AstraZeneca: Ist die Aktie fair bewertet?
Die Aktie von AstraZeneca (WKN: 886455) hat von den soliden Geschäftszahlen des ersten Quartals nicht profitiert und setzte den Kursrückgang fort. Gegenüber dem Allzeithoch vom 21. April ist der Kurs um rund -5% auf aktuell 133 € zurückgegangen. Die Volatilität in den letzten sechs Monaten war sehr hoch. Wie ist die weitere Kursentwicklung einzuschätzen?
Die AstraZeneca PLC ist einer der weltweit größten Arzneimittelhersteller. Von der Erforschung bis zum Vertrieb ist der Pharmakonzern in allen Stationen aktiv. Die Forschung der AstraZeneca konzentriert sich vornehmlich auf die Bereiche Atemwege und Immunologie, Herz-Kreislauf und Stoffwechsel, Krebs, entzündliche Erkrankungen, Infektionen und neurologische Störungen. Weltweit bekannt wurde der Konzern durch seinen Corona-Impfstoff. Neben dem Hauptsitz in London unterhält er weltweite Produktionsstätten und vertreibt seine Produkte in mehr als 100 Ländern. Die Marktkapitalisierung beträgt 206 Milliarden €.
Erstes Quartal unerwartet stark
Die Marktexperten wurden von dem guten Verlauf des ersten Quartals überrascht. Statt der Konsenserwartung von 10,69 Milliarden US$ meldete das Unternehmen einen Quartalsumsatz von 10,9 Milliarden US$. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum ist dies ein Rückgang von 4%, ohne den Covid-Umsatz beträgt der Umsatzanstieg jedoch 15%.
Zur Beurteilung des Unternehmens ist es sehr gut, dass hier ein Vergleich ohne den Umsatz aus den Corona-Produkten angegeben wird. Umsatz und Ertrag hatten während der Pandemie einen Sonderboom erlebt, dies ist mittlerweile vorbei, der Anteil der Impfstoffe dürfte immer geringer werden.
Bei der Ertragslage ist ein ähnliches Muster zu sehen. Ohne den Corona-Bonus ist der operative Gewinn um 4% auf 3,9 Milliarden US$ gestiegen, daraus ergibt sich ein bereinigter Gewinn pro Aktie (EPS) von 1,92 US$.
Pascal Soriot, Chief Executive Officer von AstraZeneca, kommentiert das erste Quartal so:
AstraZeneca hatte einen starken Start in das Jahr 2023, wobei der Gesamtumsatz ohne Covid-19-Medikamente um 15% stieg. Unsere Leistung in den Schwellenländern war besonders stark, und ich bin beeindruckt von Wachstum und Tempo von Innovation.
Prognose bestätigt
Nach dem Ablauf des ersten Quartals sieht sich der Konzern in seiner Jahresprognose bestätigt. Demnach soll das Umsatzwachstum im hohen einstelligen bis niedrigen zweistelligen Bereich liegen. Auch beim EPS soll im besten Falle ein Anstieg im niedrigen zweistelligen Bereich erfolgen.
Für den längerfristigen Ausblick gibt das Management des Konzerns sich zuversichtlich. Mit sechs in Phase 3 befindlichen innovativen Medikamentenkandidaten ist die Pipeline gut gefüllt.
Das sollten Anleger wissen
Die Sonderkonjunktur der Impfstoffhersteller ist endgültig vorbei, dies zeigt sich sehr deutlich bei den Kursen von BionTech und Moderna. Auch für die Aktie von AstraZeneca zählt nun wieder das normale Tagesgeschäft.
Hier ist AstraZeneca gegenüber den beiden erstgenannten jedoch sehr breit aufgestellt und verfügt über zahlreiche Medikamente in vielen Gesundheitsbereichen.
Für die Analyse des zukünftigen Aktienpotenzials sind daher die Finanzkennzahlen ohne den Corona-Effekt maßgebend, und diese sind als zufriedenstellend zu bezeichnen.
Marktbewertung sehr hoch
Mit einer Unternehmensbewertung von 206 Milliarden € ist der Pharmakonzern im Vergleich zu anderen Mitbewerbern wie Novartis, Sanofi oder Roche sehr hoch bewertet. Dies grenzt aus meiner Sicht das weitere Kurspotenzial deutlich ein.
Bei den Analysten gibt es hier keine klare Erwartungshaltung, die Deutsche Bank sieht ein Potenzial bis 148 €, die Credit Suisse sieht einen fairen Kurs bei 134 €. Ich bin da mehr bei der Credit Suisse und halte die Bewertung für fair.
Anleger sollten ebenfalls mit einem weiteren volatilen Kursverlauf rechnen, dies ist positiv zu werten, jeder Kursrückgang bietet wieder günstigere Einstiegschancen. Die momentane Dividendenrendite von 1,8% ist für einen erfolgreichen Pharmakonzern eher gering.
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