Hypoport-Aktie: Laufen lassen oder Gewinne realisieren?

Die Hypoport-Aktie (WKN: 549336) ist heute um -2,3% gefallen und notiert aktuell bei 153 €. Seit Jahresanfang ist der Kurs um rund +50% gestiegen, damit konnte ein Teil des Kursrückgangs wieder aufgeholt werden. Gegenüber dem Hoch in 2021 mit knapp 600 € ist die Differenz aber immer noch sehr hoch. Bei vielen Anlegern herrscht jetzt Unsicherheit über die weitere Kursentwicklung.

Leichtes Wachstum

Die Geschäftszahlen des ersten Quartals zeigen ein leichtes Wachstum, allerdings nur gegenüber dem Vorquartal. Ein Vergleich mit den Zahlen des Vorjahreszeitraumes zeigt die ganze Misere aufgrund der Zinssteigerung, hier sind Umsatz und Ertrag deutlich eingebrochen.

Die Umsatzerlöse insgesamt haben sich um 7% gegenüber dem vierten Quartal 2022 verbessert, hierzu beigetragen hat das erhöhte Transaktionsvolumen bei Privatkrediten sowie Immobilienfinanzierungen.

Auch bei der Ertragssituation ist eine leichte Besserung eingetreten. Bei der Bekanntgabe des Jahresabschlusses für 2022 hatte das Management mitgeteilt, dass der Fokus zukünftig auf einer Reduktion der Betriebskosten liegen werde. Damit wurde jetzt begonnen und zeigt bereits erste Früchte.

Das operative EBIT verbesserte sich von einem Verlust von 2,5 Millionen € hin zu einem Gewinn von 0,8 Millionen €, gleiches gilt für das Konzernergebnis mit 0,2 Millionen €.

Insgesamt scheint sich die Geschäftsentwicklung wieder zu stabilisieren.

Ronald Slabke, Vorstandsvorsitzender der Hypoport SE, sagt folgendes zum ersten Quartal:

Unter den gegebenen Rahmenbedingungen ist Hypoport erfolgreich ins Jahr 2023 gestartet. Wir agieren. Wir gewinnen Marktanteile. Wir balancieren unsere Partnerschaften unter den veränderten Rahmenbedingungen neu aus. Wir bewahren Kostendisziplin, investieren aber gleichzeitig so viel wie möglich in die Zukunftsentwicklungen.

Jahresprognose unverändert

Für das laufende Geschäftsjahr wird weiterhin mit einer schwierigen Geschäftsentwicklung gerechnet. Der Markt für Immobilienfinanzierungen ist aufgrund der höheren Zinsen sowie gestiegener Baukosten total eingebrochen. Erst im weiteren Jahresverlauf wird mit einer teilweisen Normalisierung gerechnet.

Beim Umsatz wird mit einem Rückgang bis zu 10% gerechnet, erwartet werden demnach rund 400 Millionen €. Beim operativen EBIT wird mit einem Rückgang von bis zu 30% ausgegangen, zuletzt betrug es rund 25 Millionen €.

Für das Geschäftsjahr sind Kosteneinsparungen zwischen 30 und 40 Millionen € geplant, ein kleiner Teil davon wurde schon im ersten Quartal realisiert.

Was ist jetzt ratsam?

In diesem Artikel bin ich darauf eingegangen, dass Potenzial vorhanden und mit einer Kurssteigerung zu rechnen ist. Dies ist eingetreten und jetzt stellt sich für die Aktionäre und Anleger die Frage nach der weiteren Kursentwicklung.

Die Situation am Kreditmarkt, bei der Immobilienfinanzierung und bei Privatkrediten, dürfte weiterhin angespannt bleiben, eine stärkere Normalisierung dürfte vorerst nicht eintreten. Was sich positiv entwickeln dürfte, sind Finanzierungen für Modernisierungen.

Sollten die Kosteneinsparungen so kommen wie geplant, wird sich die Ertragssituation weiter verbessern. Dies würde für eine weitere Kurssteigerung sorgen. Die Analystenhäuser Hauck Aufhäuser und die Berenberg Bank erwarten Kurse um 200 €.

Hohe Volatilität erwartet

Generell gehe ich ebenfalls von einer weiteren Kurserholung aus, die hohen Kurse der Analysten sehe ich kurz- und mittelfristig noch nicht. Der Kursanstieg dürfte langsam weiter gehen und immer wieder mit hohen Schwankungen verbunden sein. Ein solcher Rückgang ist in den letzten Tagen eingetreten, hier ging der Kurs von 167 auf aktuell 150 € zurück.

Mein Fazit: Momentan eignet sich die Aktie eher für Trader sowie risikobewusste Anleger. Um die Ausgangsfrage zu beantworten, in der jetzigen Phase würde ich auf einen weiteren Kursrückgang warten. In Phasen hoher Schwankungen sollten immer wieder Kursgewinne realisiert werden.