Nel ASA: Was die gemischten Zahlen für Anleger bedeuten

28.02.23

Die Nel-ASA-Aktie (WKN: A0B733) notiert leicht im Minus, nachdem der Elektrolyseur-Hersteller gemischte Zahlen für Q4 und das Gesamtjahr 2022 vorgelegt hat. Obwohl der norwegische Wasserstoff-Player den Analystenkonsens in einer Hinsicht pulverisiert hat, bleibt der Markt skeptisch. Schließlich gibt es im Energysektor derzeit so viele hochprofitable Optionen.

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Nel ASA ist ein global operierender Wasserstoff-Spezialist mit Sitz im norwegischen Oslo. Das Unternehmen ist unabhängig von speziellen Anwendungsbereichen des Gases und deckt die gesamte Wertschöpfungskette ab – von der Produktion über den Vertrieb bis zu Tankstellen. An der Börse hat der Konzern aktuell einen Wert von umgerechnet 2,4 Milliarden US$.

Nel-Aktie nach gemischten Zahlen im Minus

Die Nel-Asa-Aktie ist am Dienstag nach Börsenstart in Olso um +2,5% hochgesprungen, drehte im Laufe des Vormittags jedoch ins Minus (-1,5%) und notiert aktuell bei 15,50 NOK. Zuvor hat Unternehmen gemischte Geschäftszahlen für das vierte Quartal und das Gesamtjahr 2022 vorgelegt.

Das positive Highlight war die Umsatzentwicklung im zurückliegenden Vierteljahr. So stiegen die Erlöse gegenüber dem Vorjahreszeitraum um zwei Drittel auf 414 Millionen NOK. Analysten hatten mit diesem Wachstumssprung überhaupt nicht gerechnet, sondern im Schnitt ein Minus von 7% auf dem Zettel. Auf Jahressicht stiegen die Einnahmen dank dieses überraschenden Schlussspurts um ein Viertel auf fast eine Milliarde NOK.

So erfreulich Nels Umsatzsprung aus Anlegersicht ist, so besorgniserregend ist der sich nach wie vor ausweitende Cashburn: Denn die Q4-Verluste auf Stufe EBITDA haben sich einmal mehr stark ausgeweitet – um 28,5% auf -216 Millionen NOK. Der Expertenkonsens (202 Mio. €) wurde damit deutlich verfehlt. Für das Gesamtjahr 2022 steht damit ein EBITDA-Minus von -780 Millionen NOK zu Buche – fast zwei Drittel mehr als Vorjahr.

Auftragsbestand und Verluste weiten sich stark aus

Noch schauderhafter ist das Bild beim Nettoergebnis, denn im Dezemberquartal haben sich die Miesen unter dem Strich um 168% auf -721 Millionen NOK ausgeweitet. Hier hatten die Analysten erwartet, dass der Verlust in etwa gleichbleibt.

Als Grund für die enormen Einbußen nennt Nel hohe Verluste im Fueling-Segment, gestiegene Personalkosten und schwache Margen bei Elektrolyseur-Projekten, die vor zwei bis drei Jahren bestellt wurden.

Aktionäre können sich jedoch damit trösten, dass der Auftragsbestand derzeit rasant wächst – und das mit Bestellungen zu offenbar deutlich besseren Konditionen. Im Jahr 2022 hat sich der Backlog auf 2,61 Milliarden NOK mehr als verdoppelt.

Kunden trauen den Norwegern offenbar zu, eine immer weiter steigende Nachfrage nach PEM- und alkalischen Elektrolyseuren bedienen zu können. Schließlich hat Nel-CEO Håkon Volldal erst vor wenigen Wochen verkündet, dass die Kapazität der vollautomatischen Fabrik in Herøya bis April verdoppelt wird auf insgesamt 1 Gigawatt Nennleistung im Jahr. Theoretisch ließen sich noch zwei weitere Produktionslinien in Betrieb nehmen und die Gesamtleistung auf 2 GW erhöhen.

Im Rahmen des Jahresberichts gaben die Norweger außerdem bekannt, die Produktionskapazität ihrer PEM-Elektrolyseur-Fabrik im US-Bundesstaat Connecticut bis 2025 auf 500 Megawatt zu erweitern. Dafür will der Wasserstoff-Player rund 260 Millionen NOK investieren.

Es gibt für Anleger bessere Optionen

Die Wachstumschancen von Nel sind damit unstrittig, aber der neue Finanzbericht hat ebenfalls gezeigt, dass überbordenden Rohstoff-, Energie-, Personal- und F&E-Kosten die Barreserven des Unternehmens geradezu dahinschmelzen lassen: Der Cashbestand hat sich 2022 trotz Kapitalmaßnahmen von 3,15 auf 2,73 Milliarden NOK gesenkt.

Wenn das in diesem Tempo weitergeht, wird der Elektrolyseur-Hersteller in ein bis zwei Jahren wieder im großen Stil den Kapitalmarkt anpumpen müssen. Weil nahezu alle Wasserstoff-Risiko-Assets dieses Verwässerungs-Risiko aufweisen, lasse ich das Thema derzeit einfach ruhen und konzentriere mich stattdessen auf konventionelle Energie-Produzenten, die von der aktuellen Energiepreisrallye profitieren.

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