Siemens Energy vor Zahlen: Das sollten Anleger wissen

13.05.23

Vor den Q2-Zahlen am Montag hat Siemens Energy (WKN: ENER6Y) seinen Plan dargelegt, wie der Konzern die restlichen 2% der nicht mehr gehandelten Gamesa-Aktien einsammeln will. Die DAX-Aktie hat im letzen halben Jahr einen bemerkenswerten Run hingelegt. Wird der neue Finanzbericht den Aufwärtstrend bestätigen?

stock.adobe.com/Tobias Arhelger

Die in München ansässige Siemens Energy AG ist ein Strom- und Gaskonzern im Bereich der konventionellen und erneuerbaren Energien. Das Unternehmen hält knapp 98% der Anteile an Siemens Gamesa Renewable Energy, nachdem die Windkraft-Tochter im Zuge eines Übernahmeangebots von den spanischen Börsen genommen wurde.

Kapitalherabsetzung für die restlichen Gamesa-Aktien

Am kommenden Montag wird Siemens Energy seine Bücher für das März-Quartal öffnen. Anleger werden sich vor allem dafür interessieren, ob das Unternehmen Fortschritte bei der Profitabilität vorweisen kann und wie die Gamesa-Integration vorangeht. Eine Neuigkeit zur schwierig handhabbaren Windkraft-Tochter gab es jedoch schon am Freitag.

So plant der DAX-Konzern laut einer Firmenmeldung für die spanische Onshore-Sparte eine Kapitalherabsetzung, um auch die restlichen gut 2% der ausstehenden Aktien einzusammeln. Es ist demnach die einzige Option, die Komplettübernahme zu finalisieren, da ein Squeeze-out nach spanischen Recht nicht mehr möglich sei. 18,05 € je ausstehende Gamesa-Aktie würde das Unternehmen dabei zahlen – den gleichen Betrag also, den die Aktionäre auch im Rahmen des Übernahmeangebots bekommen hatten.

Eine Hürde gäbe es aber dennoch: Die Rest-Aktionäre müssten der Maßnahme auf der außerordentlichen Hauptversammlung am 12. Und 13. Juni zustimmen. Angesetzt sind zwei Tage, weil im ersten Anlauf wenigstens die Hälfte der Rest-Aktionäre anwesend sein und mehrheitlich zustimmen muss, heißt es in der Meldung. Gelingt das nicht, reiche am zweiten Tag die Anwesenheit von einem Viertel der Rest-Aktionäre, dafür sei aber eine Zustimmungsquote von 75% nötig.

Großes Manko Profitabilität

Das Delisting der noch unrentablen Windkrafttochter ist ein Thema, das Siemens-Energy-Anleger noch eine Weile im Auge behalten müssen. Die vollständige Gamesa-Integration ist die Voraussetzung dafür, dass der Mutterkonzern den Problemen bei den Spaniern effektiv entgegenwirken kann. So ist die Belastung durch hohe Input-Kosten, brüchige Lieferketten und hausgemachten Schwierigkeiten mit der 5.X-Plattform nach wie vor hoch.

In den anderen Geschäftsbereichen schwächelt die Profitabilität teils aber auch erheblich. In fast allen Sparten sind die operativen Margen (after special items) negativ und die Brutto-Margen bewegen sich kaum über 15%. Schon seit drei Jahren macht der Konzern mittlerweile Verluste. Hinzu kommt ein mächtiger Schuldenberg von 5 Milliarden €, dem allerdings auch ein doppelt so hoher Barmittelbestand gegenübersteht.

Verwässerung und andere Risiken

Die Gamesa-Transaktion beinhaltet die Finanzierung einer Wandelanleihe, einer Überbrückungsfazilität in Höhe von 1,3 Milliarden € und weiterer Barmittel in Höhe von 1,15 Milliarden €. Das Unternehmen beabsichtigt außerdem, 1,5 Milliarden € aufzubringen, um den Transaktionswert mit „Eigenkapital oder eigenkapitalähnlichen Instrumenten“ zu stemmen. Aktionären stehen also Verwässerungen ins Haus.

Diese Umstände zusammen mit der Kursverdopplung seit Oktober und dem weiterhin schwierigen Branchenumfeld scheinen mir im zahlreichen Analystenkurszielen zwischen 25 und 34 € nicht ausreichend berücksichtigt zu sein.

Ich habe durchaus Vertrauen in das Management des DAX-Konzerns, ab 2024/2025 den operativen Turnaround erfolgreich durchzuführen. Doch für die kommenden 12 Monate scheinen mir Kurse knapp unter 20 € fair.

Auch wenn ich vom anstehenden Finanzbericht überwiegend positive Signale erwarte, schreit die Rallye der vergangenen Monate nach Korrektur. Ganz nach dem Mantra „Buy the rumors, sell the news“ sehe ich für Anleger bei den Quartalszahlen einen günstigen Moment gekommen, um Profite einzustreichen.

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