Schneider Electric-Aktie: Darum geht's heute abwärts
Die Bekanntgabe der Geschäftszahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr beeindruckt die Börse nicht. Nach einem kurzen Anstieg befindet sich die Aktie von Schneider Electric (WKN: 860180) wieder im Rückwärtsgang: Der Kurs ist um -4,1% auf aktuell 153,10 € gesunken. Diese Entwicklung ist untypisch für eine hervorragende Geschäftsentwicklung – was sind die Gründe hierfür?
Der französische Elektronik-Konzern bietet seinen Kunden Produkte für die Energieverteilung und Infrastruktur an. Darüber hinaus hat das Unternehmen sich auf die industrielle Automation spezialisiert. Er ist vergleichbar mit der deutschen Siemens AG. Neben dem Hauptsitz in Rueil-Malmaison bei Paris bestehen Niederlassungen oder Produktionsstätten in rund 115 Ländern. Der Markt bewertet den Elektrokonzern mit rund 85 Milliarden €.
Neue Rekordwerte erreicht
Volle Auftragsbücher und eine gestiegene Nachfrage führten zu neuen Rekordzahlen. Hiervon profitieren auch die Jahreszahlen des abgelaufenen Geschäftsjahres. Alle Unternehmensbereiche und alle Regionen trugen zu der guten Entwicklung bei, besonders erwähnt wurden die Segmente Energiemanagement und Industrieautomation. Auf die Überschreitung der eigenen Prognosewerte wird ebenfalls hingewiesen.
Der Jahresumsatz wuchs auf 34,2 Milliarden €, das entspricht einer Steigerung von 18,2%. Davon betrug das organische Wachstum 12,2%, ein wesentlicher Teil resultiert aus Währungsgewinnen.
Auch das Ergebnis kann sich sehen lassen. Das operative EBITDA verbesserte sich um rund ein Fünftel auf 6 Milliarden €, die operative Marge liegt bei 17,6 %. Der um 9% gestiegene Nettogewinn von 3,5 Milliarden € zeigt, dass die Kosten aus dem Russlandgeschäft vollständig kompensiert wurden.
Insgesamt sind die gemeldeten Zahlen hervorragend: Besonders die hohen organischen Wachstumsraten zeigen die eigene Unternehmensstärke.
Jean-Pascal Tricoire, Vorsitzender und CEO, kommentiert die Geschäftsentwicklung so:
Wir liefern ein starkes Jahr 2022, trotz der vielfältigen Herausforderungen, mit denen Unternehmen und Einzelpersonen auf der ganzen Welt konfrontiert sind. Die strategischen Entscheidungen, die wir in den vergangenen Jahren getroffen haben, positionieren uns auf die beiden Trends Elektrifizierung und Digitalisierung, da unsere Kunden nach mehr Nachhaltigkeit und Widerstandsfähigkeit streben. Die Transformation unseres Unternehmens ist abgeschlossen.
Weiteres Wachstum geplant
Den Schwung des letzten Quartals will das französische Unternehmen fortsetzen. Das organische Umsatzwachstum wird 2023 zwischen 9 und 11% betragen. Das geplante EBITDA-Wachstum von 12 bis 16% verdeutlicht, dass der Fokus weiter auf der Verbesserung der Ertragskraft liegt.
Die bereits eingeleiteten Kostensenkungsmaßnahmen werden auch in 2023 beibehalten.
Portfoliobereinigungen abgeschlossen
Um für die Zukunft gut gerüstet zu sein, wurde eine umfassende Portfoliobereinigung vorgenommen. Der Bereich Industriedigitalisierung ist durch die Übernahme der britischen AVEVA gestärkt; der Übernahmepreis beträgt rund 10 Milliarden €.
Nicht zum Kerngeschäft passende Unternehmensteile hat der Technologiekonzern veräußert. Die Verkaufserlöse hieraus betrugen 1,7 Milliarden €.
Wie sind die Aussichten zu beurteilen?
Der Kursrückgang trotz Rekordzahlen beruht auf zwei Aspekten. Einerseits hatte das Unternehmen Pech, dass sich die Börse in einer nervösen Phase befindet. Zurzeit ist die Volatilität sehr hoch, ein klarer Trend ist nicht zu erkennen.
Der zweite Aspekt besteht darin, dass die Rekordwerte zu einer Verunsicherung der Anleger führen. Immer weiter steigende Umsätze und Gewinn – das ist nicht die Normalität. Viele Anleger nehmen daher die bisherigen Kursgewinne mit. Daran ist bisher noch niemand verarmt.
Zukünftiges Potenzial vorhanden
Schneider Electric ist hervorragend aufgestellt, dies wird sich positiv auf die Geschäftsentwicklung auswirken. Die Digitalisierung in der Industrie schreitet zügig voran, der britische Industriesoftwareanbieter AVEVA wird den Konzern dabei unterstützen.
Nach meiner Einschätzung liegt der faire Wert der Aktie mittelfristig bei 165 €, dies würde einer Marktkapitalisierung von 92,18 Milliarden € entsprechen. Die Deutsche Bank ist noch etwas optimistischer, sie hat den Zielkurs auf 170 € erhöht.
Vorerst abwarten
Dennoch würde ich das Papier derzeit nicht kaufen. Der Kurs ist seit Jahresbeginn um +15,6 % gestiegen, die begonnene Kurskorrektur kann sich noch etwas fortsetzen.
Was für die Aktie spricht, ist die hohe Dividende von 3,15 €, dies entspricht momentan einer Rendite von 5,9 %.
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