Adidas-Aktie: Das sollten Anleger nach dem Desaster tun
Die Adidas-Aktie (WKN: A1EWWW) ist gestern Abend eingebrochen, nachdem das Unternehmen eine verheerende Umsatz- und Gewinnprognose für das laufende Geschäftsjahr vorgelegt hat. Heute Morgen erholt sie sich leicht und notiert aktuell bei 143 €. Stapelt der neue Konzernchef Bjørn Gulden nur bewusst tief oder sind die Probleme wirklich so gravierend, dass sich Anleger (große) Sorgen machen müssen?
Adidas mit Sitz in Herzogenaurach bei Nürnberg gilt nach Nike als der zweitgrößte Sportartikelhersteller der Welt. Fast jedes Kind kennt mittlerweile die Marke mit den drei Streifen, die sich vor allem als Ausstatter in Leistungssport und Popkultur eine Namen gemacht hat. An der Börse hat der DAX-Konzern zurzeit einen Wert von rund 24 Milliarden €.
Heile Welt stürzt ein
Für Adidas-Aktionäre schien die Welt zuletzt wieder in Ordnung zu sein. Seit dem Tief bei 93,40 € Anfang November ging es stetig bergauf. Allein seit Jahresbeginn hatte der Titel bis gestern um +22% zugelegt. Doch all das ist plötzlich Makulatur.
Die gestern vorgelegten Zahlen zeigen eine Dramatik auf, die den meisten Anlegern so nicht bewusst gewesen sein dürfte. Zumindest hat sie sich in keiner Weise im Aktienkurs widergespiegelt.
Gewinn und Marge brechen ein
So ist der Umsatz im vergangenen Jahr laut vorläufigen Zahlen nur um 6%, währungsbereinigt sogar nur um 1% auf 22,5 Milliarden € gestiegen. Das Betriebsergebnis brach auf 669 Millionen € ein (Vorjahr: 1,986 Milliarden €).
Die operative Marge sank von 9,4% in 2021 auf 3%. Der Gewinn aus fortgeführten Geschäftsbereichen betrug nur noch 254 Millionen € nach 1,492 Milliarden € im Jahr zuvor.
Dass mit diesen Zahlen sogar die zuletzt gesenkten eigenen Prognosen weit verfehlt wurden, ist die eine, bereits miese Seite der Medaille. Was aber noch schwerer ins Gewicht fällt, sind die Erwartungen für dieses Jahr: Adidas geht von einer weiteren Verschlechterung aus, die schlimmstenfalls sogar in einem Verlust münden könnte.
Verheerender Ausblick
Konkret heißt es, man erwarte einen „Rückgang des währungsbereinigten Umsatzes im hohen einstelligen Prozentbereich“. Das Betriebsergebnis werde „in etwa auf Break-Even-Niveau liegen“.
Ins Kontor schlägt vor allem die Kündigung der Partnerschaft mit dem umstrittenen Rapper Kanye West. Das Unternehmen prüfe zwar weiterhin verschiedene Optionen zur künftigen Nutzung seines Bestands an Yeezy-Produkten. Doch in den Prognosen würden bereits die beträchtlichen negativen Auswirkungen aus einem ausbleibenden Verkauf des Bestands berücksichtigt. Heißt in Zahlen: 1,2 Milliarden € weniger Umsatz in 2023 und 500 Millionen € weniger Betriebsergebnis.
Im schlimmsten Fall 700 Millionen € Verlust
Selbst eine Nichtnutzung der Yeezy-Produkte und damit eine Abschreibung des Bestands wird nicht ausgeschlossen. In diesem Fall werde es Ende 2023 ein negatives Betriebsergebnis in Höhe von 700 Millionen € geben.
CEO Bjørn Gulden, der den Posten von Kasper Rorstedt übernommen hat und seit dem 1. Januar offiziell im Amt ist, fasst die Situation so zusammen:
Die Zahlen sprechen für sich selbst. Wir sind derzeit nicht so leistungsfähig, wie wir sein sollten.
Laut Gulden werde 2023 ein Übergangsjahr sein, um die Basis zu schaffen, wieder ein wachsendes und profitables Unternehmen zu werden. Man müsse „die Teile wieder zusammensetzen“ und brauche dafür „etwas Zeit“.
Eine Frage der Geduld
Meiner Meinung nach ist es nicht ungewöhnlich, dass ein neuer Konzernchef zunächst einmal schwarz malt. Schließlich liegt damit die Messlatte für ihn selbst ziemlich tief. Gleichwohl ist es natürlich völlig klar, dass Bjørn Gulden den Turnaround schaffen muss.
Wer die Aktie bereits im Depot hat, muss wohl oder übel viel Geduld mitbringen. Die Talsohle dürfte frühestens am Jahresende durchschritten worden sein. Viele Investoren werden sich zunächst zurückziehen und das Ganze von der Seitenlinie beobachten.
Eine kleine Dividende mit einer Rendite von 2,3% erleichtert die Wartezeit, sofern sie nicht angesichts der großen Probleme gestrichen oder gekürzt wird.
Meiner Meinung nach drängt sich aktuell der Kauf des Papiers noch nicht auf. Die Hiobsbotschaft roter Zahlen muss erst einmal verkraftet werden.
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