Vectron-Aktie: Zurück in der Erfolgsspur?

Die Aktie von Vectron eröffnet die Woche mit einem  Kursgewinn von +2,6% und steht aktuell bei 4,65 €. Damit findet eine leichte Konsolidierung des Anstiegs im Juni statt. Der Mehrjahres-Chart zeigt, dass der Kurs das Tief im November bei rund 2,90 € überwunden hat und sich wieder im Aufwärtstrend befindet. Wo liegt der faire Zielkurs?

Jahresauftakt gelungen

Die Einbeziehung der übernommenen Tochter acardo wirkte sich positiv auf die Geschäftsentwicklung im ersten Quartal aus. Nachdem das abgelaufene Geschäftsjahr tiefrot ausgefallen war, kehrt die Ertragslage wieder in die Gewinnzone zurück.

Wie erwartet fiel das operative EBITDA bei Vectron noch mit einem Verlust von 0,2 Millionen € aus. Dank des Gewinns von acardo mit 0,7 Millionen € ergab sich ein Konzerngewinn von insgesamt 0,5 Millionen €. Damit wurde zumindest in den ersten drei Monaten der Turnaround geschafft. Mit dem eingeleiteten Restrukturierungsprogramm „Fit for Future“ soll es monatliche Kosteneinsparungen von 250.000 € geben.

Die Umsätze haben sich gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 34% auf 8,8 Millionen € erhöht. Sehr positiv ist, dass die wiederkehrenden Umsätze um 20% auf 20,9 Millionen € gestiegen sind. Auch beim Gesamtumsatz macht sich die Einbeziehung von acardo bemerkbar.

Insgesamt ist diese Geschäftsentwicklung als positiv zu bezeichnen und könnte der Beginn einer nachhaltigen wirtschaftlichen Erholung sein.

Thomas Stümmler, Vorstandsvorsitzender der Vectron Systems AG, kommentiert die Entwicklung so:

Mit den vorgelegten Zahlen sehen wir uns auf einem guten Weg, in diesem Jahr im Konzern das geplante EBITDA zwischen 1,3 Millionen €  und 2,2 Millionen € zu erwirtschaften. Die Kostenoptimierungen im Kassengeschäft und die positiven Effekte der acardo-Akquisition werden sich positiv in den kommenden Quartalen auswirken.

Mittelfristige Prognose optimistisch

Die Bekanntgabe einer Mehrjahresprognose zeigt, dass das Unternehmen an ein nachhaltiges Wachstum beim Umsatz und Ertrag glaubt. Das Wachstum kommt überwiegend aus dem digitalen Bereich.

2023 soll der Umsatz auf 36 bis 37,8 Millionen € steigen und das EBITDA bei 1,3 bis 2,2 Millionen € liegen. 2024 wird dann mit einem Umsatz von 41 bis 45,5 Millionen € gerechnet sowie einem EBITDA von 4 bis 6,2 Millionen €. Dieser Aufwärtstrend setzt sich auch 2025 weiter fort, der Umsatz soll dann bei 48,8 und 54,23 Millionen € liegen, das EBITDA dann bei 7,3 bis 9,7 Millionen € liegen.

Diese Zahlen scheinen realistisch und machbar zu sein, zumindest für das laufende Geschäftsjahr.

Analysten sehr unterschiedlicher Meinung

Sehr pessimistisch ist das Analysehaus Sphene Capital, dessen Zielkurs auf Sicht von 12 Monaten liegt bei 1,39 €. Das entspräche einem Kursrückgang von rund -70%. Begründet wird dies damit, dass das Tochterunternehmen acardo von wenigen Großkunden abhängig und dessen Entwicklung daher unkalkulierbar sei. Zudem wurde auf die Aussage im Geschäftsbericht 2022 verwiesen, nach der das Kerngeschäft von Vectron schwer planbar sei.

Ganz anderer Meinung ist das Analysehaus GBC. Es stuft die Aktie mit „kaufen“ ein und sieht einen fairen Wert von 9,40 € bis Jahresende. Warburg Research kommt aufgrund einer Langzeitstudie mit seinem Zielkurs von 9,60 € zu einem ähnlichen Wert.

Mittelfristiges Potenzial vorhanden

Die Übernahme von acardo trägt bereits erste Früchte, sein Ergebnisbeitrag hat den Verlust im Kerngeschäft vollständig ausgeglichen. Wenn das Restrukturierungsprogramm wie geplant greift, sollte das EBITDA innerhalb der Prognose liegen. Das nächste Quartal wird zeigen, was zu erwarten ist.

Meiner Meinung nach kehrt das Unternehmen wieder zurück auf die Erfolgsspur. Allerdings wird der weitere Kursanstieg volatil verlaufen. In dem jetzigen Kursniveau sind viele positive Erwartungen bereits eingepreist. Eine weitere Konsolidierung wäre daher vorteilhaft.

Mittelfristig sehe ich einen Kurs von 5,50 € als realistisch an. Die Einschätzungen von Warburg und GBC erscheinen mir zu hoch.

Mein Fazit: Die Aktie eignet sich momentan eher für risikoorientierte Anleger. Ob die Restrukturierung gelingt, zeigt sich in den nächsten Quartalsabschlüssen.