Cancom-Aktie: Das steckt hinter der neuen Prognose
Die Cancom-Aktie (WKN: 541910) fiel zuletzt durch sinkende Kurse auf, von dem kurzen Anstieg um +7% aufgrund der Prognoseanhebung ist nicht mehr viel übrig geblieben. Aktuell notiert sie bei rund 29 €. Insgesamt konnte sich das Papier von dem starken Rückgang in 2022 bisher nur geringfügig erholen, der Abstand zum damaligen Hoch von 64 € beträgt noch immer knapp -54%.
Die in München ansässige Cancom SE ist ein Anbieter von IT-Infrastruktur; dabei begleitet sie Unternehmen auf dem Weg in die digitale Zukunft. Von der Beratung bis zur Lieferung der Hard- und Software bietet das bayerische Unternehmen alles aus einer Hand. Durch strategische Akquisitionen ist das einstige Handelsunternehmen zum drittgrößten herstellerunabhängigen Systemhaus geworden. Die Marktkapitalisierung beträgt 1,03 Milliarden €.
Jahresprognose angepasst
Die Jahresprognose wird nicht durch ein höheres organisches Wachstum oder eine Verbesserung der Profitabilität angepasst – sie wurde erforderlich, weil zum 1. Juni die Übernahme des österreichischen Unternehmens KBC erfolgt. Bei dieser Firma handelt es sich um einen führenden Lösungs- und Serviceprovider, der mit 1.650 Mitarbeitern zuletzt einen Umsatz von 520 Millionen € erzielt hat.
Beim Jahresumsatz erwartet Cancom jetzt 1,63 bis 1,70 Milliarden €, zuletzt lag die Erwartung bei knapp 1,4 Milliarden €. Das operative EBITDA soll bei 131 bis 141 Millionen € liegen, davor lag der Zielwert bei 124 Millionen €. Durch die Einbeziehung der Finanzkennzahlen von KBC sinkt die operative Marge von 8,2 bis 9,4 auf 7,7 bis 8,6%.
Rüdiger Rath, CEO von Cancom, begründet die Übernahme:
Die Transaktion stärkt eindeutig die Marktposition beider Häuser in der DACH Region. Die herausgehobene Marktposition und geographische Präsenz und die Expertise der K-Businesscom passen perfekt zu CANCOM.
Quartalszahlen uneinheitlich
Die Finanzkennzahlen des ersten Quartals sind uneinheitlich ausgefallen. Beim Umsatz wurde ein Quartalsrekordergebnis von 317,7 Millionen € erzielt, das entspricht einem Zuwachs von rund 7%. Sehr stark angestiegen ist das Segment Consulting und Support, hier fiel das Wachstum zweistellig aus.
Anders verhält es sich beim Ertrag. Während beim Rohertrag eine Steigerung um 9,4% auf 117 Millionen € eintrat, verschlechterte sich das operative EBITDA von 26,4 auf 24,1 Millionen €. Als Grund hierfür nannte das IT-Unternehmen gestiegene Personalkosten sowie höhere Betriebskosten.
Insgesamt zeigt sich das Management mit der Geschäftsentwicklung zufrieden und blickt zuversichtlich auf die weitere Geschäftsentwicklung.
Wie wirkt sich die Übernahme auf die Aktie aus?
Das Hauptproblem des Unternehmens ist die geringe Profitabilität. Während beim Umsatz stetige Zuwächse erzielt werden, wächst der Ertrag nicht in gleichem Tempo. Mit ein Grund hierfür ist, dass die zahlreichen Übernahmen mit hohen Integrationskosten verbunden sind. Langfristig wirken sie sich positiv aus, kurz- und mittelfristig belasten sie jedoch das operative Ergebnis.
Analysten zuversichtlich
Mit Ausnahme der DZ Bank sind die anderen Analysehäuser positiv eingestellt und sehen ein Potenzial zwischen 35 und 41 €. Warburg sieht einen Zielwert von 46 € und begründet dies mit der Übernahme von KBC.
Potenzial vorerst begrenzt
Grundsätzlich glaube ich, dass ein Aufwärtspotenzial vorhanden ist. Im Gegensatz zu einigen Analysten gehe ich momentan jedoch von einem maximalen Zielkurs von 35 € aus. Für meine Einschätzung ist die Rentabilität entscheidend und nicht nur das Umsatzwachstum.
Die Übernahme von KBC dürfte die Kompetenz positiv ergänzen, allerdings ist dessen Profitabilität auch nicht sehr hoch. Zuletzt lag das operative EBITDA bei 28 Millionen €, und das bei einem Umsatz von 520 Millionen €.
Insgesamt gehe ich vorläufig davon aus, dass sich die Ertragslage nicht gravierend verändert. Das dritte und vierte Quartal werden zeigen, wie gut die Integration verlaufen ist. Positive Synergieeffekte dürften allerdings erst im nächsten Geschäftsjahr zu sehen sein.
Mein Fazit: Es besteht vorerst keine Eile, hier zu investieren, positiv ist allerdings die Dividendenrendite mit 3,4%.
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