Silicon Valley Bank: So geht's weiter nach dem Crash
Die Ereignisse rund um das Desaster der Silicon Valley Bank, einer Tochter der SVB Financial Group (WKN: A0ET46), erschüttern die Finanzmärkte. Die US-Behörden haben am Freitag die Reißleine gezogen und das Geldhaus geschlossen, seine Vermögenswerte beschlagnahmt sowie dessen Milliarden-Einlagen an eine neu gegründete Zweckgesellschaft namens DINB überwiesen. Was bedeutet das alles für Anleger?
Die Silicon Valley Bank mit Sitz in Santa Clara im US-Bundesstaat Kalifornien ist ein Geldinstitut im Silicon Valley, das High-Tech-Unternehmen und Start-ups fördert. Sie ist immer wieder auch im Biotech-Sektor als Geldgeber oder Investor aktiv.
Unter staatlicher Kontrolle
Besser gesagt: Sie war. Denn am Freitag ist sie nach einer offenbar gescheiterten Not-Kapitalmaßnahme vom Bankenversicherer Federal Deposit Insurance Corporation (FDIC) unter staatliche Kontrolle gestellt, sprich vorübergehend dichtgemacht worden. Nach Angaben der FDIC habe die Bank über 209 Milliarden US$ Vermögen und 175,4 Milliarden US$ Einlagen verfügt.
Kunden zogen Geld ab
Zuvor hatten immer mehr Kunden ihr Geld aus der Silicon Valley Bank abgezogen, nachdem diese Wertpapiere im Wert von 21 Milliarden US$ verkauft und einen Nachsteuerverlust von etwa 1,8 Milliarden US$ sowie eine geplante Kapitalmaßnahme mit der Ausgabe neuer Aktien vermeldet hatte.
Der Aktienkurs der Mutter SVB Financial Group brach am Freitag vor der Handelsaussetzung auf 42,32 US$ ein. Am Mittwoch hatte er noch bei 270 US$ gestanden.
Finanz- und Biotech-Titel unter Druck
Die größte Banken-Pleite seit der globalen Finanzkrise 2008 – immerhin war die Silicon Valley Bank unter den Top 16 der US-Banken – zieht an den Kapitalmärkten dramatische Kreise. Nicht nur Finanz-Titel in den USA wie Morgan Stanley (-2,33%) oder Goldman Sachs (-4,22%) gerieten am Freitag schwer unter Druck, sondern auch die Aktien europäischer Banken, etwa der Commerzbank (-3,52%) und der Deutschen Bank (-6,95%).
Ebenfalls stark betroffen sind Biotech-Titel, weil die Silicon Valley Bank hier unter anderem eine wichtige Rolle bei Finanzierungen gespielt hat. Die Panik der Anleger zeigte sich am Freitag am Einbruch des SPDR S&P Biotech ETF (XBI), dem Indikator für kleinere Werte, der um -3,9% abstürzte.
Wie viel Cash ist gesichert?
Die große Frage für viele Unternehmen, die ihre Cash-Beträge oder Einlagen bei der Silicon Valley Bank angelegt hatten, lautet: Was davon sehen sie noch wieder? Normalerweise sind von der Einlagensicherung nur Beträge bis maximal 250.000 US$ abgedeckt.
Inzwischen teilen immer mehr Biotech-Firmen mit 8-K-Filings bei der US-Aufsichtsbehörde SEC mit, ob und wie sie betroffen sind. Die meisten geben zur Erleichterung vieler Anleger Entwarnung.
SVB-Filialen öffnen Montag wieder
Klar ist, dass am Montag die Filialen der Silicon Valley Bank wieder öffnen sollen und Eigentümer der versicherten Einlagen wieder Zugang zu ihren Konten erhalten.
Für Einlagen oberhalb der Summe von 250.000 US$ sollen Kunden eine Bescheinigung bekommen, um später eventuell aus den Vermögenswerten der Silicon Valley Bank bedient zu werden. Eine Garantie darauf gibt es naturgemäß nicht.
Anleger sollten besonnen bleiben
Während Crash-Propheten wie immer weiteres Unheil für die Kapitalmärkte heraufbeschwören wollen, mahnen Experten wie der frühere US-Finanzminister und Harvard-Professor Larry Summers zur Besonnenheit und sehen keine System-Risiken für den Bankensektor oder gar die Finanzmärkte insgesamt, sofern die SVB-Story vernünftig abgewickelt werde.
Dahinter dürfte unter anderem die Erkenntnis stehen, dass die Silicon Valley Bank eine besondere Rolle als Start-up-Finanzierer hatte.
Diverse Unternehmen werden zweifellos einen finanziellen Schaden davontragen, der umso höher ausfallen wird, je mehr Geld sie bei der Silicon Valley Bank geparkt hatten. Wenn Anleger diesbezüglich die Gefahr für die Werte in ihrem Depot abschätzen wollen, müssen sie sich wohl oder übel durch die jeweiligen Bilanzen der Unternehmen wühlen.
Chance für Schnäppchenjäger
Grundsätzlich besteht meiner Meinung nach überhaupt kein Anlass für Panikverkäufe, wie sie am Freitag zu sehen waren. Mutige Anleger haben sogar die Chance ergriffen, bei abverkauften Papieren zuzuschlagen. Gelegenheiten für Schnäppchenjäger dürfte es auch in den nächsten Tagen noch geben...
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