Mullen Automotive +30%: Geht der Wahnsinn von vorne los?
Die Aktie von Mullen Automotive (WKN: A3C67R) ist am Freitag um +30% hochgeschossen, nachdem der Hersteller eine Patentanmeldung bekanntgegeben hat. Es geht um ein Modul, das eine enorme Reichweitensteigerung bei E-Autos verspricht. Ist der Kurssprung nur ein Strohfeuer? Oder geht die Kursparty bei dem abgestürzten Meme-Titel jetzt erst richtig los?
Mullen Automotive ist ein US-amerikanischer Elektroauto-Bauer in spe. Auf der Los Angeles Auto Show in November 2021 hat der Hersteller erstmals seinen SUV „Mullen Five“ präsentiert. Außerdem will das Unternehmen Cargo-Vans verkaufen und ist an der Entwicklung von Festkörper-Batterien beteiligt.
Bis zu 75% mehr Reichweite?
Die Mullen-Aktie ist am Freitag vorbörslich um fast +30% auf 0,11 US$ hochgeschossen, nachdem das US-Unternehmen am Vortag eine neue Patentanmeldung veröffentlicht hat. Das F&E-Joint-Venture des Herstellers hat demnach ein Energiemanagement-Modul (EMM) entwickelt, das die Reichweite eines Elektrofahrzeugs um +60 bis +75% erhöhen kann.
Mullen hält 51% an dem Joint Venture namens Mullen Advanced Energy Operations (MAEO). Der Junior-Partner ist Global EV Technology – ein Unternehmen des Serienerfinders Lawrence Hardge, von dem auch die EMM-Technologie stammt.
Der Meldung nach beabsichtigt Mullen das EMM sowohl für seine eigenen Fahrzeuge als auch in Lizenz für andere Hersteller zu nutzen. Sollte sich die Technologie bewähren und das Unternehmen ein Patent erhalten, würde MAEO ein weiteres Geschäftsfeld werden neben der bereits geplanten eigenen Fahrzeugpalette, heißt es weiter.
Eigenen Aussagen nach hat der in Los Angeles ansässige Hersteller das neue Modul in seinem vollelektrischen Klasse-1-Cargo-Van getestet und die Reichweite des 42-KWh-Batterie-Fahrzeugs um drei Viertel erhöht. Tests eines Drittanbieters mit einem nicht näher beschriebenen Elektrofahrzeug sollen darüber hinaus eine Reichweitensteigerung von +60% auf bis zu 431 Meilen erzielt haben.
Seriös geht anders
Für die Mullen-Aktie kommt die frohe Botschaft gerade zur rechten Zeit, nachdem der Meme-Titel tags zuvor bei 0,08 US$ ein neues Allzeit-Tief erreicht hatte. Der Penny-Stock stand zuletzt erheblich unter Druck – trotz der Ankündigung von Ende März, dass Handelspartner Randy Marion die Mullen-Frachttransporter in den gesamten Vereinigten Staaten vertreiben wird.
Die Bekanntgabe der Patentanmeldung für das EMM hat die Anlegerfantasie rund um die Mullen-Aktie nun wieder mächtig angetrieben. Welches Potenzial dieses Asset für das Unternehmen wirklich hat, sollte jedoch nicht voreilig bewertet werden.
Denn schließlich neigt das Unternehmen zu einem gewissen Größenwahn, obwohl es sich in Sachen Massenherstellung erst noch beweisen muss. So planen die Kalifornier neben einer Vielzahl von Nutzfahrzeugen zwei SUVs, einen Pick-Up-Truck, den kleinen I-GO sowie die Supersportwagen DragonFLY und Qiantu K50 in Produktion zu bringen – und das bei eher bescheidenen liquiden Mitteln. Zum Vergleich: Die finanziell deutlich besser ausgestattete Konkurrenz von Rivian und Lucid Motors plant jeweils maximal drei Modell auf den Markt zu bringen.
Dazu passen auch die fragwürdigen Übernahmen von Mullen in der Vergangenheit, die das Budget des Unternehmens nicht im Geringsten hergegeben hat.
Massive Verwässerung voraus
Wen die überambitionierten Ziele in Kombination mit der schwachen Bilanz nicht stören: Das Unternehmen wird in den kommenden zwölf Monaten die Anzahl seiner Aktien voraussichtlich massiv steigern und für bestehende Aktionäre für eine erhebliche Verwässerung sorgen. Wer ein ernsthaftes Investment in der E-Auto-Branche erwägt, sollte meines Erachtens nach daher von der Mullen-Aktie vorerst die Finger lassen.
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