Stratec-Aktie: Was Anleger massiv enttäuscht
Nach der gestrigen Bekanntgabe der vorläufigen Geschäftszahlen für das zweite Halbjahr stürzt der Kurs der Stratec-Aktie am Mittwoch um knapp -16,5% ab und steht aktuell bei 51,20 €. Die schlechteren Unternehmenserwartungen wurden noch unterschritten. Insbesondere die Senkung der Jahresprognose enttäuschte die Marktakteure. Besteht hier noch Hoffnung auf eine Kursverbesserung?
Die Stratec SE (vormals Stratec Biomedical AG) ist ein weltweit agierendes Unternehmen, das in der Entwicklung und Herstellung von integrierten, vollautomatischen Analysensystemen im Bereich der In-vitro-Diagnostik tätig ist. Zu den Kunden von Stratec zählen führende Diagnostikkonzerne wie Siemens Healthineers, Bio-Rad oder Hologic. Neben dem Hauptsitz im baden-württembergischen Birkenfeld unterhält der Konzern zahlreiche internationale Standorte. Die Marktkapitalisierung liegt bei rund 627 Millionen €.
Prognose gesenkt
War das Management nach den Zahlen des ersten Quartals noch zuversichtlich, so verschlechterten sich im zweiten Quartal viele Annahmen. Das Bestellverhalten der Kunden hat sich wieder negativ verändert. Der Lagerabbau dauert länger als angenommen. Zusätzlich gibt es Lieferprobleme für Veterinärlösungen.
Statt einem Umsatzwachstum von 8 bis 12% geht der Konzern jetzt von einem stabilen bis leicht wachsenden Umsatz aus. Im letzten Jahr lag der Konzernumsatz bei rund 274 Millionen €.
Auch die operative EBIT-Marge wurde gesenkt, statt einem Wert von 12 bis 14% wird jetzt nur noch mit 10 bis 12% gerechnet.
Auch wenn mit einem deutlich geringeren Umsatz kalkuliert wird, soll die Profitabilität verbessert werden. Letztlich zählt die Ertragslage für die Unternehmensbewertung.
Halbjahreszahlen unerwartet verschlechtert
Mit Spannung wurde der Halbjahresbericht erwartet, insbesondere im Hinblick auf die Verbesserungen im ersten Quartal. Doch genau das Gegenteil ist eingetreten, Umsatz und Ertrag lagen deutlich unter den Unternehmenserwartungen.
Der Umsatz verringerte sich von 137,2 Millionen € auf 125 Millionen €. Hierbei ist jedoch eine wichtige Entwicklung eingetreten: Jüngere Produkte wurden verstärkt nachgefragt, bei älteren Produktlinien war der Rückgang gravierend.
Die operative EBIT-Marge verringerte sich von 15,4% auf 5,6%, rechnerisch entspricht das einem EBIT von 7 Millionen €. Das ist ein herber Rückschlag. Die schwache Ertragslage im zweiten Quartal machte die leichte Steigerung im ersten Quartal vollkommen zunichte.
Akquisition abgeschlossen
Mit Wirkung zum 1. Juli wurde die angekündigte Akquisition der amerikanischen Natech Plastics abgeschlossen. Der Entwickler und Hersteller polymerbasierter Verbrauchsmaterialien passt gut in die Produktlinie von Stratec.
Die Übernahmekosten betragen 30 Millionen US$ zuzüglich einer Erfolgskomponente bis 2025. Zuletzt lag der Umsatz von Natech bei 16,3 Millionen US$. Umsatz und Ertrag wuchsen zweistellig.
Bewertung der Prognosesenkung
Mit dem starken Einbruch im zweiten Quartal konnte keiner rechnen, selbst das Birkenfelder Unternehmen scheint überrascht zu sein. Die Senkung der Prognose ist daher richtig und konsequent, denn im zweiten Halbjahr dürfte keine Aufholung mehr möglich sein.
Positiv ist bei der neuen Prognose dennoch, dass der Ertragsrückgang deutlich geringer ist als der Umsatzrückgang. Entscheidend wird jetzt das dritte Quartal sein. Hier wird sich zeigen, ob eine Verbesserung eintreten oder ob sich die Verschlechterung fortsetzen wird.
In diesem Artikel bin ich auf das Potenzial der Stratec-Aktie eingegangen. Generell bleibe ich zuversichtlich, revidiere jedoch meine Zukunftserwartungen. Statt einem prognostizierten Kurs von 82 € rechne ich nun mit einem Zielkurs von 65 €. Der starke Rückgang ist aus meiner Sicht eine Überreaktion auf die Prognosesenkung. Hier sollte in den nächsten Tagen wieder eine leichte Erholung eintreten.
Die Analysten von Warburg und der Berenberg Bank haben ihre Einschätzungen mit 62 und 84 € beibehalten. Die Deutsche Bank verringerte ihr Kursziel von 71 auf 59 €.
Mein Fazit: Vorläufig sollten nur risikoorientierte Anleger das niedrige Kursniveau zum Einstieg nutzen, momentan ist die Unsicherheit sehr hoch.
Der Autor hält Aktien des besprochenen Unternehmens. Somit besteht konkret und eindeutig ein Interessenkonflikt. Der Autor beabsichtigt, die Aktien -je nach Marktsituation auch kurzfristig- zu kaufen oder zu veräußern und könnte dabei von erhöhter Handelsaktivität profitieren
Hochwertige Diskussionen und echte Informationsvorsprünge: Profitiere ebenso wie Tausende andere Anleger von unserem einzigartigen Live Chat, dem Aktien-Forum der neuen Generation.