Arcandor AG vor Wiederbelebung?

Marc Rendenbach
01.06.10

Die Aktie der insolventen Arcandor AG ist in diesen Tagen gefragt wie kaum ein anderer deutscher Pennystock. Unter immensem Volumen kletterte das Papier zuletzt von rund 13 Cent um mehr als 100% nach oben. Aktuell gibt der Wert wieder etwas nach und notiert bei knapp 23 Cent. Auffällig bei der zurückliegenden Rallye war der ebenso rasante wie homogene Anstieg. Zudem wurden besonders große Kauforders beobachtet. Während sich "Fach"-Medien wie DER AKTIONÄR lediglich äußerst oberflächlich mit der Thematik befassen und sich entweder bewusst oder unbewusst nicht gerade mit Kompetenz schmücken, bleibt die Frage nach den wahren Hintergründen dieser Spekulation.

"Arcandor ist auf einen Schlag alle Schulden los" schrieb WELT ONLINE im September letzten Jahres. Vorausgegangen war der Verkauf von Thomas Cook durch drei Banken, an die Arcandor Anteile des britischen Reiseunternehmens verpfändet hatte. Bis zu 1,04 Milliarden Euro soll der Verkauf demnach eingespielt haben. Die Schulden der Arcandor AG beliefen sich laut WELT ONLINE zuletzt auf "nur" 940 Millionen Euro. Heißt im Klartext: Arcandor sollte nach der Trennung von Thomas Cook über ein Eigenkapital von mindestens 60 Millionen Euro verfügt haben - in flüssigen Mitteln wohlgemerkt!

Während aus der Abwicklung der Versandhandelssparte Primondo (u.a. Quelle) kaum mehr etwas für die Muttergesellschaft übrig bleiben dürfte, sieht es bei der wahrscheinlichen Karstadt-Rettung schon anders aus. Durch die bevorstehende Komplettübernahme der Karstadt-Anteile könnte ein eventueller Verkaufserlös der Arcandor AG zufließen. Als Kaufpreis ist derzeit ein mittlerer zweistelliger Millionenbetrag im Gespräch. Entscheidend wird hier der Insolvenzplan sein, mit dem das bereits wieder profitable Karstadt aus der Pleite geführt werden soll. Denkbar ist auch, dass alle Karstadt-Gläubiger auf einen Schlag mit einer bestimmten Quote auf ihre Forderungen abgefunden werden und Karstadt somit komplett schuldenfrei von einen Investor übernommen werden kann. In diesem Fall dürfte Arcandor kaum mehr nennenswerte Zahlungen auf seine Anteile erhalten.

Wie auch immer: Der Mantel der Arcandor AG dürfte im Gegensatz zu den meisten anderen insolventen Unternehmen längst nicht überschuldet sein. Der durch den Thomas Cook- und möglicherweise Karstadt-Verkauf vermutlich angehäufte, erhebliche Cash-Bestand erzeugt Fantasie rund um eine etwaige Wiederbelebung der Arcandor AG als Finanz- oder Beteiligungsholding - vielleicht unter Führung von  Madeleine Schickedanz, die wohl immer noch den Großteil der Anteile besitzt.

Erklärung nach § 34b Abs. 1 des Wertpapierhandelsgesetzes
Die Autoren erklären, dass sie im Besitz von Finanzinstrumenten sein könnten, auf die sich die hier publizierten Beiträge beziehen. Hierdurch besteht die Möglichkeit eines Interessenskonfliktes.

Zugehörige Kategorien: Small Caps