Goldman Sachs: 2023 wird ein Rohstoff-Jahr
Zur Mitte des letzten Jahres hatte der Kupferpreis eine schwierige Phase. Jetzt befinden sich die Preise wieder auf dem aufsteigenden Ast und erreichen Niveaus über 9.000 US$ je Tonne. Die positiven Stimmen auf dem Markt häufen sich. Auch die verstärkte Übernahmeaktivität der großen Player wie BHP (WKN: 863578) und OZ Minerals (WKN: A0Q657) macht Mut für die weitere Entwicklung. Aktien der großen Kupferproduzenten wie Freeport McMoRan (WKN: 896476), Glencore (WKN: A1JAGV) oder Southern Copper (WKN: A0HG1Y) haben bereits eine Erholung eingepreist.
Kupfer wird traditionell eine Rolle als Wirtschaftsindikator zugesprochen, daher wird das Industriemetall oft auch als „Dr. Copper“ bezeichnet. Doch auf die Weissagungen von Dr. Copper ist nicht immer Verlass.
Wildes Auf und Ab 2022
Der Kupfermarkt erlebte 2022 ein wildes Auf und Ab. Anfang 2022 stiegen die Preise auf ein Rekordhoch bei über 10.000 US$ je Tonne, bevor sie zur Jahresmitte auf unter 7.000 US$ je Tonne abstürzten.
In den letzten Monaten konnten sich die Preise jedoch stark erholen. Inzwischen liegt der Preis für eine Tonne Kupfer wieder bei knapp 9.300 US$ und damit rund 30% über den Tiefstständen aus dem vergangenen Jahr.
Analysten rechnen mit Anstieg
Trotz unsicherer Wirtschaftsaussichten für das Jahr 2023 rechnen Analysten und Marktteilnehmer mit einem weiteren Anstieg des Kupferpreises. Die Analysten der Investmentbank Goldman Sachs sind schon längere Zeit optimistisch für Kupfer eingestellt. Zudem erwartet Goldman allgemein ein starkes Rohstoffergebnis in 2023.
Laut Goldman ist der Abwärtsdruck auf die Kupferpreise aus den falschen Erwartungen eines Angebotsüberschusses entstanden durch eine verlangsamte Nachfrage inmitten einer schwächeren Konjunktur. Dies hat sich jedoch nicht bewahrheitet und laut Goldman befindet sich der Kathodenmarkt weiterhin in einem deutlichen Defizit.
Goldman erwartet Kupfer bei 11.000 US$ je Tonne
In einem anderen Bericht heißt es von der US-Investmentbank, dass die Investitionen im gesamten Rohstoffkomplex enttäuschend seien. Die Analysten schätzen, dass sich die neu genehmigten Kupferprojekte im Jahr 2022 auf nur 262.000 Tonnen belaufen werden, was dem geringsten Genehmigungsvolumen der letzten 15 Jahre entsprechen würde.
Goldman Sachs schreibt in seiner Analyse:
Unserer Ansicht nach ist dies die wichtigste Erkenntnis des Jahres 2022: Selbst die außerordentlich hohen Preise, die wir zu Beginn dieses Jahres gesehen haben, können keine ausreichenden Kapitalzuflüsse und damit keine Angebotsreaktion hervorrufen, um langfristige Engpässe zu beheben.
Goldman hob damit seine 12-Monats-Prognose von 9.000 US pro Tonne auf 11.000 US$ je Tonne an.
Sollte die US-Notenbank von ihrer geldpolitischen Straffung Abstand nehmen und der US-Dollar ausgebremst werden, so sehen auch die Rohstoffstrategen der Bank of America gute Chancen für Kupfer. Im zweiten Quartal 2023 könnte sich der Kupferpreis demnach auf 12.000 US$ pro Tonne erholen.
Glencore sieht ein historisches Rekord-Defizit
Nicht nur die Banken Goldman Sachs und Bank of America sehen positive Szenarien für Kupfer, auch der Bergbaugigant Glencore unterstützt die „Kupferthese“.
Jüngst legte der Konzern nahe, dass sich künftig ein enormer Kupfermangel abzeichne. Den Schätzungen zufolge werden der Welt auf dem Weg zu Netto-Null-Emissionen gemäß den Plänen der IEA (Internationale Energie Agentur) bereits bis 2030 etwa 50 Millionen Tonnen Kupfer zur Umsetzung fehlen.
Zudem hinken die Investitionen in den Kupfersektor laufend hinterher. Die Branche bleibt wegen erhöhter Länder- und Betriebsrisiken zurückhaltend bei ihren Investitionsentscheidungen.
Obwohl die Kupfernachfrage im Zuge der Energiewende stark ansteigen dürfte, liegen die prognostizierten Kapitalinvestitionen (Capex) weit unter ihren Spitzenwerten. 2025 werden die Sektor-Capex voraussichtlich bei 12 Milliarden US$ und damit etwa 61% unter dem Hoch im Jahr 2012 liegen.
Kupfer startet zuversichtlich ins neue Jahr
Erholt sich Dr. Copper, weil die Wirtschaft im kommenden Jahr einen Aufschwung erleben wird? Oder könnte die Erholung des Preises diesmal tatsächlich nicht mit der wirtschaftlichen Lage, sondern mehr mit den knappen Angebotskapazitäten zusammenhängen?
Geht es nach den Stimmen der Marktanalysten, so ergibt sich insgesamt ein gemischtes Bild. Nicht alle sind so optimistisch wie beispielsweise Goldman Sachs.
Kurzfristig steht die Entwicklung der Kupferpreise aufgrund von konjunkturellen und geld- sowie geopolitischen Spannungen wohl in den Sternen. Die Öffnung der chinesischen Wirtschaft dürfte aktuell die Kupfer- sowie auch die Ölpreise stützen.
Längerfristig dürfte sich jedoch die fundamentale These einer strukturellen Unterinvestition in den Kupfersektor durchsetzen, was künftig zwangsläufig zu höheren Preisen führen dürfte.
Das Gros der Kupfer-Aktien hat allerdings bereits ein gutes Stück der starken Aufwärtsbewegung vorweggenommen. So dürfte es für einen Einstieg in den Kupfersektor vorteilhafter sein, die Füße stillzuhalten und eine Korrektur abzupassen.
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