Norma: Was macht die Aktie jetzt so interessant?
Die Aktie der Norma Group (WKN: A1H8BV) hat seit Bekanntgabe der Geschäftszahlen für die ersten drei Monate erhebliche Kursverluste erlitten. Der Rückgang beträgt mittlerweile rund -16%, aktuell liegt der Kurs bei 17,40 €. Die Marktteilnehmer zeigten sich von den Geschäftszahlen enttäuscht, dementsprechend wurde die Aktie abgestraft. Was bedeutet das für die weitere Kurserholung?
Die Norma Group SE, kurz Norma, ist ein international tätiges Technologieunternehmen für Verbindungslösungen. Neben der Autoindustrie werden die Produkte in vielen anderen Branchen eingesetzt. Neben dem Hauptsitz im hessischen Maintal gibt es in vielen Ländern Produktionsstätten. Die Marktkapitalisierung liegt bei rund 552,5 Millionen €.
Markterwartungen verfehlt
Die Geschäftsentwicklung in den ersten drei Monaten konnte die Erwartungen der Analysten nicht erfüllen, dies gilt insbesondere bei der Ertragslage. Die Werte lagen zwar nur knapp unter den Erwartungen; ein Händler brachte es aber auf den Punkt, in dem er sinngemäß sagte „Verfehlt ist verfehlt, da hilft nichts.“
Der Quartalsumsatz konnte leicht um 3,5% auf 315 Millionen € gesteigert werden, neben höheren Verkaufspreisen trugen positive Währungsgewinne von 1,3% dazu bei. Der hohe Anstieg im EMEA Markt konnte den Rückgang auf dem Asien/Pazifik-Markt zwar vollständig ausgleichen, zusammen mit dem geringen Wachstum in Amerika reichte es nur zu dem geringen organischen Wachstum von 2,2%.
Enttäuschende Erträge
Besonders enttäuschend war die Ertragssituation im ersten Quartal. Das operative EBIT sank um rund ein Viertel auf 22,6 Millionen €, die sich daraus ergebende Marge reduzierte sich auf 7,2%. Unterm Strich verblieb ein Nettoergebnis von 7,8 Millionen €, das ist mehr als eine Halbierung gegenüber dem Vorjahreszeitraum.
Für diese Ertragsreduzierung nannte das Technologieunternehmen gestiegene Lohn- und Frachtkosten. Diese fielen an, um die hohen Auftragsbestände verstärkt abzuarbeiten.
Der Vorstandsvorsitzender Miguel Ángel López Borrego kommentierte die Entwicklung so:
Wir haben Preissteigerungen auf der Materialseite erfolgreich weitergegeben und sind in einem weiterhin herausfordernden Umfeld gewachsen. Allerdings sind wir mit diesem ersten Quartal noch nicht auf dem Niveau, das wir uns für 2023 vorgenommen haben. Wir werden unsere internen Abläufe weiter verbessern, um insgesamt effizienter zu agieren und Wachstumschancen zu nutzen. Im weiteren Verlauf des Geschäftsjahrs werden wir unsere Profitabilität steigern.
Profitabilität steigern
Wie der Vorstandsvorsitzende zurecht anmerkt, ist das Renditeziel noch nicht erreicht, dies soll mittels eines Effizienzprogramms jetzt verstärkt in den Mittelpunkt rücken. Hierzu werden die internen Abläufe verbessert, die interne IT-Struktur soll vereinheitlicht werden.
Ebenfalls sollen die Bereiche Wassermanagement und Industrieanwendungen mit stabilen, nachhaltigen Umsätzen profitabler werden. Sollten sich geeignete Akquisitionen anbieten, werde dies intensiv geprüft.
Vorstandswechsel steht an
Der bisherige Vorstandsvorsitzende Miguel Ángel López Borrego ist als Nachfolger für die zurückgetretene Vorsitzende Merz bei Thyssen nominiert.
Als neuer Norma-Chef wurde Guido Grandi bestellt. Er kommt von dem Industrieunternehmen WKW und gilt als ideale Besetzung. Er dürfte die anstehende Ertragsverbesserung zügig angehen.
Wie sind die künftigen Aussichten?
In diesem Artikel bin ich bereits darauf eingegangen, dass eine Ertragsverbesserung eintreten muss, bevor die Aktie nachhaltig steigt. Die von mir empfohlene Kurskorrektur ist nun eingetreten und kommt langsam zum Ende.
Dass der Konzern die Ertragssteigerung jetzt als ein wichtiges Ziel erkannt hat, ist positiv und macht Mut, dass jetzt was passiert. Hier setze ich auch bestimmte Erwartungen an das Management um den neuen Vorstandsvorsitzenden. Die beiden nächsten Quartale werden zeigen, ob die Ertragslage sich verbessert.
Das jetzige Niveau ist wieder eine gute Ausgangsbasis für erneute Kurssteigerungen. Diese werden nicht spontan erfolgen, sondern nach und nach eintreten. Ich schließe mich den meisten Analysten an, die Kurse um 20 € als fair ansehen. Den Zielkurs von Hauck Aufhäuser IB mit 33 € halte ich momentan für unrealistisch, langfristig ist er jedoch vertretbar.
Übernahme vorerst hinfällig
Den Aspekt des Kursaufschlages anlässlich einer eventuellen Übernahme halte ich mit Antritt des neuen Chefs für eher gering. Eine anstehende Übernahme ist für einen neuen Vorstandsvorsitzenden keine Antrittsmotivation. Dennoch kann sie natürlich nicht ausgeschlossen werden.
Mein Fazit: Das jetzige Kursniveau ist für risikobewusste und langfristig orientierte Anleger eine gute Einstiegsgelegenheit. Alle anderen sollten abwarten, bis die Ertragsverbesserung nachhaltig greift.
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