Daimler Truck-Aktie: Erleben die Bären jetzt ihr blaues Wunder?
Die Aktie von Daimler Truck (WKN: DTR0CK) rutscht am Dienstag nach Vorlage starker Quartalszahlen -4% ab, weil Anlegern der Geschäftsausblick nicht schmeckt. Stapelt der DAX-Konzern wie schon im Vorjahr strategisch tief?
Der weltgrößte Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck hat sich vor 16 Monaten vom Stuttgarter Mutterkonzern abgespalten. Nach einem starken Börsenstart ließ die Unsicherheit rund um den Krieg in Osteuropa auch die Schwerlast-Aktie einbrechen. Doch davon hat sich der DAX-Titel längst wieder erholt und die Marktkapitalisierung des Unternehmens beläuft sich nunmehr auf knapp 25 Milliarden €.
Starke Quartalszahlen
Die Daimler-Truck-Aktie ist nach der Q1-Zahlenvorlage am Dienstag um knapp -4% auf 28,17 € abgerutscht. Der Hersteller hat für das Auftaktquartal zwar überraschend gute Ergebnisse geliefert. Der eher vorsichtige bisherige Geschäftsausblick wurde jedoch nur bestätigt, was Anleger wie Analysten enttäuscht hat.
Die vielbeachtete bereinigte Umsatzrendite stieg wie bereits seit Ende April bekannt gegenüber dem Vorjahreszeitraum von 5,9 auf 8,8% und landete damit am oberen Ende der Jahresprognose. Der Konzernumsatz kletterte ebenfalls kräftig um ein Viertel auf 13,2 Milliarden €, was den Analystenkonsens (12 Mrd. €) deutlich übertraf.
Das Nettoergebnis verdreifachte sich auf 795 Millionen € – ebenfalls deutlich mehr, als Marktexperten im Schnitt erwartet hatten (639 Mio. €). Zum Gewinnsprung trugen auch höhere Preise und mehr Service-Geschäft bei.
Der weltweite Absatz stieg um +15% auf knapp über 125.000 Fahrzeuge. Ursächlich für die positive Entwicklung ist laut Bericht, dass sich die globalen Lieferketten und die Nachfrage gegenüber dem Vorjahr stabilisiert haben.
Anleger besorgt über verhaltenen Ausblick
Mit Blick auf das Gesamtjahr haben viele Analysten nach den starken Ende April veröffentlichten Eckdaten nun mit einem erhöhten Gewinnziel gerechnet. Daimler Truck konnte sich aber nicht dazu durchringen, seine bisherige Prognose nach oben zu schrauben. Demnach soll der Umsatz weiterhin in einer Spanne von 55 bis 57 Milliarden € landen, mit einer bereinigten Rendite von 7,5 bis 9%. Finanzvorstand Jochen Goetz warnte zudem:
Wir sind nicht sicher, dass die Lieferkette stabil genug ist für ein höheres Volumen.
Was Investoren ebenfalls besorgt haben dürfte, ist der Rückgang des Auftragseingangs im ersten Quartal um -11% auf rund 123.000 Einheiten. Der Lkw-Bauer machte jedoch deutlich, dass diese Entwicklung niemandem Kopfschmerzen bereiten müsse. Das Minus liege daran, dass die Auftragsbücher für 2024 noch nicht geöffnet seien, erklärte Goetz. Gerade in den Regionen Europa und USA sei Hersteller im laufenden Jahr praktisch ausverkauft.
Strategisches Tiefstapeln?
Nach den vorläufigen Zahlen hatte ich schon darauf hingewiesen, dass einige Investoren aufgrund der Ende April noch fehlenden Aussagen zum Auftragseingang und des nur beibehaltenen Ausblicks fürchten könnten, dass der aktuelle Aufwärtszyklus bei Daimler Truck einen Zenit erreicht hat. Diese Pessimisten dürften sich nach der Berichtsvorlage auch ein Stück weit bestätigt fühlen.
Auch wenn CFO Goetz lieber tiefstapelt, mache ich mir um die Geschäftsentwicklung des DAX-Konzerns aber keine Sorgen. Falls eine Rezession und löchrige Lieferketten die Weltwirtschaft im zweiten Halbjahr wieder belasten werden, dürfte die Logistikbranche ihren Siegeszug früher oder später dennoch fortsetzen. Der Marktführer aus Baden-Württemberg hat langfristig somit beste Chancen, seine Gewinnspannen auszuweiten und dabei massiv Shareholder-Value zu schaffen.
Die Analysten von Stifel Research gehen schon davon aus, dass der Ausblick nach dem zweiten Quartal doch angehoben wird. Mich würde das ebenfalls nicht überraschen, nachdem der Hersteller dieses Manöver im Vorjahr mehrfach durchgeführt hat.
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