Siemens Energy-Aktie: Nach Kursrutsch günstig zugreifen?
Die Aktien von Siemens Energy (WKN: ENER6Y) rauschen am Freitag zeitweise um -35% abwärts, nachdem Gamesa-Probleme den Mutterkonzern erneut die Guidance verhageln. All das in den letzten Monaten mühsam erarbeitete Anlegervertrauen ist auf einen Schlag dahin. Einstiegschance oder Finger weg?
Die in München ansässige Siemens Energy AG ist ein Strom- und Gaskonzern im Bereich der konventionellen und erneuerbaren Energien. Das Unternehmen hält knapp 98% der Anteile an Siemens Gamesa Renewable Energy, nachdem die Windkraft-Tochter im Zuge eines Übernahmeangebots im Februar von den spanischen Börsen genommen wurde.
Kursrutsch nach erneuter Gamesa-Gewinnwarnung
Einmal mehr hat Gamesa dem Mutterkonzern einen fetten Strich durch die Rechnung gemacht: Die Siemens-Energy-Aktie kracht am Freitagmorgen um mehr als ein Drittel unter die 16-€-Marke, nachdem die Münchener die Gamesa-Ergebnisprognose für das laufende Geschäftsjahr 22/23 (per Ende September) vollständig streichen mussten.
Anhaltende Qualitätsprobleme im Landturbinengeschäft führen den Angaben nach zu deutlich höheren Kosten als gedacht. Eine neue Überprüfung der Windturbinensparte hätte demnach ergeben, dass die Mängel mehr als eine Milliarde € kosten könnten. Im Januar waren die Einbußen noch mit weniger als 500 Millionen € beziffert worden. Eine genauere Schätzung des Schadens will Vorstandschef Christian Bruch liefern, sobald die Analyse der Situation abgeschlossen sei, spätestens jedoch beim Quartalsbericht am 7. August.
Prognose für Kerngeschäft bleibt intakt
Was die konkrete Problematik bei Gamesa angeht, habe es deutlich erhöhte Ausfallraten bei Windturbinen-Komponenten gegeben. Hinzu kommen den Angaben nach weiterhin Schwierigkeiten beim Hochlauf der Fertigungskapazitäten im renditeträchtigen Offshore-Bereich. Obendrein musste Siemens-Energy-Chef Bruch einräumen, dass die geplanten Produktivitäts-Verbesserungen bei Gamesa bisher nicht im erwarteten Umfang eingetreten sind.
Die Umsatzprognose für den Konzern sowie sämtliche Annahmen für Gas Services, Grid Technologies und Transformation of Industry halte das Unternehmen hingegen aufrecht. Beim Konzernumsatz geht das Unternehmen von einem vergleichbaren Umsatzwachstum von 10-12% aus. Dabei ausgeklammert sind Währungs- und Portfolioeffekte.
Anlegervertrauen auf einen Schlag wieder futsch
Die erneute Gewinnwarnung bei Gamesa hat viele Anleger auf dem falschen Fuß erwischt. Erst im Mai bei Vorlage der Halbjahreszahlen hatte das Siemens-Energy-Management die Guidance für die spanische Tochter zum zweiten Mal im Geschäftsjahr gesenkt und höhere Verluste in Aussicht gestellt. Auf einen weiteren noch schweren wiegenden Rückschlag war der Markt offenbar nicht vorbereitet.
Der Siemens-Energy-Vorstand um CEO Bruch hat damit das in den letzten zwölf Monaten mühsam zurückgewonnene Vertrauen auf einen Schlag verspielt. Auch ich hatte in diesem Artikel nach dem Finanz-Update vor einem Monat meine Zuversicht bestätigt, dass der operative Turnaround gelingen kann. Gleichzeitig habe ich jedoch auch deutlich auf die Euphorie-Bremse getreten und nach der Mega-Rallye der vergangenen Monate vor einer scharfen Korrektur gewarnt.
Aktie nichts für risikoaverse Anleger
Gamesa hält den Mutterkonzern und seine Anleger somit weiter in Atem. Auch wenn sich das Rentabilitätsumfeld in der Windkraftbranche zuletzt verbessert hat, hat der als Sanierer aus München entsandte Gamesa-CEO Jochen Eickholt aufgrund ausgemachter Probleme weiterhin alle Hände voll zu tun.
Der Kurssturz der Siemens-Energy-Aktie bietet Anlegern nun die günstige Einstiegsgelegenheit, die ich schon in meinem letzten Beitrag zum Unternehmen angekündigt habe. Man darf bei dem ganzen Gamesa-Drama ja nicht vergessen, dass das Gas- und Netzgeschäft der Münchener derzeit noch den Kern ihrer Aktivitäten bildet und sehr solide läuft.
Die Zukunft des Konzerns liegt jedoch im Bereich der erneuerbaren Energien, insbesondere in der noch kränkelnden Windkraftsparte. Anleger, die derzeit keinen großen Risikoappetit verspüren, warten daher ab, was die laufende Gamesa-Analyse des Vorstands ergibt.
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