Nvidia-Aktie springt +9%, aber der Tiefpunkt ist noch nicht überwunden
Die Nvidia-Aktien (WKN: 918422) springen nachbörslich fast zweistellig, nachdem der Chip-Riese für Q4/2022 besser als erwartete Einnahmen und Gewinne gemeldet hat. Die Einbrüche sind dennoch massiv und haben vielschichtige Ursachen, die längst nicht überwunden sind.
Nvidia mit Hauptsitz im kalifornischen Santa Clara ist der wohl weltgrößte Entwickler von Grafikprozessoren und Chipsätzen für Computer, Server sowie Spielekonsolen. Das Unternehmen ist jedoch kein Chip-Produzent, sondern ein reiner Chip-Entwickler. Es verfügt also über keinerlei eigene Fertigungsstätten und arbeitet konsequent nach dem sogenannten Fabless-Prinzip. Die Marktkapitalisierung beträgt knapp 400 Milliarden US$.
Einbruch nicht so schlimm wie erwartet
Die Nvidia-Aktie ist am Mittwoch nachbörslich um +8,25% auf 224,67 US$ hochgeschossen, nachdem der US-Konzern mit seinen Q4-Zahlen die Analystenerwartungen übertroffen hat – sowohl für den Umsatz also auch für die Nettogewinne.
So brachen die Erlöse gegenüber dem Vorjahr zwar um -20,8% auf 6,05 Milliarden US$ ein; die Wall Street hatte jedoch mit 30 Millionen US$ weniger gerechnet. Der Gewinn je Aktie (EPS) auf GAAP-Basis im Dezember-Quartal lag derweil den Angaben nach bei 0,88 US$ – deutlich weniger als im Vorjahreszeitraum, aber immer noch 10% über den Konsensschätzungen.
Auch wenn sich Anleger sichtlich erleichtert zeigen, dass der Geschäftseinbruch bei Nvidia weniger schlimm als erwartet ausgefallen ist: Ein Umsatzabfall von mehr als einem Fünftel ist nie eine gute Nachricht – insbesondere für ein Wachstumsunternehmen –; die Geschäftsmisere hat in diesem Fall aber Gründe.
Inflation, Mean-Reversion und Krypto-Winter bremsen
Zum einen ist der Chip-Designer negativ beeinträchtigt vom derzeitigen Krypto-Winter, bei dem die Kurse von digitalen Währungen wie Bitcoin und Ethereum in den vergangenen Monaten massiv zurückgegangen sind.
Die niedrigeren Preise machen das Coin-Mining weniger profitabel, weshalb die Nachfrage nach Rechen- und Grafikprozessoren (CPU & GPU) durch Krypto-Schürfer deutlich abgenommen hat. Insbesondere in Bezug auf GPUs gilt Nvidia als einer der weltweit wichtigsten Lieferanten und ist daher besonders betroffen.
Gleichzeitig spürt das Unternehmen die geringere Nachfrage aus dem Gaming-Bereich, die aber tatsächlich einer Rückkehr zum langfristigen Mittelwert (Mean Reversion) entspricht. So profitierte Nvidia im Vorjahr enorm von pandemiebedingten Ausgangsbeschränkungen. Da Verbraucher nun jedoch wieder reisen, Essen gehen und Konzerte besuchen können, sind Gaming-Produkte weniger gefragt.
Drittens führte die hohe Inflation dazu, dass in der Bevölkerung die Ausgaben für Lebensmittel, Benzin und Energie gestiegen sind. Für nicht notwenige Dinge wie Grafikkarten blieb hingegen am Ende weniger Kaufkraft übrig.
Rechenzentrum wächst – aber nicht schnell genug
Ein besonderes Augenmerk sollten Anleger auf die Entwicklung von Nvidias Rechenzentrum-Geschäfts behalten – mit einem Umsatzanteil von rund 60% das mit Abstand wichtigste Segment des Chip-Entwicklers. Hier stiegen die Q4-Einnahmen gegenüber dem Vorjahresquartal um +11%.
Je nachdem, womit man dieses Ergebnis vergleicht, ist das gut oder schlecht: Den US-Rivalen Intel konnte das Unternehmen zwar klar hinter sich lassen, der Hauptkonkurrent AMD ist zuletzt jedoch fast viermal so schnell gewachsen (42%).
Die Entwicklung von Nvidias Wachstumstreiber ist damit nicht großartig, aber solide. Das ist vollkommen in Ordnung, wenn auch die Unternehmens-Bewertung entsprechend solide und angemessen ist – was bei den Kaliforniern jedoch nicht der Fall ist. So ist der Chip-Entwickler auf Grundlage der Q1-Schätzungen mit dem 60-fachen Nettogewinn (KGV) bewertet.
Mir persönlich ist das zu teuer – zumal die Umsatz- und Gewinneinbrüche auch im laufenden Quartal erheblich sein werden.
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