Raiffeisenbank International: Die Angst kehrt zurück
Die Aktie der Raiffeisenbank International (WKN: A0D9SU) notiert aktuell bei 13,89 €. Damit beträgt der Rückgang seit dem Hoch Ende März rund -19%, was dem Stand vom November letzten Jahres entspricht. Als Bank mit einem sehr starken Geschäft in Osteuropa, insbesondere Russland, beeinflusst die Lage im Ukraine-Krieg die Kursentwicklung erheblich.
Die Raiffeisenbank International, kurz RBI, ist ein Gemeinschaftsinstitut der österreichischen Raiffeisenlandesbanken. Diese sind mit knapp 59% an dem Institut beteiligt. RBI ist außerhalb Österreichs in Zentral-, Südost- und Osteuropa tätig. Die Geschäftstätigkeit erfolgt über Tochterbanken in den jeweiligen Ländern. Sitz des Institutes ist Wien. Die Marktbewertung beträgt 4,53 Milliarden €.
Geschäftstätigkeit in Russland weiterhin unklar
Die RBI befindet sich in Russland in einer schwierigen Situation, das Geschäft trug wesentlich zum Gesamtkonzern bei. Momentan ist das Engagement dort zwar reduziert, aber immer noch groß. RBI hat erklärt, dass kein vollständiger Rückzug erfolgt, dies würde zum Verlust der dortigen Lizenz führen. Alle weiteren Möglichkeiten werden derzeit intensiv geprüft.
Der Zahlungsverkehr mit Belarus wird zukünftig vollständig eingestellt. Bisher war die RBI noch die einzige internationale Bank, die das ermöglichte.
Insgesamt ist die Situation für das österreichische Institut schwer. Die Fortführung des dortigen Engagements wird kritisiert.
Jahresbeginn stabil
Im Hinblick auf die Sondersituation blicken Anleger und Aktionäre voller Spannung auf die Veröffentlichung der Quartalsberichte. In den ersten drei Monaten ist die Entwicklung solide verlaufen. Ein Vergleich mit dem Vorjahreszeitraum ist wenig sinnvoll – das damalige Quartal war vom Beginn des Ukraine-Konfliktes wesentlich negativ geprägt. Aussagefähiger ist ein Vergleich mit dem Vorquartal.
Der Zinsüberschuss ist gegenüber dem Vorquartal um 6% auf 1,38 Milliarden € gesunken. Im Vergleich zu Vorjahreszeitraum ist er um 40,5% gestiegen, dies zeigt die geringe Aussagefähigkeit dieses Vergleichs. Der Provisionsüberschuss mit 966 Millionen € weist einen Rückgang von 19% aus.
Bei der Ertragslage sieht es ähnlich aus. Das Ergebnis vor Steuern ist um 24,4% auf 877 Millionen € gesunken. Beim Konzernergebnis mit 657 Millionen ist der Rückgang mit 30,5% stärker ausgefallen. Wird das Ergebnis aus dem Geschäft mit Russland und Belarus bereinigt, ergibt sich mit 330 Millionen € ein Wert, der deutlich über dem des Vorquartal (Q4) liegt. Der Gewinn pro Aktie (EPS) sank von 2,44 auf 1,92 €.
Obwohl bei allen Kennzahlen im Vergleich zum Vorquartal ein Rückgang zu verzeichnen ist, ist die Gesamtentwicklung dennoch als solide und stabil zu bezeichnen. Die Rückgänge resultieren weitestgehend aus dem Russland-Geschäft.
Jahresprognose bestätigt
Um Anlegern einen besseren Einblick zu gewähren, sind die Prognosedaten mit und ohne Russland und Belarus angegeben. Der gesamte Zinsüberschuss soll bei 5,3 bis 5,4 Milliarden € liegen, ohne die Problemländer bei 3,6 bis 3,7 Milliarden €. Beim Provisionsüberschuss insgesamt werden 3,2 bis 3,4 Milliarden € angestrebt, ohne Russland und Belarus sind es 1,7 Milliarden €.
Die hohen Unterschiedsbeträge verdeutlichen den Einfluss der dortigen Geschäfte auf den Gesamtkonzern.
Was bedeutet der Rückschlag für die weitere Kursentwicklung?
Der Verlauf der Aktie ist nicht nur von der Geschäftsentwicklung getrieben, politische Rückzugforderungen machen sich immer wieder negativ bemerkbar. Die weitere Kursentwicklung ist daher sehr schwierig und kann daher nur anhand der wirtschaftlichen Daten erfolgen.
Insgesamt ist der Bankkonzern auf einem guten Weg, sich zu stabilisieren. Dabei wird das Geschäft mit Russland und Belarus weiter abnehmen. Der Rückgang seit Ende Januar ist wirtschaftlich übertrieben, weil eher politisch bedingt. Solche Entwicklungen sind immer gute Einstiegsgelegenheiten.
Meiner Meinung nach liegt der faire Kurs bei 16 €, das entspräche einer Unternehmensbewertung von 5,25 Milliarden €. Gegenüber dem aktuellen Kurs ist das ein Potenzial von rund +14%. Analysten haben sich wegen der schwierigen Lage bezüglich Einschätzungen komplett zurückgezogen.
Mein Fazit: Das aktuelle Kursniveau bietet für risikoorientierte Anleger wieder gute Einstiegschancen. Sehr wichtig sind regelmäßige Gewinnmitnahmen.
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