Ionos-IPO: Steht der Börsengang auf der Kippe?

Marco Messina
07.02.23

Kurz vor Zeichnungsschluss muss Europas Internet-Spezialist United Internet (WKN: 508903) beim geplanten Börsengang seiner Tochter Ionos (WKN:A3E00M) eine herbe Schlappe hinnehmen. Wird der Börsengang sogar noch verschoben?

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Ionos ist nach eigenen Angaben mit mehr als 8 Millionen Kundenverträgen und weltweit über 90.000 Servern der führende europäische Anbieter von Hosting-Dienstleistungen, Cloud-Services und Cloud-Infrastruktur. Im Jahr 2018 aus dem Zusammenschluss von 1&1 Internet und dem Berliner IaaS-Anbieter ProfitBricks entstanden und noch als 1&1 Ionon firmierend, ist daraus mittlerweile die Ionos-Cloud hervorgegangen.

Inoffizielle Reduzierung der Preisspanne

Die Konditionen beim Börsengang des Webhosters Ionos sind im Vergleich zum Konkurrenten GoDaddy aus den USA für Zeichner des IPOs eigentlich relativ fair, dennoch liegen die Papiere wie Blei in den Büchern der Konsortialbanken. Was ist passiert?

Wie vor wenigen Tagen berichtet, versprühten die mit dem IPO vertrauten Banken Zuversicht, dass die Bücher gleich zu Beginn der Zeichnungsfrist nicht nur voll wären, sondern eine deutliche Überzeichnung zu erkennen sei.

Diese Aussagen standen jedoch im krassen Gegensatz zu der Nachfrage im sogenannten „Handel per Erscheinen“ bei zwei außerbörslichen Handelsplätzen.

Diese trübe Nachfrage scheint zum Ende der Zeichnungsfrist für die bisherigen Alteigentümer zum Problem zu werden. Wie man in Hintergrundgesprächen mit dem einen oder anderen Vertrauten in der Sache hört, sind mittlerweile einige institutionelle Anleger nur noch mit einem erheblichen Abschlag bereit, die Papiere zu zeichnen.

Für United Internet steht viel auf dem Spiel

Beim ersten großen Börsengang des Jahres in Europa gehen ausschließlich Aktien aus dem Besitz der beiden Mehrheitsaktionäre United Internet und Warburg Pincus an die neuen Aktionäre. Das sorgt hinter den Kulissen, trotz des sehr guten Marktumfeldes, neben dem Thema Corporate Governance für Verstimmungen.

Die Altaktionäre werden den Zeichnern anscheinend entgegengehen und die Papiere wohl in der Range zwischen 18,50 und 19,50 € ausgegeben, hörte ich von einer mit der Sache vertrauten Person einer der begleitenden Investmentbanken.

Aber Vorsicht: Da die Zeichnungsspanne nicht offiziell gesenkt wurde, ist auch weiterhin eine Zuteilung bis zu 22,50 € möglich. Anleger, die aufgrund der geringen Nachfrage nur bei einem niedrigeren Aktienkurs zeichnen wollen, müssen ihre Zeichnungsorder unbedingt limitieren!

Weitere IPOs in den Startlöchern

Viele Augen sind auf diesen Börsengang gerichtet, dient er insbesondere in Deutschland doch als Eisbrecher für noch einige IPOs, die in den Startlöchern stehen. So möchte zum Beispiel Axel Springer seine Tochter stepstone, die man mal für einen Spottpreis erworben hat, ebenfalls mit einer hohen Milliardenbewertung an die Börse bringen.

Bei der reduzierten Preisspanne wird Ionos mit einem Börsenwert von 2,59 bis 2,73 Milliarden € bewertet. Die beiden Alteigentümer kassieren mit dem Emissionsvolumen zwischen 447 und 471 Millionen € und damit dann doch erheblich weniger, als noch vor vier Wochen vermutet.

Diese Kennzahlen wären doch eine erhebliche Schlappe, insbesondere für United Internet, wurde doch Anfang des Jahres in den Medien noch mit einer Bewertung von um die 5 Milliarden €. Euro spekuliert. Wird der Börsengang aufgrund der miesen Nachfrage vielleicht noch verschoben?

Das müssen Anleger beachten

Bis Dienstag 14 Uhr sind die Orderbücher offen und natürlich können die Altaktionäre den Börsengang noch verschieben. Kommunizierbare Gründe, ich will hier bewusst nicht von Ausreden schreiben, werden findige Berater dafür sicherlich finden.

Wer beim ersten großen Börsengang des Jahres 2023 in Europa dabei sein will, sollte sich noch mal ganz genau überlegen, bis zu welchem maximalen Preis er die Papiere ins Depot nehmen würde und gegebenenfalls seine Order dementsprechend anpassen. Der erste Handelstag wird voraussichtlich der 8. Februar sein.

Anleger sollten auch die grundlegenden Marktindikationen im Blick behalten. So hat der Fear and Greed-Index den „Extrem Greed“-Bereich erreicht. Eine gesunde Abkühlung der überhitzen Märkte kann jederzeit erfolgen und würde dann sicherlich auch einen Börsenneuling sofort treffen.

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