaufen sich den Angaben nach auf derzeit mindestens 11,6 Milliarden € und werden demnach bis Ende 2024 weiter steigen.

Uniper-CEO Klaus-Dieter Maubach sagte dazu:

Wir verfolgen diese Verfahren mit aller gebotenen Härte. Das sind wir unseren Aktionären, unseren Mitarbeitern und den Steuerzahlern schuldig.

Trennung von Unipro

Zudem hat Uniper die Entscheidung bekannt gegeben, sich rechtlich und personell so weit wie möglich von seiner russischen Geschäftseinheit Unipro zu trennen. Bereits im Sommer 2021 hatte der Versorger die Russland-Tochter zum Verkauf vorgesehen und eine Transaktion mit einem inländischen Käufer im September vereinbart.

Die politische Genehmigung für den Deal aus dem Kreml steht belang jedoch noch aus. Letztes Jahr hat das Unipro-Geschäft fast ein Fünftel des bereinigten Ergebnisses vor Zinsen und Steuern der Muttergesellschaft ausgemacht.

Maubach kommentiert die Trennung von den Russland-Aktivitäten:

Wir tun dies ohne Groll, mit voller Konsequenz und in dem Bewusstsein, dass dies ein harter Einschnitt für die russische Unipro ist.

Angst vor harten Auflagen für Hilfspaket

Derweil befürchtet Uniper im Genehmigungsverfahren der EU-Kommission für das Stabilisierungspaket zu harte Auflagen. So hieß es am Mittwoch aus Unternehmenskreisen, dass der mit Milliardenhilfen gestützte Energiekonzern nach der Krise ein Drittel seiner Ertragskraft verloren haben werde.

Ziel müsse daher sein, dass Uniper darüber hinaus nicht im Kern weiter beschädigt werde. Es müsse klar sein, dass das Paket nicht nur Uniper, sondern vielen Menschen und dem europäischen Gasmarkt helfe. Eine Logik „großes Hilfspaket, deshalb große Auflagen“ sei daher nicht gerechtfertigt und dürfte die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens stark verschlechtern, hieß es.

Die Bundesregierung, der Energiekonzern Uniper und der bisherige Uniper-Mehrheitseigentümer Fortum hatten sich im September auf ein Stabilisierungspaket für Uniper verständigt, das eine weitgehende Verstaatlichung vorsieht. Geplant ist neben einer Barkapitalerhöhung von 8 Milliarden € unter anderem der Erwerb der Uniper-Anteile des finnischen Mehrheitsaktionärs Fortum durch den Bund.

Eine außerordentliche Hauptversammlung am 19. Dezember soll genehmigtes Kapital in Höhe von weiteren bis zu 25 Milliarden € durch die Ausgabe neuer Aktien schaffen. Die Genehmigung des Stabilisierungspakets durch die EU-Kommission steht allerdings noch aus.

Uniper-Aktie: Nichts für schwache Nerven

Angetrieben von Börsenzockern hat die Uniper-Aktie im letzten Novemberdrittel eine wahre Achterbahnfahrt vollzogen. Die schwindelerregenden Kursbewegungen sind insbesondere auf die Aktivitäten vieler Leerverkäufer zurückzuführen, wie wir in diesem Artikel bereits dargelegt haben.

Auch wenn der Staat dem Energieversorger mit einem Milliardeneinstieg zur Seite gesprungen ist, sind die Zukunftsaussichten des Unternehmens alles andere als sicher.

Aus unserer Sicht eignet sich die Aktie nicht für ein ernsthaftes Investment; Otto-Normal-Anleger können sich hier mit einer kurzfristigen Wette gehörig die Finger verbrennen.

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