VW: „Die Hütte brennt“ – was heißt das für die Aktie?
Die Zulassungszahlen von Elektrofahrzeugen zeigen noch ein zuversichtliches Bild, doch hinter den Kulissen rumort es im VW-Konzern gewaltig. Besonders heikel ist die Lage bei der Kernmarke VW. Hier sorgt die Brandrede des Markenchefs Thomas Schäfer für viel Unruhe bei den Mitarbeitern und Händlern. Was bedeutet das für die Aktie von Volkswagen (WKN: 766403), die aktuell bei 151,35 € notiert?
Die Volkswagen AG mit Sitz in Wolfsburg ist ein weltweit führender Hersteller von Automobilen und Nutzfahrzeugen mit einem Portfolio von zehn Auto-Marken. Neben der Kernmarke VW gehören unter anderem Audi, Skoda, Seat, Bentley und Porsche zum Konzern. Abseits des Autogeschäfts bietet Volkswagen auch Services im Bereich Finanzdienstleistungen an. Die aktuelle Marktkapitalisierung liegt bei knapp 71 Milliarden €.
Nachfrage nach Elektroautos bricht ein
Glaubt man den gemeldeten Absatzzahlen des VW-Konzerns, kommt man zu dem Ergebnis, dass das Geschäft brummt. Das mag zwar für die klassischen Autos mit Verbrennermotoren zutreffen, nicht jedoch bei den Elektrofahrzeugen.
Hier sieht die Situation schlecht aus. Die derzeitige Auslieferung ist zwar noch recht stabil, aber die aktuelle Nachfrage ist deutlich eingebrochen. Das betrifft nicht nur VW, sondern auch ganz massiv den Marktführer Tesla. Dort wird täglich mehr produziert als verkauft. Bei VW ist es ähnlich, die Halden füllen sich immer mehr.
Die Ursache für diese Entwicklung ist der Wegfall der staatlichen Kaufprämie zum Jahreswechsel. Im letzten Jahr wurden daher viele Käufe und Bestellungen vorgezogen. Dies führte dazu, dass die Hersteller über einen hohen Auftragsbestand verfügten. Mit Sonderschichten und Leiharbeitern entspannte VW diese Sondersituation.
Das ist vorbei, jetzt zeigt sich, dass die Nachfrage nach Elektroautos überschätzt wurde. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, bieten die Konzerne hohe Preisnachlässe. Was für Verbraucher positiv ist, ist für die Autokonzerne fatal.
Prof. Ferdinand Dudenhöffer, deutscher Autopapst, kommentiert die Lage so:
Die Zulassungszahlen, die wir im Moment sehen, zeigen die Realität von gestern. Der Auftragseingang ist dagegen deutlich niedriger als 2022.
Unruhe bei VW steigt
Kurz vor der Sommerpause beim VW-Konzern erklärte der Chef der Kernmarke VW, Thomas Schäfer, in seiner Brandrede, dass die Lage dramatisch sei. Um die Ertragsziele zu erreichen, sei es notwendig, die Kosten massiv zu reduzieren. Arbeitsverträge von Leiharbeitern werden nicht mehr verlängert.
Auch bei den Vertragshändlern rumort es gewaltig. Die gelieferten Autos werden zu Ladenhütern. Die Preisnachlässe gehen dabei zulasten der Ertragslage bei den Händlern.
Negative Auswirkungen möglich
Noch ist die E-Mobilität nicht das Hauptgeschäft im VW-Konzern, dies wird sich mittel- und langfristig jedoch ändern. Wenn dann solche Situationen auftreten, wirkt das sich negativ auf die Ertragslage aus. Das wird die Kurse dann negativ beeinflussen.
Momentan überwiegen noch die positiven Meldungen über gestiegene Absatzzahlen und darüber, dass der Abstand zum Marktführer Tesla sich verringert. Allerdings wird das, was Thomas Schäfer hart umschreibt, zukünftig Gegenstand von Analysten-Einschätzungen und Meldungen werden.
Aus meiner Sicht entstehen vorerst keine gravierenden negativen Auswirkungen für die VW-Aktie. Kritisch wird es dann, wenn die Gesamtprofitabilität des Konzerns darunter leidet. Eine große Gefahr für die deutschen Autokonzerne allgemein ist die zunehmende Konkurrenz hierzulande durch chinesische Hersteller von Elektroautos.
Aktie bietet Aufwärtspotenzial
Insgesamt bin ich bei der weiteren Kursentwicklung der VW-Aktien (Stammaktie und Vorzugsaktie) momentan zuversichtlich. Die Nachfrage nach Elektroautos wird weiter steigen, auch wenn sie vorübergehend nachgelassen hat. Wichtig wird es sein, die Palette der Elektrofahrzeuge breit aufzustellen. Das derzeitige Management um Oliver Blume trimmt den Konzern derzeit auf mehr Rentabilität.
Mein Fazit: Meldung nicht überbewerten, die VW-Aktie ist gegenüber anderen Herstellern immer noch günstig bewertet und bietet Aufwärtspotenzial.
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